2024-05-31T10:52:53.652Z

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Sascha Switalski (mit dem Cappi) achtet auf exakte Bewegungsausführung.	Foto:  BilderKartell/Axel Schmitz
Sascha Switalski (mit dem Cappi) achtet auf exakte Bewegungsausführung. Foto: BilderKartell/Axel Schmitz

Wie bei Jürgen Klinsmann

RWO Alzeys Trainer Engelbert Klag holt für die Saisonvorbereitung eigens einen Fitness-Coach ins Boot

Gau-Heppenheim. Die Sache ist verdammt anstrengend. Dzenis Dzaferi, Alexander Gabrielov und fast alle weiteren Fußballer aus dem Kader des Verbandsligisten RWO Alzey brauchen zwar nur ihr Spielbein nach außen zu drücken. Das rote Gummiband, das sie auf Kniehöhe angelegt haben, leistet dabei aber mächtig Widerstand. Dazu muss das Gleichgewicht gehalten werden. Das verlangt höchste Konzentration.

Sascha Switalski hat in der kühlen Gau-Heppenheimer Gemeindehalle das Kommando. „Männer“, sagt der Alzeyer vor der nächsten Aufgabe: „Das ist eine Übung für Bauch und unteren Rücken“. Schreien braucht der Fitnesstrainer nicht. Die Sportler, die er instruiert, ruhen auf dem Rücken, haben das Becken angehoben und sind aufgefordert, diese Position 15 Sekunden zu halten. Da bleibt keine Energie, um zu plappern oder gar rumzualbern.

Folterkammer

Augenblicke später, Entspannung. Dem einen oder anderen Alzeyer dürfte durch den Kopf schießen, dass er sich gerade in einer Folterkammer befindet. Die Übungen, die Switalski einfordert, sind für die Allermeisten ungewohnt. Darüber hinaus verlangt der Spezialist, den RWO extra für einige Trainingseinheiten dieser Wintervorbereitung verpflichtet hat, Bewegungsgenauigkeit. Da wird selbst ein Ausfallschritt, so simpel er erscheint, zu einer konzentrierten Übung, deren Ernst sich nicht einmal Schalk Belel Meslem entziehen kann.

Die Fußballer sind mit größtem Engagement bei der Sache. Und das nicht, weil ihr Trainer Engelbert Klag aufmerksam zuschaut, ja vielleicht kontrolliert. Nein, die Spieler wissen, dass jede dieser Übungen ihrer Gesundheit nutzt. Deshalb kämpfen sie sich durch das vierteilige Programm, mit dem Switalski sie konfrontiert. Anderthalb Stunden werden am Ende vergangen sein.

Klag registriert das Engagement: „Sie machen alle gut mit“, flüstert er. Und dann erläutert der Bolander, warum er diese für Fußballer im Amateurbereich außergewöhnlichen Trainingseinheiten anberaumt hat: „Wir möchten die Muskulatur kräftigen, die Beweglichkeit verbessern. Das fördert einerseits die sportliche Leistungsfähigkeit, ist andererseits aber auch Verletzungsprophylaxe“. Unterm Strich also alles Maßnahmen, um das allem übergeordnete Ziel, den Klassenverbleib von RWO Alzey, zu erreichen. „Wir wollen nichts unversucht lassen“, resümiert Klag.

Ein Trainer, der offen für Neues ist

Erstaunlich dabei: Mit seinen 65 Jahren gehört Klag noch einer Trainergeneration an, die als Generalist unterwegs war. Die sich um Spielkonzeption kümmerte, aber Fußballer auch technisch, taktisch und körperlich weiterentwickelte. Im heutigen, modernen Fußball werden diese Aufgaben, sofern finanzierbar, an Spezialisten delegiert. Eine Entwicklung, der sich Klag nicht verschließt: „Warum soll ich etwas machen, von dem ich weiß, dass es Experten dafür gibt“, lautet sein Credo. Da werden Erinnerungen an den ehemaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann wach, der dieses Denken im deutschen Fußball salonfähig machte.

Hohes Körperbewusstsein bei den Spielern

Bei Maximilian Kimnach rennt RWO Alzey mit dieser Form des Konditionstrainings offene Türen ein. Der Mittelfeldstratege macht bei den meist sehr anspruchsvollen Übungen Switalskis eine richtig gute Figur. So, als hätte er Routine. Die gute Schule von seiner Zeit beim SV Gonsenheim? „Nein“, entgegnet er lächelnd: „Ich mache das regelmäßig privat für mich. Wenn man in ein gewisses Alter kommt, muss man sehen, dass man sich fit hält“. Seine Impulse holte er sich unter anderem von Physiotherapeuten, die er im Lauf seiner langen Karriere kennengelernt hat.

Fitness-Programme werden gerne angenommen

In höherklassigen Vereinen hat es sich eingebürgert, „Konditionstrainer“ zu beschäftigen. Felix Reismann, der in der Rückrunde viele Tore für RWO schießen soll, kennt das noch aus seiner Zeit bei Wormatia Worms. Da gab es auch ein solches Angebot, das er gerne wahrnahm – und gerne noch viel häufiger wahrgenommen hätte.

Wie wichtig es ihm ist, zeigt der Zettel, den er neben sich liegen hat. Es ist eine Kopie des Trainingsprogramms, die ihm Sascha Switalski überlassen hat. „Damit ich die Übungen auch zuhause wiederholen kann“, klärt der ehemalige Wormate auf.

Auch Klag ist bewusst, dass die Sache nur Sinn macht, wenn sie dauerhaft wiederholt wird. „Wir werden immer wieder Teile davon ins Training integrieren“, kündigt er an. Switalski hört es gerne. Solche Übungen sollten in jedes Training einfließen, findet er. Die Fußballer von der SG Nieder-Wiesen wissen davon zu erzählen. Sie werden von Switalski trainiert.

Sascha Switalski unterschreibt eine solche Aussage blind. Wobei er wahrscheinlich den Teilsatz „ab einem gewissen Alter“ streichen würde. Als Argument könnte gelten, wo der Experte ebenfalls im Einsatz ist: Der 1. FC Köln hat sich ebenso seiner Dienste versichert wie Wormatia Worms. Auch Anfragen vom 1. FC Kaiserslautern und vom FSV Mainz 05 hatte er schon. Funktionale Bewegungen, ein stabiler Stützapparat und Beweglichkeit helfen in jedem Alter.

Die Spieler von RWO Alzey scheinen, so anstrengend es ist, dieses alternative Angebot wertzuschätzen. Switalski hat alleine in dieser einen Einheit in der Gau-Heppenheimer Gemeindehalle auch verbal so viele Anregungen für bewusstes Bewegen gegeben, dass die Trainingsgruppe mehr als stark beanspruchte Muskelgruppen mit nach Hause nahm. Und dem Image von RWO Alzey nutzt es gleichfalls. Es gibt – wenn überhaupt – nicht viele Verbandsligisten, deren Spieler behaupten können, von einem extra verpflichteten „Konditrainer“ auf die Punktspielserie vorbereitet worden zu sein.



Ein Vielseitiger Spezialist

Sascha Switalski ist seit 13 Jahren bei der Industrie- und Handelskammer hauptberuflicher Trainerausbilder- Er absolvierte zunächst zwei Ausbildungen, und zwar als Fitness- und als Reha-Trainer. Im Anschluss hat er seinen Meister gemacht. Seine Fachgebiete sind nach eigenen Worten Fitness, Athletik, Kondition, Rehabilitation, Regeneration und Ernährung.

Aufrufe: 011.2.2019, 13:30 Uhr
Claus RosenbergAutor