2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
– Foto: Dennis Bellof

Trotz Problem-Paragraf Gelassenheit in KLA Marburg

UMFRAGE KLA MARBURG: +++ Wegen Paragraf stehen ab Mai viele Verträge auf der Kippe +++ Vereinsvertreter wünschen sich rasche Klärung des Paragrafen +++ Vertrauen und Identifikation als feste Kernbegriffe +++

Der Paragraf 121 / 2f) der HFV-Spielverordnung, das Amateur-Fußballer, die sechs Monate nicht zum Pflichtspieleinsatz gekommen sind, ablösefrei wechseln dürfen – und das ohne Rücksprache mit dem abgebenden Verein hat in einer ohnehin angespannten Situation noch einmal im Fußball für Aufruhr gesorgt, allerdings nicht bei den Teams der Kreisliga A Marburg. Und das obwohl es sie direkt treffen könnte, da sie ihr letztes Pflichtspiel Anfang Dezember bestritten und der Mai schon fast in den Startlöchern steckt.

Pressesprecher Oliver Herr, vom FV Cölbe, äußert sich zum Paragrafen wie folgt: „Das wäre schon recht ungerecht, aber ich hoffe, dass die Spieler den Charakter haben diesen Passus nicht auszunutzen. Ich glaube aber nicht, dass das einer von unseren Spielern macht. Das kann ich mir beim bestem Willen auch nicht vorstellen, da das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Mannschaft auch nach dem Abstieg hervorragend ist.“ Er gibt aber auch zu bedenken, dass man den Spielern nicht in die Köpfe schauen kann und man ihnen eben Vertrauen entgegenbringen sollte.


In dasselbe Horn bläst Jannik Naumann vom SV Schönstadt, verweist aber darauf, dass es für Mannschaften aus höheren Ligen zum Problem werden könnte. „Natürlich muss man sich da Gedanken machen, aber man muss auch sagen, dass bereits schon Gespräche mit unseren Spielern bezüglich nächster Saison stattgefunden haben beziehungsweise stattfinden. Ich kann mir sehr schlecht vorstellen, dass Jemand von uns ohne Wissen des Vereins diese Lücke ausnutzt.“ Des Weiteren verweist Naumann auf seinen Dorfverein, wo man alle Leute kennt. „Wenn jemand wechseln wollen würde, dann wissen es bestimmt die Trainer“, gibt der Schönstädter Pressesprecher zum Besten. „Ich glaube nicht, dass es uns betreffen wird. Es ist aber gerade ein großes Thema bei Mannschaften, die zwei bis drei Ligen höher spielen als wir, da bei den Spielern die Bindung zum Verein nicht ganz so groß ist. Da kann ich mir dann schon vorstellen, dass Spieler diesen Paragrafen für einen Wechsel nutzen.“


Aleksander Kräling, Pressesprecher vom SV Mardorf, vertraut hingegen dem Hessischen Fußballverband, der für morgen eine große Konferenz geplant hat. „Ich hoffe, dass sie morgen diese Sechsmonatsfrist außer Kraft setzen, damit der abgebende Verein nicht ohne Zustimmung den Spieler gehen lassen kann. Mit dieser Aussage verweist Kräling auf den Inhalt der vor wenigen Stunden veröffentlichen Pressemitteilung des DFBs. Darin steht, angesprochen auf den Paragrafen: „Zum Schutz der Klubs können die zuständigen Regional- und Landesverbände nun festlegen, dass Zeiträume, in denen aufgrund der Corona-Krise kein Spielbetrieb durchgeführt werden konnte, bei der Berechnung der Sechs-Monats-Frist nicht berücksichtigt werden.“ Abgesehen von dem morgigen Ausgang der Konferenz macht Kräling deutlich, wie sehr er seinen Spielern in diesem Fall vertraut. „Da lege ich für jeden Spieler der 1. und 2. Mannschaft meine Hand ins Feuer, dass sie uns ohne Absprache nicht verlassen werden. Die Gespräche laufen bereits, sodass sich da ohnehin wenige Wechsel abzeichnen. Als ich von diesem Paragrafen gehört habe, hatte ich keinerlei Panik, weil ich alle Charaktere der einzelnen Spieler genauestens kenne. So ticken unsere Spieler einfach nicht“, sagt Kräling etwas salopp, aber mit aller Deutlichkeit.


Abgesehen von der Änderung des Paragrafens hofft Kräling, stellvertretend für den gesamten Verein, dass die Saison falls möglich fortgesetzt wird. „Hier in den Landkreisen finden im Sommer immer Sponsoren-Turniere statt, die für das Fortführen der bisherigen Saison abgesagt werden könnten“, plädiert der Pressesprecher. „Mit Hilfe von regelmäßigen englischen Wochen könnte die Saison dann bis in den Juli hinein zu Ende gespielt werden.“ Auch diesmal verweist er auf den DFB, der seiner Meinung nach alles bereits in die Wege geleitet hat, um Folgeregelungen bezüglich der Corona-Krise auch in den Landesverbänden möglich zu machen. Abschließend gibt er sich aber diplomatisch und sagt: „Wir nehmen es wie es kommt. Radikale Akzeptanz sagen die Psychologen ja immer.“


Diese drei Meinungen beziehungsweise Stimmen zeigen einmal mehr, wie stark ihr Vertrauen in ihre Spieler und den verantwortlichen Verbänden ist. Die hohe Identifikation mit dem Verein beugt Abwerbeversuchen, nun mit oder ohne Bevorzugung durch gewisse Paragrafen, vor.

Aufrufe: 03.4.2020, 20:35 Uhr
Louis LambertAutor