2024-06-17T07:46:28.129Z

Spielvorbericht
Bullig, kantig und eklig zu verteidigen: Marienborn-Neuzugang Lirion Aliu (am Ball) schoss beim VfB Bodenheim 23 Tore in 30 Landesliga-Spielen.  Archivfoto: hbz/Stefan Sämmer
Bullig, kantig und eklig zu verteidigen: Marienborn-Neuzugang Lirion Aliu (am Ball) schoss beim VfB Bodenheim 23 Tore in 30 Landesliga-Spielen. Archivfoto: hbz/Stefan Sämmer

Wie damals auf dem Bolzplatz

Bei der TuS Marienborn sind die Cousins Lirion Aliu und Arlind Hoti wiedervereint +++ Am Samstag gegen Eintracht Kreuznach

Marienborn. Es wurde ja auch mal wieder Zeit. Als kleine Kinder kickten Lirion Aliu und Arlind Hoti zusammen auf dem Nieder-Olmer Bolzplatz. Jetzt sind die beiden Cousins fußballerisch wieder vereint, bei Verbandsligist TuS Marienborn. Am Samstag (16 Uhr) gegen Eintracht Bad Kreuznach besteht die erste Chance auf ein gemeinsames Pflichtspiel. Hoti (19) kam 2016 aus der Gonsenheimer B-Jugend, nun zog Aliu (20) nach einjähriger Zwischenstation beim VfB Bodenheim (30 Landesligaspiele, 23 Tore) nach.

„Die erste Trainingseinheit war heftig“, erzählt Aliu, „45 Minuten Rein-raus-Micky-Maus, da läuft man erst mal nur dem Ball hinterher.“ An das Kurzpass-Inferno, das Chefcoach Ali Cakici immer wieder anfacht, muss man sich gewöhnen. Zwei Wochen habe das gedauert, sagt Aliu. „Inzwischen läuft es ganz gut.“ Mangelndes Selbstvertrauen ist nicht das Problem des Deutsch-Kosovaren, aber warum auch? 61 Tore in drei (!) A-Jugend-Jahren in Ingelheim und Gonsenheim, dann in Bodenheim – wo der Mittelstürmer spielte – knipste er auch. „Ich kenne seine Mentalität“, sagt Cakici, der Aliu seinerzeit schon gerne zum TSV Schott geholt hätte, „und ich weiß, dass er verantwortungsvoll ist.“

Das spiegelt sich beispielsweise in großem Trainingsfleiß wider. Und verletzt ist Aliu auch kaum. „Ich will der Mannschaft weiterhelfen, ob durch Tore, Vorlagen oder Laufbereitschaft, das ist mir egal“, betont er, „so lange Erfolg dabei herauskommt.“ Dass Cakici immer mal wieder mit Blick auf die neue Saison die Oberliga ins Visier nimmt, kommt bei Aliu gut an: „Wenn er das sagt, steht die Mannschaft dahinter.“ Und die Mannschaft kennt er gut, sei es durch Kumpel-Ausflüge mit Nermin Fakovic, Patrick Huth und Co., sei es durch die vielen Spielbesuche, um seinem Cousin zuzugucken. Der mausert sich immer mehr, seiner zierlichen Statur zum Trotz. „Giftzwerg“, so würde Aliu den 19-Jährigen als Spielertyp charakterisieren, „man denkt, da kommt ein kleiner Junge, aber im Zweikampf glaubst du, du hast es mit einem Innenverteidiger zu tun. Außerdem hat er eine klasse Technik, einen guten Abschluss.“

Geballte Offensivpower im Cakici-Tean

Beim 11:0-Testspiel-Schützenfest in Zornheim durfte der eigentlich offensive Hoti ganz ungewohnt als Außenverteidiger ran. Aliu, Huth, Etienne Portmann, Dennis Ritz, Jannik Kern – die geballte Angriffspower der TuS macht schon Eindruck. „Egal, wie ich sie aufstelle, irgendwann wird es automatisch ein 2-2-6“, grinst Cakici. Sie wollen doch nur spielen, seine Jungs. Gegenpressing, die anfälligen Räume im Blick halten, das verlangt er. „Wir haben in Zornheim im 4-1-4-1 gespielt und durchaus in der Ordnung gestanden“, versichert Aliu, „aber meistens hatten wir ja den Ball, und dann will jeder mitmachen.“ So ähnlich soll es idealerweise auch gegen die Kreuznacher laufen, die zwar Mitte Oktober beim 2:1 Spitzenreiter Gonsenheim die einzige Saison-Pleite beibrachten, aber seither nicht mehr gewonnen haben. „Ich habe einfach Bock auf offensiven Fußball, auf Spektakel“, kündigt Cakici an, „und wir haben Bock auf uns.“

Da werden Aliu und Hoti beipflichten. Ein paar hundert Meter voneinander entfernt wohnen die Cousins, die sich regelmäßig treffen, um „Fortnite“ zu zocken. Neben Fußball und der kaufmännischen Ausbildung hat Aliu auch einen Nebenjob an der Tanke und geht gern aus. „Ich bin noch jung, ich brauche nicht viel Schlaf“, grinst er. Als Muslim habe er noch nie Alkohol getrunken, und kühle Köpfe, die aufpassen, kann ja jede Feiergesellschaft gut gebrauchen. „Das kenne ich aus Bodenheim und Gonsenheim schon“, erzählt der 20-Jährige, der auf dem Feld nicht unbedingt für seine Bierruhe bekannt ist. „Ich mag es, wenn die Gegner austeilen – dann können sie auch einstecken“, betont der kantige Mittelstürmer. Zuletzt stand er gemeinsam mit Hoti bei den Bambini auf dem Feld. Es schreit förmlich nach Neuauflage.

Aufrufe: 08.3.2019, 20:00 Uhr
Torben SchröderAutor