Gelaufen ist Peter Schyrba (38) in seinem Leben genug. Er war Profifußballer – vor allem in der zweiten und dritten Liga – und absolvierte mehr als 400 Spiele als Verteidiger, und das auf nationaler und internationaler Ebene. Dann aber orientierte er sich beruflich um und arbeitet seit 2016 für die Deutsche Bahn als Fahrkartenkontrolleur.
Geboren im polnischen Ozimek, kam er als Kleinkind nach Deutschland und begann als Fünfjähriger Fußball beim FC Mülheim zu spielen. Er durchlief verschiedene Vereine in der Region und schaffte es in die Jugendmannschaft des MSV Duisburg. Dort wurde er Profi. Unter Friedhelm Funkel, der heute die Fortuna trainiert, absolvierte Schyrba auch sein erstes und einziges Bundesligaspiel: Mit 17 Jahren stand er im alten Berliner Olympiastadion auf dem Platz. Er durfte zwar nur drei Minuten spielen, trotzdem war es eine besondere Erfahrung, vor so vielen Zuschauern aufzutreten, worauf er noch immer stolz ist: „Wir haben 3 zu 1 gewonnen!”, sagt er.
Mit 26 ging er für ein Jahr nach Griechenland und spielte dort für Panserraikos. Der Wechsel vom Vorgängerverein Münster nach Griechenland kam so plötzlich, dass seine Eltern für ihn seine Wohnung auflösen mussten. Griechenland sei eine spannende Zeit in seinem Leben gewesen, sagt Schyrba. In dem Land, in dem man nicht einmal die Schrift lesen könne, habe er das erste Mal gespürt, was Familie eigentlich bedeute und das Gefühl der Einsamkeit kennengelernt. „Damals hat eine Minute telefonieren auch einen Euro gekostet”, erinnert er sich lachend. „Ich war am Ende froh, wieder zu Hause zu sein.”
Die Karriere als Profifußballer beendete er mit Anfang 30. Der entscheidende Moment war ein Spiel gegen den VFL Bochum, da ihn dort das Gefühl ereilte, dass es Zeit sei, sich zu verändern und sich beruflich neu zu orientieren, um „den Absprung zu schaffen”. So entschied er auf dem Platz, dass die Partie seine letzte sein würde.
Der Anfang seines neuen Lebens nach dem Fußball fiel Schyrba nicht leicht. Mit 34 Jahren und ohne Berufserfahrung hatte er dort einen schweren Stand. Jedoch schaffte er schließlich den Switch und ging auf Empfehlung seines Onkels zur Deutschen Bahn. Dabei wollte er auch die Arbeit im Zug selbst kennenlernen und nicht direkt mit einem Bürojob einzusteigen: „Du musst wissen, wie es auf der Schiene aussieht.“ Deswegen wählte er den Quereinstieg als Kundenbetreuer im Nahverkehr und ist seitdem in den S-Bahnen und Regionalbahnen rund um Düsseldorf als Kontrolleur unterwegs. Trotz des schlechten Berufsimages fühlt er sich in seinem Beruf wohl und schätzt die Möglichkeiten, die sich dort bieten: Mittlerweile ist er zum Gruppenleiter aufgestiegen und arbeitet parallel zu den Kontrollen nun auch im Büro.
Schnell habe er bemerkt, dass die normale Arbeitswelt etwas ganz anderes sei als der Profisport. Dort müsse man vor allem am Wochenende 90 Minuten abliefern, bei der Bahn dagegen jeden Tag. Viele Erfahrungen aus seiner Vergangenheit im Sport kann er aber auch bei der Bahn nutzen: „Die Leistungsbereitschaft und der Zusammenhalt im Team muss auch bei der Bahn im Mittelpunkt stehen.“
Mittlerweile wohnt er in Derendorf und ist froh, wieder in der Heimat zu sein. Düsseldorf sei eine lebenswerte Stadt, die beruflich und privat alle Möglichkeiten biete. „Ich bin einfach angekommen”, freut er sich. Den Profisport hat Schyrba zwar hinter sich gelassen, aber die ständige Bewegung ist geblieben: „Wir sind am Tag acht bis zehn Kilometer im Zug unterwegs, das ist Sport genug.”
Auf seine Karriere im Fußball schaut Schyrba gerne zurück: „Ein Traum ist es immer, jeder junge Sportler will sein Hobby zum Beruf machen. Das hat bei mir über 14 Jahre geklappt.” Er hat einfach viel Glück gehabt und hat zur richtigen Zeit die passende Leistung gebracht.
Stolz ist er, dass er alles von der Kreisliga bis zur Bundesliga gespielt hat, sowohl im Amateurbereich als auch ganz oben: „Ich bin wirklich sehr froh, dass ich da alles mitmachen durfte.”