2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
Stefan Hassler, hier noch im Dress des VfB Gießen (Foto: Archiv)
Stefan Hassler, hier noch im Dress des VfB Gießen (Foto: Archiv)

"Wird langsam ein Fulltime-Job"

INTERVIEW: +++ Ex-VfB-Gießen-Trainer Stefan Hassler trainiert seit acht Monaten die U19 der Offenbacher Kickers +++

offenbach/giessen . Er sagt schon ,,uns" und ,,wir", wenn er von seinem Arbeitgeber spricht, für den er seit etwa einem halben Jahr tätig ist. Das heißt, er ist angekommen. Fußball-Lehrer Stefan Hassler, der Ende November vergangenen Jahres beim Fußball-Verbandsligisten VfB 1900 Gießen gehen musste, ehe er bei den U19-Junioren der Offenbacher Kickers anheuerte, hat einige Monate intensiver Arbeit hinter sich. Und beim traditionsreichen Regionalligisten noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2016.

Wie es dem langjährigen VfB-Übungsleiter geht und was die Arbeit in Offenbach von Gießen unterscheidet, darüber gibt er im Interview (Gießener Anzeiger) Auskunft.

Ein halbes Jahr in Offenbach. Wie läuft es bei den Kickers?

Hassler: Sportlich lief es nicht schlecht. Wir hatten aber mit dem Nachwuchs von Darmstadt 98 eine Übermannschaft in der Hessenliga, die kein Spiel verloren hat. Da sieht man den Unterschied zwischen Bundesliga- und Regionalliga-Nachwuchs. Unterm Strich war es aber ein gutes halbes Jahr, weil ich bereits gut die nächste Saison vorbereiten konnte.

Was ist der Unterschied zwischen dem Verbandsligisten VfB 1900 und dem Regionalliga-Nachwuchs?

Hassler: Es ist eine viel umfangreichere Tätigkeit. Ich habe viel mit Leistungsdiagnostik zu tun, wir haben sportmedizinische Untersuchungen der Spieler, oder ich muss die Datenbank pflegen und Videoanalysen machen. Im Nachwuchsleistungszentrum hat jeder Trainer ein eigenes Büro mit Computer.

Hört sich sehr professionell an...

Hassler: ... ist es auch, natürlich nicht so wie bei Bayern München, aber selbstverständlich ist es ganz anders als beim VfB Gießen. Ich hatte in der Vorbereitung alleine 80 Mails oder Anrufe von Beratern oder Spielern, die ich bearbeiten musste. Es waren zudem alleine 40 Leute nur bei der U19 im Probetraining.

Wie unterscheidet sich die Trainingsarbeit mit den Nachwuchskräften ?

Hassler: Es ist ein Riesenunterschied, welchen Aufwand die Jungs hier betreiben, um in Offenbach zu spielen, sie kommen teilweise von sehr weit her. Wir haben jetzt zum Beispiel Spieler aus Kaiserslautern, Mainz oder Magdeburg dabei, aber auch zwei Japaner. Die geben immer Gas.

Wie hart war es angesichts dieses Engagements bei den Junioren, dass die Kickers in der Relegation zur 3. Liga gescheitert sind?

Hassler: Das war schon ein Rückschlag für uns. Und es ist ein Witz, dass ein so klarer Regionalligameister nicht direkt aufsteigt, sondern durch eine Relegation muss. Da muss sich was an den Statuten ändern. Für das Umfeld, die Fans und den Verein ist das bitter. Und in der 3. Liga wäre es für die Jugendarbeit natürlich auch besser, weil eine Klasse höher automatisch mehr Geld zu generieren ist.

Wie stressig ist speziell Ihr Job?

Hassler: Ich habe viermal die Woche Training, plus das Spiel am Wochenende. Zudem beobachte ich die U17 und U21 regelmäßig, weil ich da entweder Spieler hin abgebe oder für die kommende Runde sondieren muss, wer es bei mir schafft. Es kann zudem sein, dass ich neben der U19-Trainingsarbeit ab 1. Juli noch zusätzliche Aufgaben in Offenbach übernehmen werde. Da stehen noch Gespräche aus. Es wird also langsam ein Fulltime-Job.

Das ist der Blick in die Zukunft, wie fällt der Blick in die Vergangenheit aus? Wehmütig in Sachen VfB?

Hassler: Ich schaue nie wehmütig zurück. So habe ich noch nie gedacht, weil ich versuche, das Positive zu sehen. Und das war, dass ich dieses halbe Jahr in Offenbach als Einarbeitungsphase nutzen konnte, um nun in der nächsten Runde richtig loszulegen. Vorher hatte ich ja nur übernommen. Ich habe ansonsten zwar verfolgt, welche Ergebnisse der VfB erzielt hat. Mehr aber auch nicht. Jetzt bin ich in Offenbach. Das zählt.

Aufrufe: 019.6.2015, 06:01 Uhr
Rüdiger DittrichAutor