Verbandsliga: Pfullingens Party, Calcios Kater

Freud und Leid legen im Fußball oft nah beieinander, so wie am Mittwochabend. Auf der einen Seite der jubelnde Verbandsliga-Aufsteiger VfL Pfullingen, der gerade sein drittes von drei Saisonspielen für sich entschieden hatte, auf der anderen Seite die hängenden Köpfe und leeren Blicke der Spieler von Calcio Leinfelden-Echterdingen, die mit dem 1:3 ihre dritte Niederlage kassierten und den eigenen Ansprüchen zunehmend hinterherhinken. „Die Party Verbandsliga geht weiter“, schallte es nach dem Schlusspfiff durch die Lautsprecher des Stadions. Der Filderclub ist indes weit entfernt von ­Partystimmung – und muss nun just in dieser Situation am morgigen Samstag gegen den Tabellenführer und Titelfavoriten ran.

Der Spielfilm

Der Trainer Francesco Di Frisco brachte es auf den Punkt: „Wir haben das Spiel schon in der ersten Hälfte verloren.“ Denn schon nach 45 Minuten lief seine Mannschaft einem 0:3-Rückstand hinterher – und machte nicht den Eindruck, diesen noch aufholen zu können. Vor allem, weil die Echterdinger den Pfullingern in zwei entscheidenden Bereichen deutlich unterlegen waren: Torgefahr und Effektivität. Während dem Aufsteiger drei Chancen für drei Treffer reichten, hatte die Calcio-Offensive große Mühe, überhaupt einmal vor dem gegnerischen Gehäuse gefährlich zu werden. Nach dem Seitenwechsel steigerten die Echterdinger sich zwar, doch mehr als der Ehrentreffer durch den eingewechselten Neuzugang Zvonimir Zivic wollte ihnen nicht mehr gelingen (69.).

Schlüsselszenen

Von jenen gab es drei, in denen die Pfullinger den Echterdingern eindrucksvoll bewiesen, was man unter schnellem Umschaltspiel und Kaltschnäuzigkeit versteht. Alle drei Szenen endeten mit einem Tor für die Gastgeber. Gerade einmal vier Minuten nach dem Anpfiff erlitt der Filderclub den ersten Nackenschlag: Ein Ballverlust von Josip Pranjic im Mittelfeld, und schon ging die Pfullinger Post ab. Lukas Linder traf zur frühen Führung der Gastgeber (4.). „Dieses Tor haben wir dem Gegner geschenkt“, stellte Di Frisco verärgert fest. Und auch den zweiten Gegentreffer betitelte der Trainer als „Präsent“. Dieses Mal war der Keeper Henning Bortel der Unglücksrabe, als er weit aus seinem Tor stürmte und von Dominik Früh frech überlupft wurde (29.). „Keine Frage: ein Torwartfehler“, kritisierte Di Frisco.

Und wen wundert’s, auch beim dritten Pfullinger Treffer halfen die Echterdinger Gäste kräftig mit: Kevin Haussmann konnte unbedrängt abschließen – die Calcio-Abwehr fälschte den Ball schließlich unhaltbar für Bortel ab (42.).

Krisenmanagement

Drei Spiele, null Punkte, 2:8 Tore. Der Saisonstart ist damit krachend schief gegangen. Was tun? Der Sportdirektor Angelo Vaccaro schlägt eine Aussprache der Spieler untereinander vor. „Vielleicht muss jeder Spieler mal sagen, was ihm auf der Zunge brennt. Die Jungs müssen sich hinterfragen, ob sie wirklich alles geben“, sagt Vaccaro. Herz, Leidenschaft und Torchancen seien im zweiten Durchgang zwar vorhanden gewesen, doch diese individuellen Fehler in der ersten Hälfte! „Wenn man die nicht abstellt, kann man kein Spiel gewinnen“, ahnt Vaccaro. Der Coach Di Frisco sieht sich derweil als Psychologe gefordert: „Jetzt gilt es, sich aufzurappeln. Die Jungs müssen cool im Kopf bleiben.“

Aussicht

Weiter geht es schon am morgigen Samstag (15.30 Uhr). Dann ist der Oberliga-Absteiger TSG Backnang im Sportpark Goldäcker zu Gast. Jener führt die Tabelle verlustpunktfrei – dies mit bereits 13 erzielten Toren. Dass nun auch noch Diamant Avdiu langfristig ausfällt, passt zum bitteren Echterdinger Saisonstart. Die Knieverletzung des Leistungsträgers hat sich mittlerweile als Kreuzbandriss herausgestellt. „Er ist ein Schlüsselspieler für uns. Ihn zu ersetzen, wird sehr schwer“, sagt Di Frisco, der wie berichtet für seinen Kader noch einmal personellen Nachschlag erhalten soll. Ein Kandidat könnte dabei der Verteidiger Panagiotis Karastergios sein. Der 20-Jährige stand bislang beim Oberligisten Stuttgarter Kickers unter Vertrag.

Einstweilen droht die vierte Niederlage im vierten Spiel? „Die Gefahr ist da“, sagt Di Frisco, gibt sich aber kämpferisch: „Gegen Backnang erklären uns nun viele schon für tot. Da kann man nur auferstehen. Wir müssen die Karre jetzt gemeinsam aus dem Dreck ziehen.“

VfL Pfullingen: Becker – Wagner, Packert, Yilmaz, Seiz – Chatzimalousis (56. Karasalihovic), Tiryaki-Zeeb, Schall, Linder (89. Lukas Früh) – Haussmann (61. Lehmann), Dominik Früh (70. Dodaj).
Calcio Leinfelden-Echterdingen: Bortel – Joas, Ryl (38. Zweigle), Bäuerle, Biljeskovic, Bahm – Quartuccio (45. Zivic), Pranjic (45. Ismaili), Stepcic, Capar – Häcker (64. Akcan).

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