2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Was machen Ex-Trainer am Sonntag?

Frank Schmidt, Philip Käckenmester, Rouven Dehnenkamp und Michael Liedtke geben Auskunft

Was machen eigentlich Trainer, die ihre Mannschaft in andere Hände gegeben haben nun sonntags? Verfolgen sie ihre alte Mannschaft live am Spielfeldrand? Flattern Anfragen anderer Vereine ein? Würden sie die Entscheidung erneut so treffen? FuPa hat nachgefragt. Philip Käckenmester, Frank „Vize“ Schmidt, Rouven Dehnenkamp und Michael Liedtke verraten wie der Sonntag nun verplant wird.

Sie sitzen zwar nicht auf einem Schleudersitz wie die Trainer in der Bundesliga und müssen in erfolglosen Phasen um ihren Trainerjob bangen, aber dafür sind sie trotzdem kaum um ihre Aufgaben zu beneiden. Die Trainer in den Kreisligen und Kreisklassen unserer Region haben mit anderen Problemen zu kämpfen. Mangelnde Motivation der eigenen Spieler, erschwerte Trainingsbedingungen, die zickige Freundin des Spielmachers, Unzuverlässigkeit, Restalkohol oder auch nörgelnde Vorstandsmitglieder machen den Job nicht immer einfach.

Für eine Aufwandsentschädigung, die bei weitem nicht die Ausgaben deckt, führen sie ihre Teams durch die Saison. Dienstags und donnerstags ist abends Training. Das Handy piept jedoch den ganzen Tag über. Es trudeln Absagen ein und der gesamte Trainingsplan muss wieder einmal kurzfristig überarbeitet werden. Immer in der Hoffnung, dass der Regen nicht stärker und der Sportplatz doch noch gesperrt wird, kreisen die Gedanken tagsüber um Übungsformen, die im krassen Kontrast zu den unprofessionellen Beinen stehen, die sie ausführen sollen. Spätestens nach der Donnerstagseinheit wird jede nur denkbare Aufstellung im Kopf durchgespielt.

Schweissgebadet ist der Blick aufs Mobiltelefon am Sonntagmorgen. Die kuriosesten Verletzungen geschehen um 4 Uhr morgens und werden noch schnell in der WhatsApp Gruppe mitgeteilt.

Die Verweildauer der Übungsleiter in den Amateurvereinen ist oft länger als bei ambitionierten Teams im Leistungsbereich. Gute Trainer mit viel Enthusiasmus gibt es allerdings immer weniger. Die Vereine suchen vermehrt im eigenen Spielerkader nach Alternativen. Wir haben mit vier Trainern gesprochen, die ihr Team aus unterschiedlichen Gründen abgegeben haben und nachgefragt wie der Spieltag ohne Fußball aussieht.

Frank Schmidt: "Der Sonntag ist total entspannt"

Frank Schmidt sah seine Arbeit nach fünf Jahren als beendet an. Die Fussballsparte des TV Loxstedt lag am Boden und Schmidt begann als Trainer ganz unten in der 4. Kreisklasse. Mittlerweile spielt das Team in der 1. Kreisklasse und hält dort locker mit. Seinen Rückzug kündigte er frühzeitig an und mit Abteilungsleiter Florian Poppe fand sich auch schnell ein Nachfolger.

Und wie läuft so ein Sonntag nun bei Frank Schmidt ab?

„Der Sonntag ist total entspannt. Kein ständiger Blick auf irgendeine WhatsApp Gruppe oder Spielerplus App. Um 15 Uhr bin ich trotzdem oft unterwegs auf irgendeinem Sportplatz.“

Man trifft ihn auf den Sportplätzen der Region und er verfolgt auch weiterhin das Geschehen seines ehemaligen Vereins. “Die Spiele vom TVL verfolge ich natürlich, bisher habe ich drei Spiele live gesehen und ansonsten informiere ich mich über FuPa. Aber nicht die Aufstellung, das eher untergeordnet. Ebenso wenig mache ich mir Gedanken, warum der oder der gerade nicht spielt. Da ist der Abstand schon relativ groß, obwohl ich immer noch einen guten Kontakt zu den Jungs und auch zu meinem Nachfolger Flopo (Florian Poppe) habe.“

Auch beim traditionellen Theo-Meineke Turnier im Januar wird er die Loxstedter unterstützen.

Der Verein hat Schmidt viel zu verdanken und er selbst hat für sich den richtigen Zeitpunkt des Abschieds gefunden. Er kündigte seine Pause lange vorher an und trotz zweier Anfragen im Sommer ist er bisher auch standhaft geblieben. „Ich bin nach wie vor hundertprozentig überzeugt von der Entscheidung, da ich einfach mal eine andere Sicht auf verschiedene Dinge haben möchte.“

Käckenmester wird Teammanager

Philip Käckenmester wurde im Vorjahr kurzfristig Trainer der 1. Herren des FC Land Wursten. Der 26-Jährige übernahm zusammen mit Üzeyr Ölmez das Team in der Winterpause von Yusuf Sahin. Zuvor coachte er schon die dritte Vertretung des FC. Mit vier Siegen in den letzten fünf Spielen führte er den FC nach einer turbulenten Saison auf den achten Platz in der Kreisliga Cuxhaven.

In dieser Saison steht er nicht mehr hauptverantwortlich am Seitenrand. Er hat sich sozusagen weggelobt. Drei Herrenmannschaften verlor der FC Land Wursten in den vergangenen Jahren, zuletzt im Sommer die zweite Herren. Käckenmester erkannte die Probleme und packte selbst mit an.

„Da wir uns für nur noch eine Mannschaft im Herrenbereich entschieden haben, mussten wir die Rollen im Verein neu verteilen und da mir im Verein persönlich immer ein Teammanager gefehlt hatte, kam der Vorschlag von mir selbst diesen Job zu übernehmen und folglich auch in den Vorstand zu gehen. Neben der Arbeit für die 1. Herren kümmere ich mich um weitere Aufgabenbereiche im Verein. Daher würde ich die Entscheidung genauso wieder treffen, da sie im Sinne des Vereins sind und mir obendrein auch Spaß machen“, erklärt Käckenmester.

Interesse am Trainerjob hat er in Zukunft trotzdem: „Auf jeden Fall. Doch im Moment konzentriere ich mich nur auf die Aufgaben beim FC Land Wursten. Ich möchte mithelfen, meinen Heimatverein auf einen positiven Weg zu bringen.“

Rouven Dehnenkamp: "Ohne Fußball werde ich nie können"

Die Amtszeit von Rouven Dehnenkamp endete während der Saison 2018/2019. Bei einer 1:4-Niederlage gegen die SG Wehden/Debstedt musste der 30-Jährige im Tor aushelfen. In der darauffolgenden Woche kam es zur Trennung und er gab seinen Posten ab. Für viele überraschend, aber für Dehnenkamp der einzig konsequente Schritt, den er auch heute noch für richtig hält: „Ja, definitiv. Es war vielleicht eine unerwartet harte Entscheidung, aber mangelnde Lust, weniger Ehrgeiz und die unterschiedlichen Vorstellungen, haben mich letzten Endes dazu bewogen einen klaren Schnitt zu machen und aufzuhören.“

Dehnenkamp schaut aber nicht im Groll zurück: „Langenfelde ist und bleibt ein Teil von mir. Mein Vater und Teile meiner Verwandtschaft kommen aus Langenfelde und spielten für den Verein. Es gab ja auch viele tolle Momente in den Jahren und das vergisst man nicht.“ Die Spiele seiner alten Mannschaft verfolgt er nun digital. Bei FuPa schaut er sich die Aufstellungen und Spielverläufe an.

Auch auf dem Platz ist der ehemalige Bezirksligakicker wieder aktiv. Er spielt nun für die Altherrenmannschaft des FC Hagen/Uthlede. „Ohne Fußball werde ich nie können“, verrät der Ex-Coach.

Ein Angebot, beim TV Langen als Co-Trainer einzusteigen, schlug er aus. „Ich wollte einfach mehr Zeit mit meiner Frau und den Kindern verbringen. Aktuell ist der Sonntag Familientag“, lässt er wissen.

Michael Liedtke knipst nun in der 2. Herren

Bei der SG Blau-Weiss Stubben hat sich Michael Liedtke den Nachfolger quasi selbst ausgesucht. In der Winterpause 2017/2018 stieg Frank Zietelmann bei den Blau-Weissen ein. Liedtke war federführend an der Verpflichtung beteiligt und die Chemie zwischen beiden passte sofort. Früh informierte er den Verein, dass er nach der Saison 2018/2019 eine Pause einlegen wolle. Mit dem Gefühl, die Mannschaft in guten Händen zu wissen, zog er die Auszeit vor und gab das Team bereits in der Winterpause ab.

Mittlerweile ist er wieder für Blau-Weiss aktiv. „Ich wollte eigentlich komplett Pause machen, aber ich brauche den Ball am Fuß, da ich ja nicht nur als Trainer in Stubben war, sondern auch als Spieler. Ich spiele nun mit vielen Freunden von mir fest in der 2. Herren und wenn Frank mich anruft, helfe ich gerne bei der 1. Herren aus.“ In den Spielen trägt er nun das Abschiedsgeschenk seiner alten Mannschaft: „Ich wurde von den Jungs sehr liebevoll verabschiedet und bekam ein Trikot mit meinem Namen.“

Fast sechs Jahre war er Trainer in Stubben. Vorher war er als „Wandervogel“ bekannt und blieb als Spieler selten lange bei einem Verein. In Stubben hat er mit seiner Mannschaft als krasser Aussenseiter zwei Gemeindeturniere gewonnen und sich ein kleines Denkmal gesetzt.

Die Entscheidung bereut er nicht, obwohl er kurz nach seinem Ausscheiden die ersten Angebote anderer Vereine hatte. „Ich glaube eine Woche nachdem es bei FuPa stand, wurde ich kontaktiert. Ich habe den Vereinen abgesagt, da für mich die Familie nun an erster Stelle steht. Irgendwann wird die Zeit kommen, dass ich wieder als Trainer am Spielfeldrand stehe.“

Bis dahin ist der Sonntag aber Familientag - mit Fußball. „Ich frühstücke sonntags in Ruhe mit meiner Familie. Mittags fahre ich dann zum Spiel meiner Mannschaft und ab und zu muss ich meine Schützlinge der 1. Herren bei deren Spielen anfeuern. Es gibt mitterweile aber auch Sonntage ohne Fussball. Da unternehmen wir dann als Familie was.“

Um kurzfristige Absagen, unbespielbare Plätze oder Diskussionen um die Aufstellung machen sich die vier Trainer vorerst keine Gedanken. Sie genießen den Fußball von der anderen Seite, sortieren sich neu und werden ganz sicher irgendwann wieder an der Seitenlinie stehen.

Michael Liedtke spielt nun für Stubbens zweite Herren

Aufrufe: 08.10.2019, 18:55 Uhr
FuPa Cuxhaven/ HarneitAutor