2024-04-30T13:48:59.170Z

Querpass
– Foto: Nicole Seidl

Weiterspielen bleibt das große Ziel

Amateurfußball im Rheinland: Heute starten die Konferenzen des Präsidenten mit den Vereinen. Was geplant ist.

Die einen wollen die unterbrochene Saison abbrechen und im Sommer wieder bei null starten, die anderen möchten zumindest die Hinrunde abschließen. Wie, wann und unter welchen Bedingungen es weitergehen könnte, sagt der Präsident des Fußballverbandes Rheinland im FuPa-Gespräch.

Die Drähte laufen heiß beim Fußballverband Rheinland (FVR). Alles dreht sich derzeit um die Frage, ob, wann und wie der seit Ende Oktober coronabedingt unterbrochene Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Am Samstag beratschlagten Mitglieder des FVR-Präsidiums in einer Videokonferenz mit den Spitzen der neun Fußballkreise. Ebenfalls virtuell gehen die Dialoge von Verbandspräsident Walter Desch mit Vereinsvertretern über die Bühne. Der erste von fünf Teilen startet am heutigen Montag, 18.30 Uhr. Bereits jetzt sind alle Teilnahmeplätze belegt. „Wir hatten innerhalb kürzester Zeit 125 Anmeldungen, sodass auch die anderen geplanten Termine bereits belegt sind“, berichtet Desch. Schon seit Wochen erhalte er zahlreiche Briefe und E-Mails aus den Reihen der zwischen Saar und Sieg angesiedelten Clubs. „Die einen wollen weitermachen, die anderen abbrechen. Unverblümt verweisen einige, die für eine Annullierung der laufenden Saison sind, auf ihren aktuell schlechten Tabellenstand.“

In den Online-Dialogen will er sich Meinungen von der Basis einholen. Wenn der Tenor dabei sei, alles auf null zu stellen und im Sommer mit dem Stand von Mitte vergangenen Jahres zu starten, mache man das. So hatte sich Desch bereits vor einigen Wochen geäußert. Persönlich ist er aber anderer Auffassung, will „alles unternehmen, damit wir überall noch die Hinrunde zu Ende spielen können, um so sportliche Wertungen zu erhalten“.

Desch hofft, dass die Sportplätze um den 20. März herum für das Mannschaftstraining freigegeben werden und der Spielbetrieb Anfang April wieder starten kann. Für eine baldige Öffnung der Anlagen und eine Aufhebung des Kontaktverbots im Mannschaftssport will er sich kurz nach der nächsten Bund-Länder-Konferenz am Mittwoch in einer Schalte mit dem für Sport zuständigen rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz einsetzen: „Gerade die Kinder und Jugendlichen brauchen dringend eine Perspektive. Ich hoffe, dass eine Rückkehr auf den Platz bald auch direkt in Mannschaftsstärke und nicht erst wieder langsam in Kleingruppen möglich ist, wie das im Frühjahr der Fall war.“ Duschen müsse man notfalls zu Hause. Und auch in einem weiteren Punkt ist der FVR-Präsident kompromissbereit: „Es wird wohl schwer, dass in einigen Wochen schon Zuschauer zugelassen sind. Das ist natürlich schlecht für die Vereine, weil ihnen dann Einnahmen verloren gehen. Ich habe aber den Eindruck, dass viele bereit wären, diese Kröte zu schlucken.“

Während in den meisten Kreisligen in der Eifel, an der Mosel und im Spielkreis Trier-Saarburg ein Re-Start Mitte April noch reichen würde, um das Pensum bis spätestens Ende Juni hinzubekommen, drängt die Zeit in den höheren Amateurligen.

Sollte es Ostern in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar nicht weitergehen können, wird es ganz eng. Mitte Juni muss die Runde beendet sein, weil dann Regionalliga-Aufstiegsspiele der Tabellenzweiten anstehen. Eintracht Trier, das aktuell die Oberliga-Nordgruppe anführt, hat noch 14 Partien zu absolvieren, für den momentan auf Platz zehn notierten FSV Salmrohr stehen 13 Spiele an. Der FV Engers und die SG Mülheim-Kärlich müssen noch 16 Mal ran. Die Hoffnung auf eine Play-off-Runde mit den Vertretern der Oberliga-Südgruppe haben sie sich beim Regionalverband Südwest bereits abgeschminkt. Nach den Zwölferserien in den beiden Staffeln würden die jeweiligen Tabellen zu einer großen zusammengefügt, um die Auf- und Abstiegsentscheidungen zu ermitteln – so der derzeit favorisierte Plan.

Große Probleme könnten unterschiedliche Handhabungen in den Ligen nach sich ziehen. Würde die Oberligasaison etwa abgebrochen, fängt sie 2021/22 in der gleichen Besetzung von vorne an. Aufsteiger aus der Rheinlandliga gäbe es dann nicht.

In der höchsten Verbandsspielklasse hat Aufsteiger FC Bitburg mit elf ausstehenden Begegnungen das strammste Restprogramm vor sich. Auch hier sollte nach Vorstellung des Verbands-Spielausschussvorsitzenden Bernd Schneider Mitte Juni Schluss sein, damit dann die Aufstiegsrunde zur Oberliga starten kann. Desch stellt die Clubs auf eine anstrengende Phase ein: „Notfalls muss dann drei mal pro Woche gespielt werden.“ Würden Mannschaften zu einer Partie nicht antreten, sollen sie zwar die drei Punkte am grünen Tisch verlieren, hätten sonst aber keine weiteren (finanziellen) Sanktionen zu befürchten, so der FVR-Präsident.

In jedem Fall möchte man die begonnenen Runden in Kreis- und Rheinlandpokal fortsetzen. „Hier geht es für die Vereine um stattliche Prämien, die sie gerade jetzt, wo viele andere Geldquellen versiegt sind, gut gebrauchen können“, weiß Desch. Auch die vertragliche Bindung mit der Bitburger Braugruppe als Namenssponsor spiele eine Rolle: „Fakt ist hier, wenn wir spielen dürfen, müssen auch die vereinbarten Punkte erfüllt werden.“

Weniger Druck sieht man von Verbandsseite bei der Jugend. Die Sommerferien starten erst nach dem 16. Juli. So lange kann nach Angaben von Verbandsjugendleiter Peter Lipkowski noch gespielt werden. „Da würde es sogar reichen, wenn wir erst Anfang/Mitte Mai wieder loslegen könnten“, weiß Walter Desch.

Gut zwei Stunden tagte er am Samstagmorgen mit den Kreisvertretern. Für die Eifel und die Mosel nahmen die Vorsitzenden Walfried Hacken und Walter Kirsten daran teil. Den aus privaten Gründen verhinderten Trier/Saarburger Kreischef Hans-Peter Dellwing vertrat Sachbearbeiter Bernd Hurth, der zugleich auch stellvertretender Spielausschussvorsitzender im Verband ist.

Den Pokal auf alle Fälle – notfalls auch noch über das offizielle Ende der Saison am 30. Juni hinaus – weiterzuspielen, hält auch Hacken für sinnvoll. „Wenn die Punktspiele nur noch mit vielen englischen Wochen durchgeboxt werden könnte, wäre ich aber für einen Abbruch.“ Grundsätzlich gilt, dass die neun Kreise für ihre Ligen selbst über die Fortsetzung entscheiden sollen. Kirsten sieht seinen Vorstandskollegen und sich angesichts der andauernden Corona-Krise „die Hände gebunden – mehr als die Füße stillhalten können wir nicht“. Hurth erkennt die Probleme derzeit vor allem bei den 18 Teams umfassenden Ligen. „Bei einer Staffelstärke von 14 Mannschaften sollten wir die jeweilige Hinrunde bis Ende Juni hinkriegen.“

Aufrufe: 07.2.2021, 17:17 Uhr
Andreas ArensAutor