2024-05-02T16:12:49.858Z

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Mehr Zeit für seine Familie und für seine Autolackiererei: Uwe Köth. Foto: VfB Bodenheim
Mehr Zeit für seine Familie und für seine Autolackiererei: Uwe Köth. Foto: VfB Bodenheim

Uwe Köth: Ein unersetzlicher Allesmacher tritt ab

Mit Uwe Köth verliert Landesligist VfB Bodenheim einen außergewöhnlichen Betreuer, der zahlreiche Anekdoten parat hat

BODENHEIM. Der VfB Bodenheim zu Gast bei Wormatia Worms II, Halbzeitpause, 2:0-Führung. Trainer Dennis Bingenheimer hält eine Ansprache im Mittelkreis. Uwe Köth, sein Betreuer, sieht den Zeitpunkt gekommen, verbal reinzugrätschen. „Männer, wenn wir gewinnen, gibt’s von mir nachher zwei Kasten Bier.“ Schallendes Lachen, ein 4:2-Sieg, Getränke gesichert. Welcher Betreuer traut sich so was?

Uwe Köth tat es, und Bingenheimer käme nie auf die Idee, es ihm übel zu nehmen. Klar seine Meinung sagen, sich nicht verbiegen, das zeichne den 56-Jährigen aus. Nun nimmt Köth seinen Hut, tritt als Betreuer ab. „Ein ganz herber Verlust“, findet „Bingo“. Köth will mehr Zeit für seine Familie und für seine Autolackiererei in Biebelnheim haben. Denn bei jedem Training und zwei Stunden vor Anpfiff bei jedem Spiel zu sein, war immer Ehrensache. Als sein Sohn beim VfB kickte und der damalige Jugendcoach Babak Keyhanfar einen Betreuer brauchte, war Köth dabei. Dann suchte Thomas Eberhardt, dessen Eltern Köths Nachbarn in der Guckenberg-Gemeinde sind, einen zuverlässigen Fahrer für den Mannschaftsbus. So kam er zur Aktivenmannschaft. „Bei mir saßen all die Pflegefälle“, lacht Köth, „in Ebbes Bus waren Konzentration und Vorbereitung wichtig. Meiner war der Partybus.“

Mit Eberhardt ging es zu Fortuna Mombach, auch dort stieg man gemeinsam in die Verbandsliga auf. „Ebbe hat mich professioneller gemacht“, sagt Köth. „Er war kein Betreuer, er ist viel mehr, eine echte Ikone“, sagt Eberhardt, „er ist in meinem Team immer herzlich willkommen.“ Obst und Getränke kaufen, die Kabine einrichten, aufräumen, zuschließen, während der Kabinenansprache das Warmmachprogramm aufbauen – „Uwe kam immer als Erster und ging als Letzter“, sagt Jürgen Collet. Unter ihm ging es zurück zum VfB. Arztkoffer, Leibchen, Kühlbänder, Hütchen, alles kaufte Köth selbst. „Dann passt man besser auf die Sachen auf.“ Jetzt bleiben die Sachen in Bodenheim, und er passt weiter drauf auf, diese eine Funktion bleibt.

Als Collet mal beim Spiel von einer Biene gestochen wurde, versorgte Köth ihn mit Eisbeuteln – und konnte das Lachen kaum unterdrücken. Als der Chefcoach im Tausch mit einem freien Oktoberfest-Abend freiwilliges Training ansetzte, ließ sich kein Spieler blicken. „Uwe war da.“ Als Collet und Harald Loos hinter die Bande mussten, stand Köth plötzlich als einziger Verantwortlicher vor der Bank. Über die Maßen mit dem Schiri schimpfen war seine Sache nicht, Rollenverständnis und Anstand sprachen dagegen. Aber redselig ist er. „Wenn man auf der Bank mal seine Ruhe wollte, musste man bei ihm die Batterie rausnehmen“, lacht Collet.

„Konzentrier dich auf das, was du kannst, und mach das konsequent“, ist einer von Köths Leitsätzen. „Man muss sich bei ihm um nichts kümmern“, betont Bingenheimer. Mal faltete Köth, als es beim VfB nicht lief, mitten in der Sitzung aus heiterem Himmel einzelne Spieler zusammen, mal trottete er lieber zum Essensstand, wenn ihm nicht der Sinn nach Kabinenreden stand. „Er weiß immer, wo es die beste Bratwurst gibt“, betont Eberhardt.

„Ich kann über keinen Spieler schlecht reden“, sagt Köth. Eberhardt („Seine Trainingslager waren immer geil“), Bingenheimer („Ganz feiner Kerl“), Collet („Bei ihm würde ich es mir noch mal überlegen“) – Köth findet nur positive Worte. Er wollte immer wissen, wie die Trainer und wie die Spieler ticken. So wurde er ein gefragter, meinungsstarker Ratgeber. Warum all der Aufwand, auf eigene Kosten? „Weil man verrückt ist.“ Und weil es viel Feedback aus der Mannschaft gebe. Mittendrin sein im Fußball, ist sein Ding.

Doch nun muss eine Pause her. Ohne Harald Loos’ Unterstützung wäre Köth schon vor einem Jahr zurückgetreten. „Es gibt keinen Nachfolger, das könnte niemand“, sagt Bingenheimer, „wir müssen seinen Verlust alle zusammen auffangen.“



Aufrufe: 021.7.2021, 15:00 Uhr
Torben SchröderAutor