2024-06-14T14:12:32.331Z

FuPa Portrait
 Zweikampfstark, aber auch mit fußballerischen Qualitäten ausgestattet: Julio Ngangu (Mitte) ist eine der Säulen im Team des aktuellen A-Liga-Zweiten SV Sirzenich.
Zweikampfstark, aber auch mit fußballerischen Qualitäten ausgestattet: Julio Ngangu (Mitte) ist eine der Säulen im Team des aktuellen A-Liga-Zweiten SV Sirzenich. – Foto: Josef Frisch

Vereinstreue ist für den Käpt‘n des SV Sirzenich selbstverständlich

In Zentralafrika wurde er geboren. Über Norddeutschland führte Julio Ngangu der Weg in die Pfalz – und von dort aus Studiengründen nach Trier. Aus der Mannschaft des A-Ligisten SV Sirzenich ist er schon seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenken. Was den Mittelfeldspieler antreibt, und wie er die Chancen im Aufstiegsrennen sieht.

Er kam mit knapp einem Jahr aus der Demokratischen Republik Kongo nach Deutschland, ist in Hildesheim in Niedersachsen aufgewachsen und hat dort, bei der SG Nordstadt, auch das Kicken gelernt. Über die TSG Kaiserslautern (A-Jugend-Regionalliga) ging es nach Pirmasens, wo der heute 27-Jährige in der ersten und zweiten Mannschaft in der Ober- und der Landesliga Südwest Erfahrung sammelte. „Über einen Freund, der mit mir an der Uni in Trier Jura studiert, kam dann der Kontakt nach Sirzenich zustande. Ich sollte einfach mal zum Training vorbeikommen. Und das hat mir gleich sehr gut gefallen“, erinnert sich der in Kinshasa geborene und in Trier lebende Vollblutfußballer an seine Anfänge beim SVS.

Seit knapp acht Jahren ist Julio Ngangu nun schon beim SV Sirzenich, mit dem er unter Trainerurgestein Helmut Gorholt 2017 in die A-Liga aufgestiegen ist. „Helmut war jemand, der nicht nur menschlich top war, sondern der Mannschaft eine ganz spezielle Mentalität und Willenskraft vermittelt hat. Er war sehr akribisch“, erinnert sich Ngangu und erinnert sich an schwierige Zeiten, die anschließend kamen: „Es war schade, dass die Saison 2019/20 abgebrochen wurde. Wir waren knapp hinter Ehrang auf Platz zwei ins Ziel gekommen, hätten – wenn es weitergegangen wäre – sicher auch Chancen auf den Aufstieg in die Bezirksliga gehabt.“ Wer Ngangu kennt, weiß, dass er ein fairer Sportsmann ist: „Ehrang hatte sich den Aufstieg aber auch verdient.“

Nachdem der SVS in der Vorsaison vor dem Abbruch Ende Oktober erneut auf Rang eins stand wurde das Team im Laufe der Vorrunde nach dem Abgang von Trainer Andreas Wagner und dem Wechsel dreier Leistungsträger erneut durcheinander gewirbelt. Laut Ngangu, „spricht es für die jetzigen Trainer Till Schweitzer und Elmar Klodt, die das Team in einer kritischen Situation übernommen und den Zusammenhalt sowie die menschlichen Komponenten so extrem vorgelebt haben.“

Wichtig aus Sicht des defensiven Mittelfeldspielers war und ist, dass „ich bislang von schweren Verletzungen verschont geblieben bin“. Seine Stärken, die Abwehr durch sein Zweikampfverhalten zu entlasten und einen schnellen Spielaufbau einzuleiten, konnte er so in den vergangenen Jahren immer wieder einbringen. Körperlich präsent zu sein, eine solide Technik sowie die Fähigkeit, knifflige Situationen spielerisch aufzulösen, gehören ebenso zu seinem Repertoire, wie die Pässe in die Tiefe. Nach dem Umbruch vorm Winter ging es für Ngangu darum, „das Zusammenspiel in der Abwehrkette zu optimieren“. Dies funktioniere gut: „Herbert Stuhlberg ist mit seiner Erfahrung die Lebensversicherung unserer Abwehr, doch auch die jungen Jannik Boost und Simon Klodt sowie Kevin Endres arbeiten Hand in Hand. Wenn Dominik Büscher mal aus der Verletzung kommt, sind wir nochmals einen Tick abgeklärter. Alle sind sehr kommunikativ, der Teamgeist nicht nur in der Abwehr ist beeindruckend.“

Ngangu, der sein erstes Jura-Staatsexamen an der Uni Trier inzwischen absolviert hat und nach zwei Jahren auch das zweite erfolgreich angehen will, fühlt sich sehr wohl in Sirzenich. Dem Verein weiterhin treu zu bleiben und den weiteren Weg mit ihm zu gehen, ist für ihn selbstverständlich. Ein konkretes Ziel hat er nicht, lässt aber durchblicken: „Vielleicht klappt es ja noch mal mit einem Bezirksliga-Aufstieg.“

Die Chancen dazu stuft der Kapitän realistisch ein. „Die Möglichkeit ist weiter noch da. Die Abstände in der Spitzengruppe sind auch nach unserer 0:3-Niederlage am Mittwoch in Pluwig gering. Doch wir müssen auch realistisch sein: Mit den vielen jungen Spielern sind wir vielleicht noch nicht so weit. Dennoch wollen wir das Maximum herausholen.“ Nun steht Ngangu und den Sirzenichern am Sonntag, ab 15 Uhr, auswärts mit der SG Saarburg/Serrig der „nächste unangenehme Gegner“ bevor. „Doch auch wir können einen dominanten Fußball spielen, müssen uns aber auf unsere Stärken konzentrieren“, betont Ngangu selbstbewusst.

Aufrufe: 08.4.2022, 09:05 Uhr
Lutz SchinköthAutor