2024-04-30T13:48:59.170Z

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Ben Emci (links) spielt schon seit einigen Jahren im Dress der Bayern. Der Kontakt zu seinem Heimatverein TSV Pfuhl ist trotzdem nie abgerissen. – Das gerahmte Trikot von Robert Lewandowksi an der Wand: Eigentlich ist klar, wohin die Reise von Samuel Unsöld gehen soll.
Ben Emci (links) spielt schon seit einigen Jahren im Dress der Bayern. Der Kontakt zu seinem Heimatverein TSV Pfuhl ist trotzdem nie abgerissen. – Das gerahmte Trikot von Robert Lewandowksi an der Wand: Eigentlich ist klar, wohin die Reise von Samuel Unsöld gehen soll. – Foto: Stefan Kümmritz

Zwei Jungs, die es packen wollen

Ben Emci aus Pfuhl und Samuel Unsöld aus Unterelchingen haben es zu den Bayern und in den Kader der Nationalmannschaft geschafft +++ Sie möchten natürlich Profis werden und sind bereit, Opfer dafür zu bringen

Die beiden hochtalentierten Jungs aus der Neu-Ulmer Region mussten erst in die Landeshauptstadt zum FC Bayern München gehen, um sich kennenzulernen. Ben Emci und Samuel Unsöld kicken demnächst zusammen in der U17 des deutschen Rekordmeisters in der Bundesliga und auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist man auf sie aufmerksam geworden. Emci stammt aus Pfuhl, Unsöld aus Unterelchingen.

Während der Name Emci im Fußball erst jetzt durch Ben bekannt geworden ist, weil Vater Altan Basketballer war und Mutter Ines vom Tanzen kommt, kennt den Namen Unsöld fast jeder. Vater Oliver („Olli“) kickte früher mit dem SSV Ulm 1846 unter anderem in der zweiten Liga, in der Saison 1999/2000 sogar in der Bundesliga und ist derzeit Trainer in der bayerischen Landesliga beim SC Ichenhausen. Der Apfel fiel also nicht weit vom Stamm.

Die beiden 16-Jährigen sind selbstbewusst, ehrgeizig und sie wollen sehr gute Fußballer werden. Fußball ist ihr Leben, Profi ihr Traumberuf und dafür sind sie bereit, auf vieles zu verzichten. Auch jetzt in den Pfingstferien. Samuel Unsöld und Ben Emci wurden vom DFB zum U17-Lehrgang in Steinbach bei Baden-Baden eingeladen. Samuel musste wegen eines Sehnen- und Muskelfaserrisses im Oberschenkel diesmal absagen, früher war er schon dabei und wurde auch in der Jugend-Nationalmannschaft eingesetzt. Ben gehört erstmals zum Kreis der 28 auserwählten Jungs. Während der Unterelchinger Unsöld ein erfolgreicher Stürmer ist, spielt der Pfuhler Emci meist hinten auf der rechten Außenbahn. Übereinstimmend sagen sie: „Wir kennen uns zwar fast nur vom Training und von den Spielen her, aber wir verstehen uns im Team alle sehr gut und haben eine tolle Kameradschaft.“

Beim besten deutschen Verein zu spielen, ist für beide Jungs „etwas Besonderes“ und macht sie „stolz“. Wobei es in den vergangenen Monaten wegen der Corona-Pandemie kaum Pflichtspiele gab. „Bevor die Saison im vergangenen Herbst beendet wurde, habe ich alle drei Begegnungen mitgemacht“, erzählt Samuel Unsöld, dessen älterer Bruder beim FV Illertissen spielt: „In denen habe ich fünf Tore geschossen und eine Vorlage gegeben.“ Torgefährlich war Unsöld junior von Kindesbeinen an. Angefangen hat er als Vierjähriger beim SV Oberelchingen. Mit acht Jahren wechselte er zur U9 des SSV Ulm 1846. „Das war ein großer Sprung“, erinnert sich Samuel: „Bis zur U11 blieb ich dort, dann ging ich zum FC Augsburg. Das war meine schwierigste Zeit. In Ulm war ich Stammspieler, beim FCA kam ich in den ersten beiden Jahren kaum zum Einsatz. Ich hatte schon darüber nachgedacht, mit dem Fußball aufzuhören.“ Aber Vater Oliver sagte damals auch aus eigener Erfahrung: „Auf Dauer setzen sich Wille und Qualität durch.“ Samuel spielte weiter und schaffte unter einem neuen Trainer den Durchbruch. Als er dann im Nationaldress spielte, kamen schon Kinder und wollten ein Autogramm von ihm, erzählt der sonst sehr bescheidene Nachwuchsspieler mit stolzem Lächeln.

Während Ben Emci beim FC Bayern München schon in die vierte Saison geht, ist Realschüler Samuel Unsöld dort noch Frischling. „Die Bayern hatten früher schon mal bei uns angeklopft, ob Samuel nicht zu ihnen will“, erzählt Olli Unsöld: „Da war es noch zu früh dafür. Dann kamen sie wieder, aber wir hatten schon dem VfB Stuttgart zugesagt und wir haben natürlich Wort gehalten.“

So spielte der Sohnemann in der Saison 2019/2020 für den VfB, bis die Spielzeit wegen Corona abgebrochen wurde. Im Sommer 2020 folgte Samuel dann mit dem Einverständnis seiner Eltern dem Lockruf des FCB und lebt nun dort ebenso wie künftig auch Ben Emci, der in zwei Jahren sein Abitur machen will, im vereinseigenen Internat direkt am Trainingsgelände. Dort ist momentan nicht so viel los, wie Emci berichtet: „Wir trainieren derzeit nur vier Mal pro Woche. Wenn alles wieder normal läuft, dann sind es fünf Einheiten und dazu kommt noch ein Spiel.“

Emci, der beim TSV Pfuhl anfing und dann zwei Jahre beim SSV 1846 war, ist schon länger bei den Bayern und hat dort mehr Erfahrungen gesammelt. Auch bei vielen Auslandsreisen. Bisher fuhr er immer mittags nach der Schule per Shuttlebus nach München und kam abends gegen 21.15 Uhr zurück. Unterwegs hat er für die Schule gebüffelt. Wenn Emci erst auf dem Campus lebt, hat er mehr Zeit fürs Lernen. „Alles ist okay“, sagt er: „Ich will ja Profi werden, am besten bei den Bayern. Und wenn das nicht klappt, dann woanders. Hauptsache Fußball spielen.“

Die Verbindung zum TSV Pfuhl ist bei Ben, dessen Vorbild Joshua Kimmich ist, nie abgerissen, der junge Mann schaut immer wieder bei Spielen seines Heimatvereins vorbei: „Das ist eine emotionale Sache.“ Eine beinahe emotionale Beziehung hat Ben auch zu seinen Kickstiefeln: „Ich sammle alle Fußballschuhe, die ich je anhatte, und weiß, welche ich wo getragen und mit welchen ich ein Tor geschossen habe.“ Wenn alles nach seinen Vorstellungen läuft, dann braucht er wohl schon bald einen sehr großen Schuhschrank.

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Aufrufe: 04.6.2021, 10:19 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Stefan KümmritzAutor