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Unser Adventskalender: Türchen 21

BESINNLICHES: +++ Ein weiterer "teamloser Trainer" kommt zu Wort +++

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Danny Kaliampos kann mit seinen gerade einmal 35 Jahren schon auf eine lange Trainerkarriere zurückblicken. Bereits als B-Jugendlicher wurde er mit 16 Trainer der Kinzenbacher E-Junioren, wurde 2008 Jugendleiter bei der SG und stieg 2011 als Co-Trainer beim damaligen Hessenligisten Eintracht Wetzlar in den Seniorenbereich ein.

Gemeinsam mit André Weinecker stand er anschließend fast zwei Jahre an der Seitenlinie der Kinzenbacher und war danach drei Jahre für die TSG Wieseck erstmals alleinverantwortlich tätig. In dieser Zeit erlebte er einen Auf- und einen Abstieg, ehe er sich im Sommer 2017 eine Auszeit nahm. Für unsere Adventskalender-Serie „Trainer ohne Team“ haben wir bei ihm nachgehorcht.

Herr Kaliampos, die Trennung von der TSG Wieseck zum Rundenende wurde bereits im November 2016 und damit mitten in der Saison bekannt gegeben. Was waren die Gründe dafür?

Ich habe drei Sommer in Wieseck miterlebt. Im ersten Jahr mussten wir ziemlich ad hoc eine Mannschaft zusammenstellen, sind aber am Saisonende in die Verbandsliga aufgestiegen. In meinem zweiten Jahr hat uns nach dem Abstieg aus der Verbandsliga die Hälfte der Spieler verlassen und auch die Nachwuchsspieler sind woanders hingegangen. Das war aus meiner Sicht alles etwas mühselig und am Saisonanfang der dritten Runde lief es in der Gruppenliga auch nicht sonderlich gut. Da habe ich schon gemerkt, dass ich eine Auszeit brauche. Deshalb habe ich mich mit Jörg Hildebrand zusammengesetzt und wir haben beschlossen, dass wir die Runde ordentlich zu Ende spielen wollen, aber auch, dass es für beide Seiten gut wäre, etwas Neues zu probieren, um frischen Wind hineinzubekommen. Das gelingt Benni Höfer gerade auch sehr gut.

Was sind die Gründe für Ihre derzeitige Auszeit vom Trainerjob?

Seit 2008 war ich durchgängig als Trainer tätig. Und wenn man diesen Job anständig machen will, ist das alles sehr zeitintensiv und es gibt auch nur kurze Phasen, in denen man Urlaub nehmen kann. Das ist alles schwer zu arrangieren. Außerdem wirken mit der Zeit die Ansprachen nicht mehr so stark, man fährt gedanklich und methodisch ein und die Mechanismen schleifen ein. Um diese wieder aufzufrischen, habe ich ganz bewusst beschlossen, mir ein Jahr Auszeit zu nehmen.

Wie nutzten Sie die zusätzliche freie Zeit, die Sie durch den Wegfall der Trainertätigkeit haben?

Recht sportlich. Seit einem Jahr bin ich in Heuchelheim im Fitnessstudio angemeldet und trainiere dort nach der Arbeit täglich eine Stunde. Im Sommer habe ich außerdem angefangen, wieder bei den Alten Herren meines Heimatvereins SG Kinzenbach zu kicken. Im September kam dann Steven Hassler (Trainer der SG Kinzenbach II, Anm. d. Red.) auf mich zu und hat mich überredet, bei der zweiten Mannschaft mit zu trainieren. Da habe ich aber schnell gemerkt, dass die jüngeren Spieler bei längeren Sprints doch etwas spritziger sind als ich (lacht). Mehr als vielleicht mal in der Rückrunde auszuhelfen ist deshalb nicht drin. Aber beim Training bin ich regelmäßig mit Spaß dabei, gerade wenn wir zwei Torhüter haben und Trainingsspiele machen können. Das kommt allerdings nicht so häufig vor. Zudem nutze ich die Zeit, um meinen A-Lizenz-Trainerschein zu verlängern. Als Trainer waren diese Fortbildungen zeitlich schwierig zu organisieren, jetzt kann ich mir das besser einrichten.

Archivfoto: Bär

Verfolgen sie das Geschehen der TSG Wieseck und des heimischen Fußballs noch?

Definitiv. Ich habe mir so ziemlich jedes Kinzenbach-Spiel, egal ob zu Hause oder auswärts, in dieser Saison gesehen. Auch Freitagabend und Samstag bin ich häufig an den Plätzen. Von Hessen- bis Kreisliga ist da alles dabei, auch gerne mal eine Fahrt nach Frankfurt beispielsweise zum damaligen Verbandsliga-Topspiel Eddersheim gegen Kelsterbach. Außerdem interessiere ich mich wieder mehr für den Jugendbereich, schaue mir beispielsweise an, was meine ehemaligen Spieler machen. Generell ist da Wieseck in der Region immer noch das Nonplusultra. Egal ob A-Junioren Hessenliga oder Regionalliga. Das schaue ich mir immer gerne an.

Hatten oder haben Sie Anfragen von Vereinen für ein neues Trainerengagement? Mit Ihrem Ex-Verein Kinzenbach und den Teutonen aus Watzenborn-Steinberg waren ja namhafte heimische Clubs in dieser Spielzeit auf Trainersuche.

Schon im Frühjahr und auch ab Oktober hat das Telefon des Öfteren geklingelt. Ich habe aber bisher alle Anfragen abgeblockt, auch wenn es mir manchmal, wenn ich mir Spiele anschaue, schon in den Fingern juckt. Aber derzeit ist das noch eher die Ausnahme. In Kinzenbach zum Beispiel kennen mich Spieler und Vorstand sehr gut. Und in der damaligen Situation war es besser, einen Trainer von außen zu holen.

Und was muss passieren, damit Sie wieder auf die Trainerbank zurückkehren?

Mir ist eine gemütliche Gemeinschaft nach den Spielen oder auch das Bundesliga oder Champions League schauen mit der Mannschaft sehr wichtig. Das gab es in Wieseck durch die Probleme mit dem Pächter am Ende auch nicht mehr. Aber für ich muss bei einem Verein eine familiäre und persönliche Basis da sein. Nicht einfach nur ein Trainer, der kommt, seinen Job macht und wieder geht. Das ist in Zeiten zunehmender Ich-AGs schwierig. Gemeinschaften werden immer weniger, was den Kreis an Vereinen für mich kleiner macht. Ich möchte mich als Person mit einbringen, dafür muss der Verein offen sein. Ich hoffe, eine solche Gelegenheit kommt zur nächsten Saison. Es muss einfach wieder Klick machen. Irgendwann wird dieser Moment kommen. Außerdem verlängere ich ja meine Trainerlizenz, um wieder an der Seitenlinie stehen zu können.

Daniel Steuernagel, ehemaliger Trainer des SC Teutonia Watzenborn-Steinberg, hat beim Frankfurter Trainer Niko Kovac hospitiert. Welchem Profi-Trainer würden Sie gerne einmal über die Schulter schauen?

In Zeiten von Youtube-Videos gibt es bezüglich der Trainingseinheiten keine großen Geheimnisse mehr. Mich interessieren vielmehr die Gedankengänge eines Trainers und woher er seine Ideen und Philosophien nimmt. Da ist natürlich Pep Guardiola jemand, den ich gerne mal begleiten würde. In diesem Jahr hat mir aber Marcelo Bielsa sehr imponiert, nachdem ich ein Buch über ihn gelesen habe. Er war immer bei kleineren Clubs wie Athletic Bilbao oder Olympique Marseille und trainiert derzeit den OSC Lille. Er hat in puncto Trainingstheorie und Mannschaftsführung eine besondere Herangehensweise und verfügt mit seinen 62 Jahren über viel Erfahrung, von der ich sicherlich profitieren würde.

Da nun ja die Adventszeit ist und Weihnachten vor der Tür steht, dürfen Sie sich auch gerne etwas wünschen!

Wichtig ist zuallererst, dass Familie, Freunde, Bekannte und Verwandte gesund sind und bleiben. Ganz wichtig ist aber auch, das nötige Glück zu haben. Franz Beckenbauer hat zu Uli Hoeneß auf dessen Feier zum 60. Geburtstag gesagt: „Die Menschen auf der Titanic waren alle gesund, aber sie hatten kein Glück.“ Dieser Satz klingt vielleicht etwas makaber. Aber dieses Glück braucht man, um sein Leben so zu gestalten, wie man es sich wünscht.

Aufrufe: 021.12.2017, 12:00 Uhr
FuPa MittelhessenAutor