2024-04-30T13:48:59.170Z

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"Wir wollen uns unserer Fähigkeiten bewusst sein"

Nachspielzeit mit Josip Zeravica +++ Der Deutsch-Kroate spricht mit uns über seine Zusammenarbeit mit Ex-Profi Milan Pavlicic

MAINZ. Vor 18 Jahren war er noch im Uefa-Cup am Ball. Jetzt ist der kroatische Ex-Profi Milan Pavlicic (40) als Trainer von Fortuna Mombach vorgestellt worden – an der Seite von Josip Zeravica (29), dem Ur-Mainzer mit kroatischen Wurzeln. Was das neue Duo beim Landesligisten vorhat, erzählt Zeravica im Interview.

Josip, wie kam es, dass Ihr die Fortuna übernehmt?

Ich bin in Mainz geboren, aufgewachsen und lebe immer noch hier. Dadurch habe ich aus der Zeit, bevor ich in Hessen tätig war, viele Kontakte im Mainzer Fußball – darunter auch zu Mirko Vorih (Fortuna-Manager, d. Red.). Er hat mich kontaktiert. Milan und ich haben uns gemeinsam mit Johann Grabowski (Fußball-Abteilungsleiter, d. Red.) zusammengesetzt und wir haben schnell festgestellt, dass es gut passt.

Wie kommt es eigentlich zu einem ehemaligen Uefa-Cup-Spieler an Deiner Seite?

Als ich bei Hajduk Wiesbaden in der Kreisliga B angefangen hatte, war ich ziemlich ambitioniert, hatte aber noch keinen wirklichen Namen – und die Philosophie: Mehr als ein Nein kann es nicht geben. Über diverse Kontakte kam ich an die Information, dass Milan nach Bad Soden gezogen war. Ich habe ihn angerufen und ihm mein Konzept in Wiesbaden vorgestellt. Er wollte erst einmal in Deutschland Fuß fassen. Anfang 2018 war das, es hat direkt gepasst. Wir waren uns früh einig, dass wir seine Uefa-A-Lizenz auch langfristig nutzen wollen. Er war schnell wie ein Mentor für mich. Wir sind dann gemeinsam zu Croatia Frankfurt gegangen. Die Idee war von Anfang an, dass er die Cheftrainerrolle übernehmen und ich eher als Ansprechpartner für die Spieler und Organisator tätig sein soll.

Du kanntest ihn vorher also, weil er in Kroatien ein bekannter Fußballer ist, aber nicht persönlich?

Richtig. In Kroatien hat Milan Pavlicic einen Namen, und ich verfolge die kroatische Liga mein ganzes Leben lang. Als Spieler von NK Osijek oder Varteks Varazdin habe ich ihn spielen sehen. Es war eine Ehre für uns in Wiesbaden und für mich persönlich, so eine Persönlichkeit einbeziehen zu können.

Wie wirkt er auf die Spieler hier, macht seine Vita Eindruck?

Definitiv. Das Feedback der Spieler war immer das gleiche: Milan ist von seiner Art her extrem cool, man kann sich immer mit ihm unterhalten und Spaß haben. Aber er verlangt auch etwas. Die Mischung aus Autorität und Kollegialität stimmt. Er ist ein akribischer Trainer, der alles sehr genau vorbereitet und sehr moderne Ideen hat. Er hat selbst unter den kroatischen Nationaltrainern Stanko Poklepovic, Miroslav Blazevic, der 1998 WM-Dritter wurde, und Zlatko Dalic, der zuletzt Vizeweltmeister geworden ist, gespielt. Man merkt, dass er von ihnen allen etwas mitgenommen hat, das er in seine Arbeit einfließen lässt.

Ihr habt zwei kroatische Vereine gemeinsam trainiert. Wie kroatisch wird jetzt die Fortuna?

(lacht) Wir wollten schon immer in einem deutschen Verein zusammen arbeiten. Wenn man sieht, dass der am höchsten spielende kroatische Verein in Berlin in der siebten Liga spielt, und man gern über Grenzen hinaus möchte, ist es interessanter, für deutsche Vereine zu arbeiten. Natürlich lassen wir bei der Fortuna einfließen, wie wir den Fußball sehen, was womöglich dem Fußball in Kroatien ähnelt. Aber die Fortuna wird nicht mit elf Kroaten auflaufen. Die Mehrzahl der bisherigen Spieler bleibt ja da.

Wie arbeitet Ihr, welche Ziele habt Ihr in Mombach?

Wir wollen unsere Jungs fit bekommen und ihnen Dinge an die Hand geben, die sie auf dem Platz umsetzen können. Ein großer Fokus wird darauf liegen, sicher und selbstbewusst im Ballbesitz zu sein. Wir wollen uns unserer Fähigkeiten bewusst sein. Klare Ziele wollen wir uns nicht setzen, sondern an uns arbeiten und schauen, wofür es langt.

Gab es schon Kontakt zur Mannschaft?

Wir haben uns mit vielen Spielern, aber noch nicht dem gesamten Kader, unterhalten. Die Jungs sind wirklich motiviert. Mit Training wollen wir zeitnah beginnen.

Es steht schon eine Reihe neuer Spieler fest. Habt Ihr die mitgebracht, oder ist das Mirkos Baustelle?

Wir haben einige Ideen eingebracht, und einige davon wurden auch umgesetzt. Gerade die Neuzugänge aus dem hessischen Raum habe ich schon länger beobachtet. Ich weiß, dass sie in puncto Ambitionen, Leidenschaft und spielerisches Können einiges mitbringen.

Was hattest Du vor Deiner Zeit in Hessen hier fußballerisch gemacht?

Ich war in diversen Vereinen Spieler. Eine Zeitlang war ich Sportdirektor und zeitgleich Spieler bei Croatia Mainz. Dann bin ich zu Basara gewechselt, wo wir die Meisterschaft in der B-Klasse gefeiert haben. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich zurückstecken. So kam die Idee auf, mit 25 Jahren den Trainerjob anzunehmen.

Aufrufe: 01.6.2021, 18:00 Uhr
Torben SchröderAutor