2024-06-14T14:12:32.331Z

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Konstantin Schachtner: Steht nicht mehr an der Seitenlinie der Wölfe.
Konstantin Schachtner: Steht nicht mehr an der Seitenlinie der Wölfe. – Foto: Michael Schönewälder

TSV Gräfelfing: Wirbel um Schachtner-Aus - Fußballchef „entsetzt“ vom Rausschmiss

Wer hat entschieden?

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Der TSV Gräfelfing hat Trainer Konstantin Schachtner entlassen. Viele Fragen sind aber auch Tage danach noch immer offen.

Gräfelfing – Die Orientierungslosigkeit muss aktuell groß sein beim TSV Gräfelfing. Zunächst trennte sich der Kreisligist am Dienstag vor einer Woche von seinem Trainer Konstantin Schachtner, ohne mit nur einer Silbe die Öffentlichkeit zu informieren. Dann betreute sein bisheriger Assistent Sascha Polecki das Team beim Saisonauftakt gegen Wacker München und wertete die 0:6-Packung als „richtigen Schritt in die richtige Richtung“. Reichlich skurril. Aber immerhin besaß Polecki die Courage, sich den Fragen der Presse zu stellen. Anders als sein Abteilungsleiter Christian Stigloher. Der befindet sich seit Sonntag auf Tauchstation, ist nicht zu erreichen. Lediglich sein Stellvertreter Andreas Gries spricht. Er sagt zum Schweigen der Wölfe: „Wir wollten einen Ruhigen haben.“

TSV Gräfelfing: Wer entschied über den Schachtner-Rauswurf? Gries verweist auf „den Verein“

Ob es in den nächsten Tagen wirklich ruhig zugeht beim TSV, hängt auch davon ab, wie die Führung mit der Causa Schachtner verfährt. Noch immer ist unklar, wie es zu dessen Rausschmiss kam. Schachtner hatte gegenüber unserer Zeitung angegeben, dass er die fristlose Kündigung von Andreas Gries ausgesprochen bekam. Als er danach mit Stigloher telefonierte, habe sich der Fußball-Chef „entsetzt“ über die Entscheidung gezeigt. Gries versicherte zwar, „ich habe den Trainer nicht entlassen, der Verein hat das getan“. Doch lässt sich der Sachverhalt kaum klären, so lange Stigloher zu keiner Stellungnahme bereit ist.

Christian Stigloher: Will Ruhe haben.
Christian Stigloher: Will Ruhe haben. – Foto: TSV Gräfelfing

Gries begründet die Demission Schachtners damit, dass die Führung nach der vollkommen verkorksten Vorbereitung mitsamt fünf Niederlagen „einen neuen Reizpunkt“ setzen wollte. „Wir ziehen jetzt die Reißleine“, soll laut Gries die einhellige Meinung des Vorstands gelautet haben. Allerdings hatte Schachtner auch mit schwierigen Voraussetzungen zu kämpfen. Weil der Rasenplatz des TSV momentan saniert wird, war Training nur auf dem Kunstrasen möglich. Die Renovierung des Vereinsheims hat zur Folge, dass die Wölfe nach den Übungseinheiten nicht duschen können und sich in Containern umziehen müssen. Und auch die Flutlichtanlage wird noch bis Mitte Oktober überholt. „Die Gegebenheiten des Vereins sind alles andere als optimal“, sagte Schachtner zuletzt.

Andreas Gries: Will Ruhe haben.
Andreas Gries: Will Ruhe haben. – Foto: TSV Gräfelfing

Dazu gehört auch der Kader, in dem sich viele Jungspunde mit einer sehr eigenwilligen Einstellung zum Mannschaftssport befinden. Schachtner hat diese nie in den Griff bekommen, so viel muss gesagt sein. Polecki, der während der Vorbereitung ebenfalls an ihnen verzweifelte, soll es nun gemeinsam mit Ex-Jugendtrainer Sebastian Bohn besser machen. Allerdings ist das Duo nur als Zwischenlösung gedacht. „Wir wollen mit einem externen Trainer neue Wege gehen“, kündigt Gries an.

Wir die Schachtner-Entlassung teuer für den TSV Gräfelfing? Vertrag verlängerte sich erst im Juli

Den alten Trainer gilt es allerdings erst einmal abzufinden. Mit dem Beginn des neuen Geschäftsjahres am 1. Juli verlängerte sich Schachtners Vertrag automatisch bis 30. Juni 2022. Da ihm von Gries am 17. August die fristlose Kündigung ausgesprochen wurde, stehen noch rund zehn Monatsgehälter aus, die irgendwie abgegolten werden müssen. „Das sind Interna“, sagt Gries dazu. Er räumt lediglich ein, „dass wir uns gewisser Vertragsmodalitäten bewusst sind“.

Wesentlich auskunftsfreudiger präsentiert sich Stefan Schmidt, unter dessen Amtszeit der mündliche Vertrag mit Schachtner geschlossen wurde. „Eine Saison gilt der Vertrag, und wenn nichts anderes vereinbart wird, verlängert er sich automatisch um ein weiteres Jahr“, sagt der ehemalige Abteilungsleiter. In diesem Frühjahr zeigte laut Schachtner keine der beiden Parteien die Bereitschaft, den Vertrag vorzeitig aufzulösen. „Die neue Abteilungsleitung ist auf mich zugekommen und hat gesagt, wir lassen alles beim Alten“, beteuert der geschasste Trainer. Wie viele seiner noch ausstehenden Bezüge ausbezahlt werden, ist nicht geklärt. Bisher sei noch niemand auf ihn zugekommen. Den Luxus, zwei Trainer gleichzeitig zu bezahlen, werden sich die Wölfe aber kaum leisten. Wie vor sieben Jahren, als Trainer Sascha Hrnjacki vor die Tür gesetzt und durch Robert Rakaric ersetzt wurde. Damals regelte der Hauptverein die Abfindung.

Aufrufe: 026.8.2021, 10:11 Uhr
Christian HeinrichAutor