2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Gespräch am Gartenzaun: Zwischen den Häusern von Thomas Theiler (links) und Josef Egen in Bruck liegt nur ein Haus. Beide kennen sich schon lange und treffen am Sonntag mit ihren Mannschaften aufeinander.  Foto: Benjamin Sigmund
Gespräch am Gartenzaun: Zwischen den Häusern von Thomas Theiler (links) und Josef Egen in Bruck liegt nur ein Haus. Beide kennen sich schon lange und treffen am Sonntag mit ihren Mannschaften aufeinander. Foto: Benjamin Sigmund

»Wenn ich Pech habe, ging es bis in der Früh«

Die Trainer Thomas Theiler (Zell-Bruck) und Josef Egen (Unterstall-Joshofen) sind in Bruck Nachbarn und treffen am Sonntag aufeinander

Treffpunkt im Hause Theiler in Bruck: Josef Egen (SpVgg Unterstall-Joshofen) und Thomas Theiler (FC Zell-Bruck) sind seit knapp 20 Jahren Nachbarn. Ein Gespräch über den Amateurfußball, die Einstellung mancher Spieler und das Aufeinandertreffen am Sonntag.

Sie wohnen nun seit knapp 20 Jahren fast direkt nebeneinander. Thomas, haben Sie schon als kleines Kind die Karriere von Josef Egen verfolgt?

Theiler: Er war sozusagen mein erster Trainer. Im F-Jugend-Alter hat er mir damals die Bälle auf der Wiese draußen zugespielt.

Egen: In einem Verein gab es aber noch keine Berührungspunkte. Ich war ja noch nie in Zell tätig, obwohl es aufgrund des Wohnorts naheliegend wäre. Einmal hatte ich ein Angebot, als ich als Trainer angefangen habe, bin dann allerdings nach Ludwigsmoos gegangen.

Wenn man sich dann mal am Gartenzaun trifft, ist das Thema doch sicherlich immer Fußball?

Theiler: Wenn wir uns sehen, dann spricht man schon über Fußball. Aber nicht speziell über die Kreisklasse, sondern über die Bundesliga oder Champions League. Wir sind beide Bayern-Fans, das ist dann unser Hauptthema (beide lachen).

Holt man sich dennoch mal beim Anderen Meinungen über den kommenden Gegner ein?

Egen: Eher weniger. Man kennt die Gegner in der Kreisklasse ziemlich gut. Die Trainer, Spieler, die Ziele, es ist eigentlich alles ziemlich offengelegt.

Josef, hätten Sie Thomas zugetraut, in jungen Jahren einen Trainerposten bei einer 1. Mannschaft zu übernehmen?

Egen: Ja, klar. Er war schon im Jugendbereich tätig und hatte viele Funktionen im Verein. Er hat die Erfahrung, eine Mannschaft erfolgreich trainieren zu können. Das sieht man ja (lacht).

Thomas, haben Sie sich bei Josef Egen mal Ratschläge geholt?

Theiler: Ratschläge eher weniger. Aber was ich schon manchmal gerne mache, ist Vergleiche zu ziehen, etwa was die Trainingsbeteiligung angeht.

Stichwort Trainingsbeteiligung. Hat sich die Einstellungen der Fußballer zum Sport über die Jahre verändert?

Egen: Die Einstellung der Spieler hat sich in den vergangenen Jahren gewaltig geändert. Fußball steht nicht mehr so im Vordergrund, wie es einmal war. Es sind einfach andere Interessen da. Hobbys und der Spaß am Leben, sprich Weggehen und Party machen, spielen eine große Rolle.

Ist es ein Nackenschlag für einen Trainer, wenn man vor dem Spiel merkt, dass die Vorbereitung des ein oder anderen nicht gerade optimal war?

Egen: Nein, es ist kein Nackenschlag, weil man es kennt. Ich habe ein paar Spieler, von denen ich weiß, dass sie am Wochenende länger unterwegs sind. Wenn ich Glück habe, zügeln sie sich vor einem Spiel ein bisschen. Wenn ich aber Pech habe, hat es ihnen richtig Spaß gemacht und es ging bis in der Früh um Acht. Das bekommt man am nächsten Tag natürlich mit.

Theiler: Es kann schon vorkommen, dass über die Hälfte der Mannschaft am Abend vor dem Spiel unterwegs ist. Aber halt nicht bis um Zwölf, sondern schon weitaus länger.

Egen: Damit muss man als Trainer im Amateurfußball leben. Ich glaube nicht, dass man Spieler diesbezüglich beeinflussen kann. Es sei denn, man hat qualitativ einen breiten Kader und kann reagieren. Das ist in der Regel aber nicht der Fall.

Problematisch kann so ein Verhalten doch dann werden, wenn ein Teil des Teams alles für den Erfolg tut und der Rest das nicht mitträgt...

Theiler: Bei uns ist das aktuell der Fall, das sage ich ganz offen. Einige Spieler wollen unbedingt aufsteigen. Aber es sind auch einige Fußballer mit dabei, die fortgehen wollen und je nach Lust und Laune ins Training kommen. Dann gibt es innerhalb des Teams natürlich Stimmungskonflikte.

Kann es funktionieren, sich gemeinsam auf ein Ziel festzulegen und zu fokussieren?

Egen: Man spricht natürlich darüber, die Meisten bekennen sich auch dazu. Bekenntnis ist dann aber leider irgendwann im Einzelfall Makulatur.

Theiler: Wir haben uns in Zell zu Vorbereitungsbeginn zusammengesetzt und mit der Abteilungsleitung besprochen, was wir eigentlich wollen, da wir in einer aussichtsreichen Position sind. Die Vereinsführung gibt das Motto vor: alles kann, nichts muss. Ein Teil des Teams will um jeden Preis hoch, der andere Teil will, muss aber nicht. Drei, vier andere sagen: Hauptsache, wir steigen nicht ab.

Auch über die Trainingsbeteiligung wird immer wieder gehadert. Wie entnervend kann das sein?

Theiler: Das Studium von vielen schlaucht mich am allermeisten. 14 von 38 Spielern in meinem Kader sind Studenten, die maximal an jedem zweiten Training teilnehmen können. Dazu haben wir zwei Spätschichtler im Team.

Ist es schwierig, am Wochenende zu kommunizieren, dass ein schwächerer Spieler nicht aufgestellt wird, obwohl er regelmäßig ins Training kommt?

Theiler: Es kommt darauf an, wie man als Trainer die Trainingsbeteiligung auswertet. Ich mache es so, dass Studenten und Schichtarbeiter in einer Extra-Tabelle aufgelistet sind. Wenn jemand etwa nur Freitag kann und da kommt, hat er 100-prozentige Beteiligung.

Kann man als Trainer im Amateurfußball, obwohl es ja nur ein Hobby ist, eigentlich abschalten?

Egen: Ich bin sieben Tage die Woche mit Fußball beschäftigt.

Theiler: Es geht einem nie aus dem Kopf.

Egen: Am Montag geht man das jüngste Spiel noch mal durch, dazu die Trainingsplanung für die Woche.

Theiler: Am Donnerstag macht man sich dann schon Gedanken über die Aufstellung. Am Samstag ist man ständig online, ob doch noch einer absagt.

Egen: Was eigentlich fast normal ist.

Theiler: Man muss oft mit kurzfristigen Änderungen leben.

Egen: Man macht sich die ganze Woche Gedanken über Entscheidungen, die sich dann doch von selber in Luft auflösen (beide lachen).

Kommen wir zum Sportlichen. Herr Egen, schafft Zell-Bruck den Aufstieg?

Egen: Wenn sie die Leistungen wie in der Vorrunde abrufen können, dann ja. Es wird jedenfalls hochinteressant in der Rückrunde.

Unterstall spielt nur noch um die goldene Ananas...

Egen: Wir wollen das Ganze anständig über die Bühne bringen. Vorne anzugreifen ist nahezu utopisch. Wir müssten eine Serie starten, andere Teams müssten Punkte abgeben. Aber wir sollten die Basis legen für die nächste Saison und uns dann in allen Bereichen punktuell verstärken. Der Verein hat das Ziel, mittelfristig in der Kreisliga zu spielen.

Wie geht das Spiel zwischen Ihren Mannschaften am Sonntag aus?

Theiler: Es wird eine enge Kiste, wohl nur mit einem Tor Unterschied, am besten für Zell-Bruck.

Egen: Ich sage 2:2.

Sie können ja gemeinsam zum Sportplatz fahren...

Theiler: Ich kann dich gerne mitnehmen.

Egen: Ich fahre mit dem Rad. (beide lachen)

Und nach dem Spiel sitzen Sie wieder zusammen und analysieren das Spiel?

Theiler: Das kommt aufs Ergebnis an. Wir werden jedenfalls im Sportheim sitzen.

Egen: Ich mache ab Samstag Heilfasten, da kann man nicht einmal ein Bier trinken. Daher bin ich ja auch mit einem Unentschieden zufrieden. (lacht)

Aufrufe: 021.3.2015, 15:42 Uhr
Neuburger Rundschau / Benjamin SigmundAutor