2024-06-17T07:46:28.129Z

Ligabericht
Verbandsliga im Blick? Danny Kaliampos und seine Wiesecker schielen nach starkem Jahr 2014 nach oben Foto: Archiv
Verbandsliga im Blick? Danny Kaliampos und seine Wiesecker schielen nach starkem Jahr 2014 nach oben Foto: Archiv

Vom Fast-Absteiger zum Aufstiegskandidaten?

+++ TSG Wieseck spielt eine fantastische Gruppenliga-Saison +++ "Wichtig ist ein ordentliches Fundament!" +++

Beim Blick auf die Gruppenliga-Tabelle am Ende des Fußballjahres 2014 fällt einem sofort eine Mannschaft ins Auge, die die meisten Fachleute wahrscheinlich nicht auf solch einem herausragenden Platz erwartet hätten: Die TSG Wieseck liegt zur Winterpause auf Tabellenposition zwei, was den direkten Aufstieg in die Verbandsliga bedeuten würde. Dabei standen die Kaliampos-Schützlinge kurz vor Ende der vergangenen Spielzeit schon mit mehr als einem Bein in der Kreisoberliga…

Rückblende:

25.05.2014, 36.Spieltag: TuBa Pohlheim könnte sich mit einem Sieg bei den bereits abgeschlagenen und abgestiegenen Michelbachern den Klassenerhalt sichern, während die auf einem Abstiegsplatz stehende TSG bei Titelkandidat BG Marburg antreten muss. Während Pohlheim fahrlässig zwei Punkte liegen lässt und in der 88.Minute den Ausgleich kassiert, siegt Wieseck fast minutengleich durch ein Tor von Mirko Freese (89.) sensationell mit 1:0 in Marburg.

01.06.2014, 37.Spieltag: Ein Unentschieden würde TuBa zum Klassenerhalt reichen. Wieseck muss das Heimspiel gegen Cleeberg unbedingt gewinnen und auf einen Pohlheimer Ausrutscher in Marburg hoffen. Und so kommt es unter dramatischen Umständen tatsächlich: Mit einer Glanzleistung schlagen die Frels/Solmaz-Schützlinge Cleeberg mit 7:3, während die damalige Semlitsch-Truppe mit der letzten Spielaktion in Minute 92 in Marburg mit 2:3 verliert. Der Klassenerhalt Wiesecks ist bei Punktgleichheit vor dem letzten Spieltag gesichert, da der direkte Vergleich mit TuBa gewonnen wurde und diese bereits 38 Spiele absolviert hatten.

46 Punkte wies die TSG damals am Rundenende auf und damit grade mal ein Pünktchen mehr als jetzt bereits zur Winterpause. „Das war schon eine ganz schön enge Kiste im Sommer“, gibt auch Trainer Danny Kaliampos zu. „Daher war mit dieser rasanten Entwicklung natürlich nicht zu rechnen. Nichtsdestotrotz freuen wir uns natürlich darüber.“

Im Sommer hatte der ehemalige Kinzenbach-Coach das Team übernommen, das vor der Runde quasi generalüberholt wurde. Von vielen älteren Spielern hatte die TSG sich ja bereits im Laufe der Rückrunde getrennt und den Klassenerhalt überwiegend mit A-Junioren geschafft. Dieser Verjüngungsprozess wurde vor dieser Saison fortgeführt. Für viele A-Junioren stand ihr erstes komplettes Jahr in Seniorenbereich an und trotz diverser Abgänge bastelte Kaliampos an einem mehr als schlagkräftigen Team.

„Ich habe natürlich viele Jungs angesprochen, die ich bereits kenne. Aber es war uns auch wichtig, Spieler mit TSG-Vergangenheit zurückzuholen“, so der Übungsleiter. So kamen mit Timo Schmidt, Diyer Elen und Cemal Gümüs gleich drei Spieler seines Ex-Vereines Kinzenbach nach Wieseck, aber auch die Verpflichtung des ehemaligen TSGlers Kevin Buycks von Eintracht Wetzlar fiel ins Auge.

„Uns war schon klar, dass wir Qualität im Kader haben. Aber die Vorbereitung lief alles andere als zufriedenstellend, sodass wir intern die Zielsetzung Platz sieben bis neun ausgegeben haben.Zudem musste die Mannschaft mein Konzept der kompakten Defensive, dem Kurzpassspiel und den schnellen Kontern ja auch erst verinnerlichen. Dass es gleich so gut zusammenpasst, hat uns alle überrascht“, so Kaliampos.

Fantastische sechs Siege am Stück legten die Wiesecker gleich zu Saisonstart hin, darunter ein grandioses 7:1-Schützenfest gegen Waldgirmes. Und wer nach vier darauffolgenden Partien in Folge ohne Sieg an einen Einbruch geglaubt hatte, wurde eines besseren belehrt. Es folgte eine zweite Siegesserie mit nun gar sieben Erfolgen am Stück. Dass es NUR zu Platz zwei reichte, lag zu einem an der ebenso bärenstarken Darbietung Kinzenbachs wie an zwei 2:1-Niederlagen kurz vor der Winterpause.

„Gerade das Spiel in Langenaubach war da eigentlich schon ein wenig ein Spiegelbild. Wir haben in der Vorrunde ganz viele Spiele knapp gewonnen, was man zum einen als Stärke sehen könnte. Andererseits haben uns durch unsere Chancenschluderei oft in Bedrängnis gebracht und oftmals deutlichere Siege verschenkt“, so der Coach.

Dennoch ist Danny Kaliampos mit dem Tabellenstand natürlich mehr als zufrieden und möchte auch in der Rückrunde weiter eine gute Rolle in der Gruppenliga spielen. „Wenn man auf Platz zwei steht, kann man nicht allzu viel falsch gemacht haben. Dennoch ist der Aufstieg keinesfalls Pflicht. Wir haben hier zusammen einen Plan erstellt, der auf die nächsten Jahre ausgelegt ist. Wir wollen uns ein ordentliches Fundament erarbeiten, damit es uns nicht so geht wie schon anderen Vereinen in den letzten Jahren“.

Damit spielt Kaliampos auf so manche Mannschaft an, die auch recht unerwartet in höhere Ligen aufgestiegen ist, deren Absturz dafür umso heftiger war. Eintracht Lollar (jetzt FSG Lollar/Staufenberg) stieg ja beispielsweise auch bis in die Verbandsliga auf und ist nur kurz darauf in den Niederungen der Kreisoberliga angekommen. „Wehren würden wir uns gegen einen Aufstieg aber natürlich nicht!", fügt der Coach schmunzelnd an.

Generell sieht der Coach sein Team gut aufgestellt für die Rückrunde. Falls die Verletzten wie Goalgetter Tim Napierala oder Nico Strack zurückkommen und sich auch die Neuzugänge Robin Traut (von Stadtallendorf) und Jean-Claude Günther (von Schwarz-Weiß Gießen) gut einleben, ist Kaliampos nicht bange. „Wir sehen die Neuzugänge nicht nur als breitere Aufstellung des Kaders an, sondern als qualitative Verstärkungen. Ich denke, dass das diese den Konkurrenzkampf anheizen werden. Und das kann das ganze Team nur noch stärker machen!“ Zudem dürfte es auch im kommenden Jahr nicht ausgeschlossen sein, dass der eine oder andere Akteur der eigenen A-Junioren erste Erfahrungen im Aktivenbereich sammelt. "Priorität hat da aber zunächst ganz klar der Klassenerhalt in der Hessenliga. Falls der gesichert ist, können wir weitersehn!", so der 32-Jährige.

Und wer weiß, was sich ein Jahr nach dem dramatischen Abstiegskampf in Wieseck tut, Ende Mai, Anfang Juni, an den letzten Spieltagen der Gruppenliga-Saison. Vielleicht gibt es nach der Nichtabstiegsfeier der Vorsaison im kommenden Jahr eine Aufstiegsfeier an der Wieseckaue. Und wenn nicht nach dieser Saison, so vielleicht in den nächsten. Das Fundament scheint jedenfalls gelegt zu sein.

Aufrufe: 018.12.2014, 11:30 Uhr
Marc SteinertAutor