2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

"Von Hertha war ich einfach andere Standards gewöhnt"

Omid Saberdest spielte einige Jahre in der Regionalliga, verabschiedete sich vor einem Jahr aber aus dem ambitionierten Fußball und konzentriert sich nun auf sein Studium. Nicht bei jedem Verein wurden seine Erwartungen erfüllt, beim BSC fühlt er sich sehr wohl.

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine.Gesprächspartner: Omid Saberdest; Fotos: www.sportfotos-md.de, Dedeoglu, kicker.de, zimbio.com

Ich habe mir mal deine sportliche Vita angeschaut – Im Sommer der Wechsel zum BSC, davor ein halbes Jahr Türkiyemspor, auch Union Fürstenwalde nur sechs Monate. Davor ein Jahr bei Herta 06 eine Spielzeit bei Optik Rathenow. Angefangen hast du mit zwei Jahren Hertha Amateure und einem halben Jahr BAK, woraufhin wieder ein halbes Jahr Hertha U23 folgte. Du merkst selber, eine sehr lange Vita, deine sportliche Heimat hast du aber nirgends gefunden. Woran liegt es?

Dass ich keine sportliche Heimat gefunden habe, hat viele Gründe. Das sind auch unterschiedliche, aber vor allem lag es daran, dass ich andere Standards von Hertha gewohnt war. Ich habe dort, wie von dir oben erwähnt, bis zur U23 gespielt. Das war etwas ganz anderes, wie ich es bei den anderen Vereinen erlebt habe. Ich kannte es nicht anders, deswegen war ich teilweise sehr unzufrieden.

Möchtest du darauf genauer eingehen?

Ja, ich kann dir das ein wenig erläutern. Nach den beiden Jahren in der U23 bin ich zum BAK gewechselt. Rückblickend war das, ausgenommen immer die U23 von Hertha, ganz gut. Aber was soll ich sagen, ich kam direkt von eben jener Hertha, dadurch war ich beim BAK unzufrieden. Mich überkam das Gefühl der Verein sei unprofessionell. Ich kann dem Verein gar kein Vorwurf machen, ich kannte es einfach anders, dabei war er einer der solidesten Vereine bei denen ich gespielt habe.

Jetzt kannst du auch noch mehr erzählen, von welchem Verein hast du positives zu berichten, von welchem eher weniger?

Hervorheben kann ich hier Optik Rathenow. Das war der beste Verein, mit einem super Umfeld. Der Verein an sich ist super, ich hatte Spaß am Spielen. Wir haben ein gutes Jahr gespielt, am Ende mit dem Aufstieg in die Regionalliga gekrönt. Ich bin trotzdem nicht geblieben, der Fahrweg war einfach zu weit für mich. Nicht so positive Erinnerungen habe ich von Hertha 06 und Union Fürstenwalde. Bei Hertha 06 hatte man gemerkt, dass der Verein zum ersten Mal Höherklassig spielt, deswegen hätte ich eigentlich keine Erwartungen haben dürfen. Leider könnte ich über das Jahr nicht viel Positives von mir geben, aber das lassen wir mal bleiben. Bei Union Fürstenwalde war es am Ende wieder der Fahrweg, außerdem hat mir das ganze Umfeld nicht so gefallen. Der Vorstand tickt dort schon sehr eigen, meiner Meinung nach.

Und dann hast den „Professionellen“ Fußball verlassen?

Für die Regionalliga habe ich den Sinn nicht mehr gesehen. Es hat kein Spaß mehr gemacht, kein Reiz mehr versprüht. Es gibt, bis auf wenige Ausnahmen wie Cottbus, kaum noch gute Vereine. Damals, zu meinen Hertha Zeiten, hatten wir noch viel geile Spiele mit geilen Stadien. Plauen hatte über immer über 1000 Zuschauern, auch in Meppen war es immer voll. Es gab viele U23 Vereine mit hoher spielerischer Klasse. Magdeburg, Jena – da sind wir immer mit voller Vorfreude zu jedem Spiel angereist, auch Kiel ist nicht zu vergessen. Heute ist die Liga hingegen doch eher unattraktiv, meine persönlichen Aussichten waren auch nicht gut. Es war keine Steigerung nicht vorhanden, kein Fortschritt mehr erkennbar.

Also hat es dich in die Landesliga gezogen.

Ja, ich bin dann zu Türkiyemspor gewechselt. Ich habe ein Studium begonnen und wollte einfach den Aufwand verringern, einfach weniger trainieren. Wir hatten unglaublich viel Spaß, die Mannschaft war überragend, leider haben wir am Ende den Aufstieg zu tun. Obwohl wir so lange dort oben gespielt haben war das für die Landesliga eigentlich zu wenig, es hatte insgesamt wenig mit dem Fußball zu tun, wie ich ihn mir vorstelle, auch das Training war selbst für die Liga zu wenig. Ich wäre gerne unter dem neuen Trainer, der das Level dort nochmal deutlich angehoben hat, bleiben, aber wegen dem verpassten aufstieg wurde das Budget gekürzt und wir konnten uns schlussendlich nicht einigen. Ich wäre gerne geblieben.

Nun bist du aber beim BSC gelandet. Ein ambitionierter Berlin-Liga Verein.

Ja, das hat sich sehr kurzfristig entschieden. Erst während der Vorbereitung bin ich zum BSC gekommen. Hier bin ich bisher sehr zufrieden. Es ist ein sympathischer Verein, das Training findet weitestgehend auf Rasen statt, dazu haben wir einen überragender Trainer und gute Spieler zusammen. Auch mit dem Präsidenten hatte ich gute Gespräche, wie du merkst kann ich mich also nicht beklagen. Ich bin froh ein Teil der Mannschaft zu sein.

Es Läuft nach einem „holper“ Start auch ganz gut. Von nicht wenigen werdet ihr als Geheimfavorit eingeschätzt?

Der Beginn war für uns sehr ärgerlich. Wir haben starke Gegner wie Blau Weiß 90 und Stern 1900 gleich zu Anfang gespielt, zu einem späteren Zeitpunkt hätten wir Sie vielleicht geschlagen, oder mehr Punkte rausgeholt. Ich weiß, dass kann man nie genau sagen, aber wir wären noch eingespielter und hätten uns besser gefunden gehabt. Es hätte eine deutliche Steigerung gegeben. Jetzt sind wir zufrieden, haben das Potential für oben, wollen und werden auch da mitspielen. Die letzten Spiele waren sehr ordentlich.

Das Pokalspiel war das einzige Pflichtspiel, bei dem du von Anfang an mitwirken konntest, in den Ligaspielen wurdest du bisher immer nur eingewechselt. Das ist sicherlich nicht zu deiner Zufriedenheit?

Meine persönliche Situation mit den Einwechselungen ist natürlich auf Dauer nicht zu meiner Zufriedenheit, aber ich bin erst später dazugekommen, zwei Wochen vor Ligastart. Wir müssen das fair beurteilen, ich kann nicht direkt Stammplatz erwartet. Es ist hier, aufgrund der Qualität, nicht einfach direkt zu spielen, auf der Bank gibt es neben mir zwei bis drei Mitspieler, die es auch verdient hätten, von Anfang an zu spielen. Am Ende entscheidet der Trainer, aber die Einwechselungen zeigen mir, dass ich nah dran bin. Der Trainer führt mich langsam ran ans Team. Ich will natürlich demnächst von Anfang an spielen, auch regelmäßig, aber dafür muss ich mich weiter empfehlen. Wenn es so bleiben sollte, dann wäre die Situation natürlich nicht zu meiner Zufriedenheit.

Das wird sich sicherlich noch ändern. Ansonsten hast du noch den Futsal. Hier spielst du nebenbei für 1894 in derRegionalliga. Wie sehen die Ziele für die startende Rückrunde aus?

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Futsal spiele ich seit fünf bis sechs Jahren. Angefangen habe ich bei Club Italia, bzw. einer Mannschaft, die mein Kumpel gegründet hatte und der dann unter Club Italia lief. Ich habe aber nicht immer regelmäßig gespielt, immer nur ab und zu. Es kam immer darauf an, was der Verein sagt. Manchmal erlauben Sie es nicht, oder besser gesagt: Es ist dann nicht erwünscht, meistens wegen der Verletzungsgefahr. Aber so lang die Vereine nichts sagen, spiele ich es leidenschaftlich, das macht unglaublich viel Spaß. Ob es im Endeffekt etwas für das Großfeld bring, weiß ich nicht. Karsten Heine hat mir damals gesagt, ich soll nicht Futsal spielen, weil es körperlos ist und ich mich daran gewöhne und im normalen Spiel den Zweikämpfen aus dem Weg gehe, weil ich Angst habe. Er meinte das hängt mit dem Sport zusammen, aber ich denke da sind die Meinungen geteilt. Zurück zu ursprünglichen Fragen. Mit dem Team jetzt spiele ich in der Regionalliga. Wir haben eine gute, spielstarke Mannschaft zusammen. Das ist eine humane Truppe, alle kennen sich. Unser Ziel ist die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft, daran teilnehmen wäre stark und am besten soweit kommen, wie es geht.

Wie realistisch ist das?

Naja wir haben schon eine Chance, aber wir betreiben den Sport halt auch nicht professionell. Wir haben im Gegensatz zu anderen Mannschaften in unserer Liga kein regelmäßiges Training, treffen uns nur zu den Spielen. Die meist schlechteren Teams haben dadurch schon einen großen Vorteil und können uns besiegen. Trotzdem werden wir alles geben und unsere Chance nutzen.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für deine kommenden Aufgaben und Ziele.

Ich möchte mich für das Interview bedanken, das war mein erstes soweit ich mich erinnere.

Aufrufe: 021.9.2017, 09:40 Uhr
Marcel PetersAutor