2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligavorschau
Sebastian Schieck (vorn) weint nach der Final-Niederlage gegen Aachen. Foto: Herbert Bucco, dpa
Sebastian Schieck (vorn) weint nach der Final-Niederlage gegen Aachen. Foto: Herbert Bucco, dpa

Tränen nach dem nächsten Tiefschlag

Nach dem Drittliga-Abstieg verliert Fortuna das Pokalfinale gegen Aachen 1:3 — Stratos neuer Coach

Bonn. Die Szenerie, in der die aktuelle Zeitrechnung des SC Fortuna Köln am frühen Samstagabend ihr Ende nahm, spiegelte die vergangenen Monate gut wider: Chaos, Resignation und Tränen. Im Bonner Sportpark Nord hatte die Fortuna gerade das Mittelrheinpokal-Finale mit 1:3 (1:1) gegen Alemannia Aachen verloren und somit die Horror-Saison samt Drittliga-Abstieg mit einer weiteren herben Enttäuschung beendet. Der DFB-Pokal, der in den Verhandlungen mit neuen Spielern und Sponsoren ein gutes Faustpfand gewesen wäre, wurde verpasst.

Boné Uaferro, Kristoffer Andersen und Hamdi Dahmani standen auf der Tartanbahn, tauschten sich mit teils weinenden Kölner Fans aus oder blickten ins Leere. Dazwischen wurden von Sanitätern immer wieder Zuschauer mit verquollenen Gesichtern in die Kabine gebracht. Diese hatten allerdings nicht nur aus Trauer Tränen in den Augen — sondern auch aufgrund des Reizgas-Einsatzes der Polizei. Die Beamten waren nach kurzem Zögern rigoros gegen den von der berüchtigten Alemannia-Ultragruppierung „Karlsbande” angeführten Platzsturm der Aachener Fans vorgegangen, damit die Siegerehrung über die Bühne gebracht werden konnte.

Die Fortuna-Profis nahmen die chaotischen Szenen recht teilnahmslos zur Kenntnis, zu groß war die Enttäuschung über den abermaligen Tiefschlag. Dabei waren die ersatzgeschwächten Kölner erstaunlich gut in die Partie gekommen: Aushilfsstürmer Bernard Kyere brachte die Fortuna früh in Führung (4.). Doch der gelernte Verteidiger hatte erneut seine Nerven nicht im Griff und wurde wenig später gelb-rot-gefährdet ausgewechselt (21.). Der Wendepunkt im Spiel, Fortunas Verunsicherung wuchs minütlich. Dimitry Imbongo Boele glich kurz vor der Pause aus (45.). In der zweiten Hälfte trafen Stipe Batarilo (54.) und Manuel Glowacz (85.) gegen nun desolate Kölner. Steven Ruprecht holte sich in der Nachspielzeit nach einem Frustfoul noch die Rote Karte ab.

„Diese zweite Halbzeit muss ich erst einmal verdauen”, sagte Trainer Oliver Zapel. Der scheidende Kapitän Dahmani, der gerne in der Dritten Liga bleiben möchte, klagte: „Das was wir uns in den letzten Jahren hier aufgebaut haben, haben wir uns innerhalb von ein paar Monaten eingerissen. Das ist traurig.”

Für Zapel war es das letzte Spiel als Fortuna-Trainer. Nach dem Abstieg, dem verlorenen Pokalfinale und nur einem Sieg — dem 2:0 in der Verlängerung im Pokal-Halbfinale gegen Wegberg-Beeck — aus sechs Partien fand seine unglückliche Amtszeit ein Ende, obwohl seine einnehmende Art ihm durchaus Sympathien eingebracht hatte.

Sein Nachfolger wird Thomas Stratos, das bestätigte Präsident Hanns-Jörg Westendorf am Sonntag. Der 52-Jährige war zuletzt Co-Trainer der griechischen Nationalmannschaft. In Deutschland hatte der Ex-Profi des Hamburger SV und Arminia Bielefeld unter anderem den BFC Dynamo, Jahn Regensburg und den SC Wiedenbrück betreut. „Die Chemie in den Gesprächen hat sofort gestimmt”, sagte Westendorf. „Thomas kennt die Regionalliga zudem hervorragend.” Am Montag soll er offiziell vorgestellt werden.

Zumindest langsam nimmt die neue Führungsstruktur der Fortuna Formen an. Trainer Stratos untersteht dem neuen Geschäftsführer Benjamin Bruns, der zuletzt für das Sponsoring und Marketing verantwortlich war. Am Freitag wurde die neue Spielbetriebs-GmbH gegründet, mit Bruns als kaufmännischem Geschäftsführer.

Aufrufe: 026.5.2019, 21:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Christian KrämerAutor