2024-05-24T11:28:31.627Z

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Die Spieler von Rhenania Würselen/Euchen beenden die durch die Corona-Krise abgebrochene Saison in der Kreisliga A auf Rang drei. In der Quotienten-Rangliste belegen sie hinter dem VfR Würselen den zweiten Platz.
Die Spieler von Rhenania Würselen/Euchen beenden die durch die Corona-Krise abgebrochene Saison in der Kreisliga A auf Rang drei. In der Quotienten-Rangliste belegen sie hinter dem VfR Würselen den zweiten Platz. – Foto: Schneiders
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„Willkürlich und rechtsmissbräuchlich“

Kreis-A-Ligist Rhenania Würselen/Euchen will wie über 20 andere Clubs gegen den Nichtaufstieg der Tabellenzweiten vorgehen

er Verbandstag ist Geschichte ebenso wie die Saison, die abgebrochen wurde. Die Aufsteiger – der jeweilige Tabellenerste nach Quotientenregelung – stehen fest, Absteiger gibt es keine. Nun kann der Blick nach vorne gehen – doch denkste! Denn möglicherweise droht den Verantwortlichen des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM) doch noch ein gerichtliches Nachspiel, das unter der Überschrift „die Zweiten des FVM“ läuft. Einer der Clubs, die gerichtliche Schritte erwägen, ist der Aachener Kreis-A-Ligist Rhenania Würselen/Euchen (Quotient: 2,36), nach der Quotientenregelung auf dem zweiten Rang hinter Aufsteiger VfR Würselen (2,6).

„Wir sind sehr enttäuscht über die Beschlussfassung auf dem Verbandstag, dass die Tabellenzweiten nicht nach der Quotientenregelung ebenfalls noch aufsteigen dürfen. Juristische Schritte werden erwogen, der öffentliche Druck soll erhöht werden“, sagt Norbert Maubach, Rhenania-Vorsitzender und selbst Jurist. „Ich finde den Beschluss juristisch durchaus zweifelhaft, dass über Anträge mit weiterführendem Inhalt beim FVM-Verbandstag gar nicht diskutiert wurde. Ich denke, die Beschlüsse des Verbandstags sind angreifbar und persönlich halte ich sie für willkürlich und rechtsmissbräuchlich“, sagt Maubach, der allerdings hofft, dass man ohne weitere juristische Schritte noch zu einer Regelung kommt, vielleicht über einen sogenannten „Gnadenentscheid“.

Federführend in dieser Thematik sind vor allem die zum Fußballkreis Bonn gehörenden Sportfreunde Ippendorf, die Platz zwei in der dortigen Kreisliga A belegen. „Über 20 Clubs – von der Landes- bis zur Kreisliga D – sind bisher mit uns darin einig, dass wir dagegen vorgehen wollen, dass die Tabellenzweiten nicht nach der Quotientenregelung aufsteigen können“, sagt Sebastian Grohs, Abteilungsleiter Seniorenfußball in Ippendorf. Daher hat man schon Kontakt zu einem „sehr renommierten“ Fachanwalt für Sportrecht aus Baden-Württemberg aufgenommen, der aktuell auch einen Drittligisten gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) vertritt.

Vor dem Verbandsgericht muss jeder Club für sich selbst kämpfen, würde es danach jedoch noch vor ein ordentliches Gericht gehen, können die betroffenen Clubs sich zu einer Sammelklage zusammenschließen. „Über 20 sind es wie gesagt schon. Und ich habe noch zehn weitere Vereine in der Hinterhand, die an einer Sammelklage interessiert sind“, so Grohs.

Auch wenn das Votum der Delegierten am vergangenen Sonntag für den Abbruch und nur einen Aufsteiger deutlich war, fühlen sich die beschwerdeführenden Clubs beim FVM-Verbandstag nicht gut vertreten. „Der Verbandstag ist nicht optimal verlaufen. Die Anträge des FVM wurden gegen die Anträge der Vereine gesetzt, über die dann gar nicht mehr im Einzelnen abgestimmt wurde“, so Grohs, dessen Club bei der Abfragung des Meinungsbildes Anfang Mai ursprünglich für die Fortsetzung der Saison gestimmt hatte – eine Lösung, die man immer noch favorisiert hätte. In ihrem Antrag hatten die Ippen­dorfer gefordert, dass „alle Mannschaften, die nach Quotientenregelung einen Aufstiegsplatz belegen sowie alle Mannschaften aufgrund von weniger ausgetragenen Spielen und der daraus resultierenden fehlenden Vergleichbarkeit aufsteigen sollen, wenn sie rechnerisch den Quotientenstatus des derzeit Aufstiegsberechtigten noch erreichen könnten“.

Auch Rhenania Würselen/Euchen hatte den Antrag gestellt, dass die Tabellenzweiten mit aufsteigen, doch keiner der 17 Delegierten aus dem Fußballkreis Aachen hatte den Antrag – wie auch den von Grenzwacht Pannesheide – unterstützt, so dass er erst gar nicht zur Vorlage kam. In einem Brief an DFB-Präsident Fritz Keller und Vize Dr. Rainer Koch sowie an den Präsidenten des Westdeutschen Fußball-Verbandes (WDFV) erhofft sich Maubach für das Anliegen der Tabellenzweiten Unterstützung – auch wenn die „Zuständigkeit Mittelrhein nicht in Ihrer Hoheit liegt“. Doch im Sinne von Fair Play wolle man Fußball spielen – in der Liga, die dem Club gerecht würde.

Auch Rhenania Lohn (Q 2,08), Zweiter der Dürener Kreisliga A hinter Aufsteiger Hambacher SV (2,77), unterstützt die Forderungen, allerdings nur „bis zu einem gewissen Grad“, wie Geschäftsführer Nicolas Mürkens betont. Das heißt: Stand jetzt käme eine Klage für die Lohner nicht in Frage. „Ich vertrete natürlich das Vereinsinteresse, aber auch persönlich bin ich der Meinung, dass es um Amateurfußball geht und man die ganze Sache nicht zu hoch hängen sollte. Ich glaube, es gibt momentan größere Probleme, als den Aufstieg eines A-Ligisten in die Bezirksliga.“

Was nicht heißen soll, dass man in Lohn nicht enttäuscht über die Entscheidung war. „Natürlich finden wir es ärgerlich, wir haben uns engagiert und auch finanzielle Mittel reingesteckt. In der Winterpause haben wir uns noch mal verstärkt und waren voller Euphorie, dass wir in der Rückrunde den Aufstieg – sei es als Erster oder über den Quotienten – schaffen können. Natürlich ist es wettbewerbsverzerrend, aber ich hätte die Entscheidung des Verbands akzeptiert.“

Durch Rundmails an betroffene Zweite war Mürkens auf die Initiative aufmerksam geworden. „Als sich immer mehr Clubs anschlossen, haben wir gesagt, wir unterstützen das auch – aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Ich denke aber, die Chance jetzt noch etwas zu erreichen ist sehr gering“, so der Lohner Geschäftsführer.

Die beschwerdeführenden Clubs haben FVM-Präsident Bernd Neuendorf gebeten, dazu in einem Gespräch, das Freitagabend stattfinden sollte, noch einmal Stellung zu dem Thema zu beziehen.

Aufrufe: 027.6.2020, 09:30 Uhr
Helga Raue | AZ/ANAutor