2024-04-29T14:34:45.518Z

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Engagierter Trainer mit großen Zielen in Rothaurach: Ali Adnan (Mitte) (Foto: Giurdanella).
Engagierter Trainer mit großen Zielen in Rothaurach: Ali Adnan (Mitte) (Foto: Giurdanella).

Von Besiktas Istanbul nach Rothaurach?

TSV-Trainer Ali Adman erzählt von Profi-Vergangenheit in der Türkei und hat weiterhin große Pläne

Reich wie Richie Rich sei er nicht geworden, erzählt Ali Adman. Aber gut verdient habe er schon in seinen sechs Profijahren in der ersten und zweiten türkischen Liga. Nun ist er Trainer beim TSV Rothaurach in der Kreisklasse Nord. Große Pläne hat der 38-Jährige weiterhin.

Es ist nicht das erste Mal, dass über Ali Adman groß in der Zeitung berichtet wird. Und wenn in Zukunft nur halb so viel so läuft, wie er sich das vorstellt, dann wird es bestimmt nicht das letzte Mal sein. Das türkische Blatt Gazetemizmir hat im Sommer vergangenen Jahres Adman bei dessen Hochzeit besucht. Aus dem Artikel und besonders aus dem Bild geht hervor: Admans Herz schlägt eindeutig für Karsiyaka SK aus der Provinz Izmirs. Eine große Fahne in den Vereinsfarben liegt auf dem Trautisch. Trotzdem war auch Admans damalige Braut und heute schwangere Ehefrau Filiz anfangs misstrauisch. „Ich habe die Geschichte von seiner Profikarriere auch nicht geglaubt, aber in Izmir sind sooo viele Menschen auf uns zugekommen“, erzählt sie. Ansonsten scheint Adman auf wenig Skepsis zu stoßen: „Ich muss niemandem etwas erzählen. Ich verdiene Respekt mit meinem Auftreten.

Seine Erinnerungen an große Abende in der ersten und zweiten türkischen Liga hat er nie aufgeschrieben, Verträge nicht aufgehoben. Seine Laufbahn kann der 38-Jährige trotzdem flüssig wiedergeben, wenn er mit seinen stahlblauen Augen den Blick auf sein Gegenüber fixiert. Falls Adman nicht irgendwo durcheinander kommt - was ja durchaus vorkommen kann, wenn man seine eigene Vita noch nie zu Papier gebracht hat - geht seine Geschichte so: Schon fünf Jahre bevor Ralf Rangnick im Sportstudio der Nation die Vorzüge der Viererkette erklären wird, spielt Ali Adman als rechter Außenverteidiger 1993 in der Jugend des VfB Stuttgart. Manchmal auch etwas weiter vorne rechts, in seinem Abschiedsspiel hinten links. Der Istanbuler Erstligist hat Interesse am 16-Jährigen, der Verein holt ihn zu sich in den Nachwuchsbereich. Doch Adman hat Sehnsucht nach seiner Familie, die zeitgleich nach Izmir zieht. Nach drei Monaten in Istanbul folgt der Sohn nach - und die Karriere beim Verein seines Herzens, Karsiyaka SK, beginnt.

Beim Gespräch baumeln an Admans rechter Hand ein grünes und ein rotes Gummiband. Es sind die Farben Karsiyakas. Doch Admans Heimat ist Stuttgart, das hört man auch ab und zu heraus, wenn er spricht. Obwohl Izmir für ihn fremd ist, findet er sich schnell zurecht, er pendelt mit dem Verein zwischen erster und zweiter Liga, ein Riss der Achillessehne beendet die aktive Laufbahn zu einer Zeit, als Ralf Rangnick wahrscheinlich gerade darüber nachdenkt, was er am Ende des Jahres im Sportstudio erzählen wird. Adman leistet seinen Pflichtdienst in der türkischen Armee ab, seit 2003 verdient er sein Geld als Spielerberater, ist als Scout für ein paar türkische Erst- und Zweitligisten tätig. Adman geht es gut. „Ich bin auch heute noch ein König in Izmir. Ich brauche dort kein Auto. Es kommt immer jemand vorbei, der mich kennt und mitnimmt.“ Doch der König verlässt 2014 seine Stadt - der Liebe wegen. Bei einem dreimonatigen Aufenthalt in Deutschland lernt er Filiz kennen. Es funkt sofort. „Bevor wir geheiratet haben, hatten wir uns erst 18 Mal gesehen“, erzählt Filiz Adman.

Aus ihrem geliebten Roth wegzugehen, kommt für sie nicht in Frage. Also zieht Adman hierher. Er fühlt sich wohl in diesem Landkreis, sagt Adman, „ich bleibe aber Stuttgarter“. Auch zum TSV Rothaurach ist er gekommen, um zu bleiben. Seit Beginn dieser Saison ist er Trainer der zweiten Mannschaft, durch den Rücktritt von Jürgen Wellert vor rund zwei Wochen ist auch die erste dazugekommen. Alexander Hartmann unterstützt ihn. Ziel ist es, das Team von einem Abstiegsplatz zum Klassenverbleib zu führen. Und danach soll es ganz groß weitergehen.

Mindestens Dritte Liga

Adman setzt sich nämlich auch als Spielerberater und Scout im hiesigen Amateurfußball ein. Einige Landes- und Bezirksligaspieler hat er sich schon ausgeschaut für seine Pläne. Aber Schnellschüsse gibt es nicht: „Ich beobachte Spieler mindestens sechs Mal.“ Wenn er danach immer noch glaubt, aus ihnen Profis machen zu können, will Adman sie nach Rothaurach in die Kreisklasse Nord holen - und von dort aus geht es weiter in die Türkei. Dritte Liga, mindestens. Reich wie Richie Rich würden die Spieler dort nicht werden, aber es würde reichen, um den Lebensunterhalt mit Fußball zu verdienen: „Es ist doch ein Unterschied, ob man jeden Tag acht Stunden in einer Firma arbeiten muss, oder täglich für zwei Stunden auf dem Platz trainiert.“ Es wäre eine Win-Win-Win-Win-Situation: Ali Adman verdient dabei gut, für Rothaurach geht es steil nach oben und Amateurkicker werden zu Profis. Darüber hinaus wirft die Drehscheibe Rothaurach noch genug ab, damit auch die weniger talentierten Spieler etwas davon haben. Adman möchte das eine oder andere Trainingslager springen lassen. „Wenn ich im Februar nicht Vater werden würde, wären wir schon im Sommer für eine Woche mit der Mannschaft nach Ismir geflogen.“ Für Admans zweites Projekt ist das TSV-Gelände zu klein, auch der Leoni Sportpark in Roth reicht nicht. Der Kreisklassen-Trainer möchte große, internationale Turniere veranstalten. Die Kontakte dafür habe er. Galatasaray und Besiktas wären wohl mit von der Partie, um nur zwei Namen zu nennen. Für diese Turniere sei in der näheren Umgebung nur das Frankenstadion groß genug. Aber yavas, yavas - langsam, langsam. „Für meine Projekte brauche ich Zeit. Es muss alles picobello sein.“

Aufrufe: 028.11.2015, 11:01 Uhr
Marcel Staudt (Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung)Autor