2024-06-06T14:35:26.441Z

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Wie kann Wettbewerb fairer gestaltet werden?

HINTERLAUFEN: +++ Florian Spies plädiert für feste Mannschafts-Kadermeldung, um kleineren Vereinen bessere Chancen zu ermöglichen +++

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Kann man den Wettbewerb von oben (Hessenliga) nach unten (C-Klasse) anders, vielleicht fairer gestalten? Gibt es Ansätze, die man von Verbandsseite überdenken könnte, um dem Amateurfußballer und den Vereinen am unteren Ende der Verbandsstruktur den Rücken zu stärken, wenn es darum geht, das sportliches Engagement nicht den finanziellen Möglichkeiten gut unterstützter Vereine zum Opfer fallen zu lassen?

Meine Meinung dazu: Definitiv! Es gibt viele Dinge, die Woche für Woche auf den Sportplätzen diskutiert werden, sehr kontrovers, aber oft auch konstruktiv. Bis zu den Entscheidungsträgern dringen diese Ansätze oftmals nicht durch. Ein kleines Beispiel möchte ich als Anstoß zur Diskussion stellen. Klar ist, es wird auch gegenteilige Meinungen geben, diskutabel finde ich es trotzdem und lasse mich gern davon überzeugen, warum mein Ansatz vielleicht der falsche ist, und wie es anders gehen könnte.

Wieso ist es von Verbandsseite nicht möglich, ab z.B. der Gruppenliga (auch gerne alle anderen Ligen denkbar) eine Kadermeldung vorzunehmen? Im Zuge dessen sollte es so sein, dass man die Einsatzmöglichkeiten für solch hochklassig spielende Kicker in den unteren Ligen einschränkt. Nicht sechs Einsätze der Rückrunde „sperren“ die höherklassigen Fußballer für die mageren letzten vier Spiele der Saison, sondern man nimmt die Gesamteinsatzhäufigkeit für eine Saison von höherklassigen Spielern als Maßstab. Ist es für einen Gruppenliga oder höher spielenden Verein, dessen Kader in den meisten Fällen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mehr kostet als sechs Bleche Pizza und zwei Kisten Getränke zur Mannschaftssitzung donnerstags, nicht zumutbar, sich in der sportlichen Planung so zu strukturieren, dass man weiß, wie man aufgestellt sein wird?

Sollte es z.B. einer Hessenliga-Reserve nicht möglich sein, so zu planen, dass man in der Reserve eine schlagkräftige Truppe hat, um diese Mannschaft autark spielen zu lassen. Hier sollte doch allein die Möglichkeit, Hessenliga-Flair des Vereins (wenn hoffentlich vorhanden) schnuppern zu können und Teil des Unterbaus für diesen elitären Kreis der höchsten Landesklasse zu sein, Grund genug sein, sich der Mannschaft bzw. dem Verein anzuschließen.

Man muss die Vereine dazu bringen, verantwortungsvoll mit der Ressource Fußballer umzugehen und das bekommt man nicht hin, indem man wenig bis nichts reguliert. Ein gemeldeter Kader führt meiner Meinung nach zu zwei wichtigen Punkten. Erstens, einer sorgfältigeren und verantwortungsbewussteren Planung der Kader und somit einer Niveauverdichtung in jeder Klasse. Kein Verein kann es sich erlauben, einen Spieler aus der Kreisoberliga „einzukaufen“ der „vielleicht“ Verbandsliga spielen kann, nur um ihn im Anschluss in der B- oder A-Klasse zu parken. Zweitens reguliert man die Wettbewerbsverzerrung in den Klassen, in denen Reservemannschaften es den Gegnern schwer machen, weil die B- oder A-Klassekader durch deutlich höherklassige Spieler verstärkt werden.

Man könnte sich überlegen, ob man eine Regelung findet, die es Vereinen erlaubt, einen Spieler in einer Reserve einzusetzen, der maximal eine Klasse unter dem „Überbau“ angesiedelt ist. Man könnte sich überlegen, ob Spieler, die eine gewisse Zeit in dem höherklassig gemeldeten Kader nicht zum Einsatz gekommen sind (z.B. Verletzung, Urlaub, Leistungsschwankung), aus diesem Kader nach unten abgegeben werden, um nach beispielsweise dann wieder drei Einsätzen oben dort festgespielt zu sein. So würde sich der Fußball in den unteren Klassen von unten nach oben regulieren.

Der Faktor Geld ist, wie in anderen Bereichen auch, ungleich verteilt, trotzdem würde ein Instrument zur Regulierung des Spielbetriebs an dieser Stelle auch dafür sorgen, dass man oben (erste Mannschaft) sein Geld vielleicht besser investiert und im Idealfall für unten (Unterbau, Jugend, Infrastruktur) noch was hängen bleibt in einem Verein.

Zum Thema Umsetzung denke ich, wieso im Zeitalter der digitalen Vereinsverwaltung, in dem die technische Seite ohne großen Aufwand auch die Kontrolle einer solchen Regulierung möglich macht, nicht einfach etwas wagen. Zum Beispiel den digitalen Spielerpass mit einer Liga verknüpfen, für die der Spieler spielberechtigt ist. Seit Jahren werden Prozesse und Anwendungen im Amateurfußball verändert und angepasst, wieso nicht in diesem Punkt auch mal über den Tellerrand schauen und innovativ denken?
Mir ist klar, dass ich ein „heißes Thema“ anspreche, aber Dinge, die man nicht anspricht und sich darüber austauscht werden sich auch nicht verändern. Ich selbst bin nahezu jedes Wochenende auf den Sportplätzen in und um Gießen unterwegs und finde es an der Zeit, dieses Thema jetzt von der „kleinen Wiese“ auch in die höheren Ebenen zu bringen, wenigstens zum Nachdenken.

Aufrufe: 02.10.2019, 06:00 Uhr
Gastautor Florian SpiesAutor