2024-06-03T07:54:05.519Z

Interview
Die Sportlichen Leiter Bernd Scheibel vom FC Amberg (l.) und Thomas Binner von der SpVgg SV Weiden (r.) fiebern den beiden Derbys in den nächsten sieben Tagen entgegen. Fotos: Christian Eberhardt/Werner Franken
Die Sportlichen Leiter Bernd Scheibel vom FC Amberg (l.) und Thomas Binner von der SpVgg SV Weiden (r.) fiebern den beiden Derbys in den nächsten sieben Tagen entgegen. Fotos: Christian Eberhardt/Werner Franken

Zwei Leckerbissen, garniert mit viel Brisanz

Mannschaften des FC Amberg und der SpVgg SV Weiden kreuzen in den nächsten sieben Tagen zweimal die Klingen +++ Die Sportlichen Leiter Bernd Scheibel und Thomas Binner im Interview

FC Amberg gegen die SpVgg SV Weiden – seit jeher ein fußballerischer Leckerbissen, garniert mit ganz viel Brisanz. Die Fans der Region und beider Lager kommen in den nächsten sieben Tagen gleich zweimal in den Genuss des Oberpfalz-Derbys: Am Sonntag um 15 Uhr erwartet die Weidener Bezirksliga-U23 im Sparda-Bank-Stadion die Vilsstädter, am Freitag, 15. August, kommt es um 18 Uhr im Stadion am Schanzl zum Aufeinandertreffen der Bayernliga-Teams. Vor den beiden Partien haben wir uns mit den Sportlichen Leitern Bernd Scheibel (FCA) und Thomas Binner (SpVgg SV) unterhalten, die in den letzten Jahren nicht nur die Reservetams beider Teams ins Oberhaus des Bezirks gebracht haben, sondern mit ihren ersten Mannschaften auch in der Bayernliga Nord eine gewichtige Rolle spielen.

Herr Scheibel, Herr Binner: Zwei Derbys binnen einer Woche – wie sind Sie mit den bisherigen Abschneiden Ihrer Teams in der Bayernliga und in der Bezirksliga zufrieden?

Bernd Scheibel: Grundsätzlich bin ich mit dem bisherigen Abschneiden von beiden Mannschaften einverstanden. Aber wenn wir heute zufrieden wären, dann wäre das etwas arg früh. Es war ein vernünftiger Start von beiden Teams, aber der muss in den nächsten Pflichtspielen auch weiterhin unter Beweis gestellt werden.

Thomas Binner: Nach zwei Spieltagen in der Bezirksliga und sechs in der Bayernliga kann man noch nicht so viel sagen. Aber der Start in die Bezirksliga ist besser gelaufen, als ich erwartet habe. Unsere jungen Spieler strotzen vor Motivation und wollen sich in der neuen Klasse beweisen. Unser zweiter Tabellenplatz in der Bayernliga ist eine wunderschöne Momentaufnahme, die wir genießen. Aber mehr nicht. Wir haben bislang erst zwei Partien verloren, Amberg gar nur eines, und denken von Spiel zu Spiel.

Ein kurzer Blick auf die Bezirksliga: Als Aufsteiger schlagen sich Ihre Teams ja überraschend gut. Worin sehen Sie die Gründe?

Bernd Scheibel: Die Gründe für das bisherige gute Abschneiden unserer U23 sehe ich einer intakten Mannschaft, die in den letzten fünf Jahren nach dem Neustart in der B-Klasse sehr eng zusammengewachsen ist und auch durch die Spiele in den unteren Klassen viel gelernt hat. Als man den Gegnern zum Teil deutlich überlegen war, ist sie nie überheblich aufgetreten ist, sondern ist ihnen immer mit einer gewissen Portion Selbstvertrauen aber den nötigen Respekt begegnet. Und natürlich an der sehr, sehr guten Arbeit von Trainer Tobias Pinzenöhler, der mit seiner Ruhe und Erfahrung die Spieler super weiterentwickelt hat.

Thomas Binner: Klar, wir profitieren zum einen sicherlich von der Aufstiegseuphorie. Aber das ist nur ein Grund. Der Kader unseres Trainers Alfons Brittinger, der es hervorragend versteht, mit den Jungs zu arbeiten, ist relativ groß. Entsprechend natürlich auch der Konkurrenzkampf. In jedem Training und in jedem Spiel muss sich jeder immer beweisen und sein Bestes geben. Wir sind ein ungemein spielstarkes Team, bestehend aus einer passenden Mischung aus jungen und älteren Akteuren, das sich sicherlich noch mehr finden muss. Aber es hat sich schnelle eine Hierarchie gebildet, die jungen lassen sich von den älteren führen und lernen viel von ihnen.

Wie schätzen Sie das Niveau in der Bezirksliga Nord bislang ein? Was erwarten Sie sich für Ihre Mannschaften in dieser Saison?

Bernd Scheibel: Das Niveau in der Bezirksliga Nord ist in diesem Jahr hoch und bis auf den Topfavoriten DJK Gebenbach, so denke ich, haben alle Mannschaften das gleiche Niveau. Wenn man allein am ersten Spieltag gesehen hat, dass es nur zwei Siege aber sechs Remis gab, erkennt man, dass die Spiele oft durch Kleinigkeiten entschieden werden und es eine spannende Saison werden wird. Für unsere junge Mannschaft gilt es, dass so schnell wie möglich die Punkte zum Klassenerhalt geholt werden und wir dann auch – wie in den vergangenen Jahren – die Möglichkeit haben, frühzeitig Spieler aus der U19 in den Kader mit einzubauen und an den Herrenfußball zu gewöhnen.

Thomas Binner: Da stimme ich Bernd voll zu: Ich habe letztes Jahr und auch heuer schon einige Spiele gesehen und muss sagen, dass das Niveau höher ist. Das liegt meines Erachtens daran, dass die Aufsteiger, zu denen wir und auch Amberg gehören, sehr stark und eine Bereicherung für die Liga sind. Zum anderen haben sich die etablierten Teams gut verstärkt. Somit rücken alle näher zusammen. Insgesamt ist das Spiel dynamischer und athletischer geworden. Unser Ziel ist es, in der Bezirksliga weiter Fuß zu fassen. Man darf nicht vergessen, dass wir sieben Spieler haben, die noch in der U19 eingesetzt werden können. Daher wollen wir so schnell wie möglich die nötigen Punkte zum Klassenerhalt sammeln und mit unserer U23 unseren eigenen Talenten eine entsprechende Plattform bieten.

Dann der Blick auf die Bayernliga: Da sind bei Ihren Teams ja zuletzt zuhause und auswärts endlich die Knoten geplatzt. Warum hat es so lange gedauert, bis ihr auswärts, bzw. zuhause, in Tritt gekommen seid?

Bernd Scheibel: Bedingt durch die kurze Sommerpause und angesichts der Tatsache, dass es viele Veränderungen im Team gab und insgesamt neun Neuzugänge integriert werden mussten, war es uns klar, dass es noch einige Spiele dauern wird, bis die Mannschaft die Automatismen und Laufwege verinnerlicht hat. Nach dem in Unterzahl erkämpften Unentschieden zum Saisonstart beim Regionalliga-Absteiger in Aschaffenburg gab es mit der klaren Heimniederlage gegen Aubstadt einen missglückten Heimauftakt. Aus dieser Niederlage wurde jedoch gelernt, die Mannschaft und das Trainerteam rückten noch näher zusammen und so wurden aus den letzten vier Spielen zehn Punkte mit 8:1 Toren geholt.

Thomas Binner (lacht): Warum wir uns auswärts so schwer getan haben? Weil ich in Regensburg und in Eltersdorf nicht auf der Bank saß. Spaß beiseite: Egal, ob wir gewonnen oder verloren haben, es waren immer ganz, ganz enge Spiele, in denen Nuancen über den Ausgang entschieden haben. In Regensburg hatten wir einen schwachen Tag erwischt und hätten dennoch fast noch einen Punkt geholt. In Eltersdorf hat ein Fehler das Match entschieden, in Ansbach – wo ich wieder auf der Bank saß – wollten wir den Sieg einfach mehr. Unsere Mannschaft zieht voll mit und hat sich dafür momentan belohnt. Wir und auch der FC Amberg haben die Qualität, heuer ganz vorne mitzuspielen.

Ist die Bayernliga Nord der Saison 2014/15 für Euch wirklich die stärkste seit Jahren? Wenn ja, warum?

Bernd Scheibel: Ich bin auch der Meinung, dass die diesjährige Bayernliga Nord die stärkste Liga und ausgeglichenste der letzten Jahre sein wird. Es gibt jedes Wochenende packende Spiele, in denen der Ausgang schwer vorherzusagen ist. Ich könnte jetzt auf Anhieb auch gar nicht sagen, welches Team für mich der Favorit auf den Aufstieg ist, weil jeder jeden schlagen kann. In den bisherigen Spielen war bei jedem unserer Gegner ein klares taktische Konzept und die hohe Qualität der einzelnen Akteure zu erkennen. Man sieht, wie bei unserem Heimspiel gegen den SV Erlenbach, das jeder Fehler sofort vom Gegner bestraft wird. Ich hoffe, dass wir uns im Kreis der ambitionierten Mannschaften etablieren können und wir dauerhaft zur oberen Tabellenhälfte gehören werden. Was am Ende dabei rauskommt, wird man sehen.

Thomas Binner: Das ist eine vollkommen richtige Einschätzung. In den letzten beiden Jahren sind jeweils zwei Regionalliga-Absteiger in die Liga gekommen. Zudem schafften starke Teams aus der Landesliga den Aufstieg, die sich zudem überwiegend enorm verstärkt haben. Dadurch sind die Spitze in der Liga sowie das Leistungsvermögen der Mannschaften noch enger zusammengerückt. Ich denke, dass sich kein Team bis zur Winterpause entscheidend absetzen kann und die Liga so dominieren wird, wie es letzte Saison Bayreuth getan hat. Dann muss man sehen, wer am besten aus der Winterpause kommt, und wer im Winter nochmals auf dem Transfermarkt entsprechend aktiv wird. Unterm Strich werden sich die Mannschaften vorne etablieren, die die größte Konstanz aufweisen. Dazu zähle ich auch uns, den FC Amberg, die SpVgg Jahn Forchheim, den SC Eltersdorf und beiden Ex-Regionalligisten SpVgg Bayern Hof und Viktoria Aschaffenburg.

Was zeichnet für Sie die bevorstehenden Derbys aus?

Bernd Scheibel: Der Reiz liegt in der jahrelangen Rivalität zwischen den Mannschaften und zwischen den Fans aus beiden Lagern. Es geht ganz einfach ums Prestige. Viele Spieler beider Vereine haben schon beim Gegner gespielt. Man kennt sich bestens und so erlangen diese Matches einfach eine größere Bedeutung. Der ein oder andere hat vielleicht auch noch Wette mit dem ehemaligen Mitspieler laufen und so möchte jeder das Beste für sich und seine Mannschaft rausholen.

Thomas Binner: Ganz klar, die Brisanz auf dem Spielfeld. Denn die Verantwortlichen aus beiden Lagern pflegen inzwischen ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Aber es gibt noch viele alteingesessene Fans und Zuschauer, die diese Brisanz aufrecht erhalten. Was auch in Ordnung ist. Egal, in welcher Klasse, ob Bayernliga, U23, U19, U17 oder U13, ein Derby zwischen Amberg und Weiden ist und bleibt etwas Besonderes.

Was wünschen Sie sich für die beiden Derbys?

Bernd Scheibel: Ich wünsche mir zwei kurzweilige und packende, aber vor allem verletzungsfreie, Derbys vor vielen Zuschauern mit dem hoffentlich besseren Ende für uns.

Thomas Binner: In beiden Begegnungen liegt der Druck eher beim FC Amberg als bei uns. Wir können, der FC muss. Beide Kader sind beim FC etwas breiter und besser aufgestellt als unsere. Aber: Wir haben die Mittel und sind in der Lage, beide Spiele für uns zu entscheiden. Ich denke, wir holen sechs Punkte!

Abschließend: Wie lauten Ihre Tipps?

Bernd Scheibel: Ich tippe ja grundsätzlich nicht. Denn wie sagte Otto Rehhagel einmal: „100.000 sind im Stadion und der einzige, der keine Ahnung hat, das ist der Trainer.”

Thomas Binner: Ich bin im Grunde genommen ein ganz schlechter Tipper. Aber gut: In der Bezirksliga gewinnen wir 3:1 und in der Bayernliga 2:1.
Aufrufe: 07.8.2014, 19:00 Uhr
Stephan LandgrafAutor