2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines

Zerstört das Regelwerk den Budenzauber?

HINTERLAUFEN: +++ Gastautor Björn Watzke wünscht sich mehr Flexibilität in Organisation und Spiel +++ Langsamer Tod aller Winterturniere? +++

Das Fußballjahr neigt sich endgültig dem Ende zu. Stollenschuhe werden gegen Hallenschuhe getauscht und zwischen den Jahren trifft sich - Beispiel Gießen - die Fußballszene zum legendären Hallen-Stadtpokal in der ehrwürdigen Osthalle. Wahrscheinlich geht es dann jedem Sportler gleich: Die Feiertage waren lang. Man hat gut gegessen und getrunken, doch die Stunden bis zum Anpfiff wurden längst gezählt. Man freut sich, altbekannte Gesichter zu treffen und Anekdoten auszutauschen. Nebenbei das allerliebste, nämlich Fußball. Doch hat das Turnier noch den Charme und den Charakter vergangener Tage?

Ganz ehrlich? Ich habe starke Bedenken. Fangen wir mit dem Blick auf den Gastgeber an: Auflagen um Auflagen müssen erfüllt werden. Dies beginnt beim Punkt „Security“ mit genau ausgearbeitetem Sicherheitskonzept, geht über Rettungsdienst und endet bei „Ihr müsst die Getränke dort abnehmen“. Bei dieser Vielfalt an Auflagen in der Organisation macht das Ausrichten solcher großen Turniere keinen Spaß. Letztendlich soll ja auch der eine oder andere Euro für den Verein hängen bleiben.

Wie wirkt sich die Bürokratie auf den Fußball aus? Meiner Meinung nach definitiv zum Nachteil. Früher wurde einfach Fußball gespielt. Tore durften aus jeder Lage erzielt werden. Wie oft brachte Michael Moser mit seiner Granate die Halle zum kochen? Andreas Frank, Ralf Rennert, Rudi Hassler oder Christian Balzer schossen aus allen Lagen. Der Torwart wurde zum Feldspieler. War ein Vorteil, konnte aber auch schnell zum Nachteil werden. Es ging ständig hin und her. Heute undenkbar. Wir spielen mit Bande. Coole Idee, aber dann mit einem Filzball? Bei einem falsch durchgeführten Wechsel - auch wenn es nur ein Millimeter ist - gibt es Zeitstrafen. Der Torwart darf seine Zone nicht verlassen, Tore darf man nur in gegnerischer Hälfte schießen und so weiter.

Man merkt, das dicke Regelwerk hat uns voll im Griff. Für mich kommen all diese Gründe einer langsamen Hinrichtung dieses Turniers gleich. Natürlich muss man sich an den Hessischen Fußballverband halten, keine Frage, aber ist dies zeitgemäß? Lasst doch den Ausrichter oder die Vereine entscheiden, wie gespielt wird! Für mich ist klar: Wir müssen uns in den nächsten Jahren definitiv etwas einfallen lassen, sonst stirbt die nächste Tradition. So wie in Friedberg, wo in diesem Jahr kein Kreis-Hallenmasters stattfindet, weil sich die dortigen Vereine mehrheitlich dagegen ausgesprochen haben
Aufrufe: 014.12.2019, 08:00 Uhr
Gastautor Björn WatzkeAutor