2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Fabio Di Dio Parlapoco im FuPa-Interview der Woche. Foto: Wolff.
Fabio Di Dio Parlapoco im FuPa-Interview der Woche. Foto: Wolff.

„Vergleich mit Hidaka wäre frech“

Basaras Top-Torjäger Fabio Di Dio Parlapoco im Interview der Woche über seinen Wechsel aus dem Saarland und den Lauf seines Vereins

MAINZ. Fabio Di Dio Parlapoco heißt der Mann der Stunde in der Fußball-Landesliga. In jedem der vergangenen fünf Ligaspiele netzte der Stürmer von Basara Mainz einmal, im Verbandspokal knackte er mit zwei Traumtoren Verbandsligist Alemannia Waldalgesheim fast im Alleingang. Die jüngste Quote des 29-Jährigen, der seine zweite Saison mit den Japanern spielt, erinnert nur zu gut an einen gewissen Takuya Hidaka, der in vier Jahren bei den Mainzern in 117 Spielen 145 Tore schoss. Dass er sich mit Hidaka erst gar nicht vergleichen will und warum es aktuell bei ihm und Spitzenreiter Basara so gut läuft, darüber sprachen wir mit dem spielenden Co-Trainer.

Herr Parlapoco, fünf Tore in den letzten fünf Spielen. Läuft bei Ihnen, oder?

Ja stimmt, aber man kann nur so gut funktionieren wie das Team. Es läuft, weil es auch in der kompletten Mannschaft aktuell läuft, die Pässe von hinten und aus dem Mittelfeld ankommen.

Was hat sich bei Ihnen verglichen zur letzten Saison geändert?

Wir spielen etwas anders, setzen mehr auf Konter. Außerdem waren letzte Saison Verletzungen bei mir ein Problem, erst ein Muskelfaserriss, dann ein Bänderriss im Fuß. Da war der Wurm drin.

Und jetzt sind Sie topfit?

Was heißt topfit? Im Vergleich zu vor vier, fünf Jahren, merkt man das Alter nach einem intensiven Spiel auch einen Tag später noch und man denkt darüber nach, dass jeder falsche Schritt auf dem Platz der letzte sein könnte.

Unter Ihren Toren in der Liga – und auch die zwei im Pokal – waren schon ein paar spektakuläre. Liegt das am gewachsenen Selbstvertrauen im fortgeschrittenen Fußballeralter?

Naja, das ist immer so eine Sache. Mal läuft es, mal nicht. Vor ein paar Jahren habe ich gesagt: Ich mache nur schöne und/oder wichtige Tore. Mittlerweile zählt für mich nur, dass er drin ist.

Ihre aktuelle Quote erinnert an die von Takuya Hidaka. Treten Sie jetzt in seine Fußstapfen?

Nein, mit ihm will ich mich nicht vergleichen. Er war in den ganzen Jahren - beziehungsweise ist immer noch - eine Ikone hier im Verein. Seine Quote ist ein Alleinstellungsmerkmal, das er auch in ein paar Jahren noch hier für sich haben wir. Sich an ihm zu messen, wäre etwas frech.

Tut Euch sein Weggang weh?

Ja, er hinterlässt schon eine Lücke. Er war das Bindeglied zwischen den japanischen Spielern und den Euopäern. Er konnte mit am besten Deutsch und war ein Vorbild für für junge japanische Spieler. In die Position rücken jetzt zwei, drei andere Spieler, Yuya Okuda oder Ryo Kato zum Beispiel.

Wie funktioniert insgesamt die Interaktion bei Euch zwischen Japanern und dem Rest?

Wir versuchen, die jungen, 18-, 19-Jährigen an die Hand zu nehmen, und sie so leicht wie möglich zu integrieren. Der Trainer sagt immer: Der Fußball in Japan ist ein ganz anderer. Wir als Ältere wollen ihnen das schnell beibringen.

Auch euer langjähriger Coach Matthias Güldener ist von Bord gegangen, konntet Ihr das schon auffangen?

Auch das hat natürlich ein Loch gerissen. Er konnte vor allem sehr gut motivieren und ist nicht umsonst als Co-Trainer bei einem Oberligisten gelandet. Ob wir das Loch schon gestopft haben, weiß ich nicht. Das wird sich erst in schwierigen Zeiten zeigen, wenn es mal nicht so läuft und wir auch mal dreckige Entscheidungen treffen müssen.

Seid Ihr für eine solche Phase gefestigt genug?

Ja, wir haben genug erfahrene Spieler - Yuya, Ryo, Kostadinov - um auch nach Negativerlebnissen das Ruder rumreißen zu können.

Seit dieser Saison sind Sie spielender Co-Trainer, was sind Ihre Aufgaben?

Ich leite manchmal das Training für die vordere Abteilung, wir machen Flanken, Torschüsse, alles was das Stürmerherz halt so begehrt. Und bei der Aufstellung bin ich mit dem Trainer in ständigem Austausch.

Verbuchen Sie für sich jetzt die Rolle des Motivators?

Nein, Marcel Kostadinov hat das übernommen, der ist bei uns am besten darin.

Als Sie vor einem Jahr hierher kamen, wechselten Sie von einem Saarlandligisten zu einem A-Klassen-Aufsteiger. Haben Sie die Leute in Ihrer Heimat da nicht für verrückt erklärt?

Das wissen die ja schon, dass ich verrückt bin (lacht). Nur konnten sie sich das nicht vorstellen, zu einem japanischen Verein zu gehen, weil es das dort nicht gibt.

Wie kamen Sie dann dazu?

Für mich stand der Job im Vordergrund. Ich hatte hier schon seit zwei Jahren gearbeitet und bin am Wochenende immer gependelt. Das war zu viel, ich musste einen Schlussstrich ziehen und auch meine Freundin ist mit hierhergezogen. Vorher habe ich mich unter der Woche immer beim SV Gonsenheim fit gehalten, wo ich Babak Keyhanfar kennen gelernt habe. Ich habe dann einen Verein gesucht, bei dem es Spaß macht Fußball zu spielen. Er hat mit Basara empfohlen, wo er ja mittlerweile selbst spielt. Nach einem Probetraining war ich überzeugt.

Sie haben dann Basara-Aufstieg Nummer vier im vierten Jahr hintereinander mitgemacht, im fünften steht Ihr jetzt wieder an der Spitze und viele sagen: Jetzt folgt Nummer fünf im fünften Jahr.

Das wäre natürlich ein Traum, ja. Aber das Ziel ist, den Fokus auf jedes einzelne Spiel zu legen, niemanden zu unterschätzen. Dann wollen wir uns erstmal von unten absetzen und dann schauen wir, was nach oben geht.

Was ist aktuell Euer Erfolgsrezept?

Wir stehen als Mannschaft taktisch aktuell sehr gut da. Wir sind in der Abwehr sehr stabil, haben erst vier Gegentore bekommen, drei davon per Elfmeter, das sagt eigentlich alles. Ich zahle gerne fünf Euro ins Phrasenschwein, wenn ich sage: Spiele gewinnt man zwar vorne, aber Meisterschaften hinten.

Tragen Sie auch zur Defensivarbeit bei?

Leider ja, weil das mit sehr viel Laufarbeit verbunden ist. Da muss ich mich aber der Taktik der Mannschaft unterordnen.

Und vorne stimmt aktuell Ihre Quote. Können Sie die halten?

Das ist natürlich sehr schwer. Letztendlich ist die mir auch egal. Ich habe mir vor der Saison mal vorgenommen, zweistellig zu werden, wo ich da oben rauskomme: Mal schauen.

Das Interview führte Nils Salecker.
Aufrufe: 027.9.2018, 19:00 Uhr
Nils SaleckerAutor