2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Tarik Toksöz hat die Fäden nun beim SC Germania in der Hand. F: Janousch
Tarik Toksöz hat die Fäden nun beim SC Germania in der Hand. F: Janousch

Toksöz: "Ich hatte ein bisschen schlechtes Gewissen"

Zauberfuß Tarik Toksöz hat noch nichts verlernt +++ Siegtreffer zum Auftakt über starke Fischbacher +++ Ohne Kreuzband lebt es sich besser +++ Deutsche Bahn hat was gegen Einsatz

Tarik Toksöz ist nach fast vierjähriger Pause auf der Fußballbühne zurück. Seit Saisonbeginn schnürt er die Stiefel für den SC Germania, wo sein alter Kumpel Serdar Dinc auf der Kommandobrücke steht. Dass er noch nichts verlernt hat, bewies der inzwischen 36-Jährige gleich zum Auftakt, als er in der Nachspielzeit den Siegtreffer über den TSV Fischbach erzielte. Wie es zum Comeback kam, verriet er gegenüber FuPa Mittelfranken.
Gleich zu Beginn des Gesprächs deckt Tarik Toksöz beim Autor dieser Zeilen ein schlechtes Erinnerungsvermögen auf. „Ich bin damals mit Stadeln gar nicht in die Landesliga aufgestiegen, sondern habe nur bis zur damaligen Bezirksoberliga gespielt.“ Das ist natürlich korrekt, denn bei den Duellen im Rahmen der Ligenreform mit dem damaligen Meister der Bezirksliga Süd, SV 73 Süd, stand er längst nicht mehr im Aufgebot. Toksöz hatte zuletzt in der Saison 2012/13 für den Stadelner Erzrivalen ASV Vach zwei Spiele absolviert, ehe eine erneute Verletzung am von zwei Kreuzbandrissen malträtierten Knie sein vorläufiges Karriereende einläutete. Das ist aber Schnee von gestern, genauso wie das vordere Kreuzband im rechten Knie. „Da habe ich keins mehr. Ich habe aber viel Muskelaufbau betrieben und seit der Glättung des Innenmeniskus vor eineinhalb Jahren habe ich keine Probleme mehr.“ In der Zwischenzeit hielt sich der feine Techniker immer mal wieder in der AH des FSV Stadeln fit und spielte bei ein paar „Gauditurnieren“ mit. Dort traf er auch wieder auf Serdar Dinc, der seit einigen Jahren bekanntlich den SC Germania trainiert. Als Dinc noch Spieler bei den Germanen war und Toksöz in Stadeln seine ersten Gehversuche in der Kreisliga machte, entstand ein enger Kontakt zwischen den beiden – auch außerhalb des Fußballplatzes. Toksöz ging dann zur SG 83 Nürnberg-Fürth in die Bezirksoberliga, riss sich erstmals das Kreuzband und musste sieben Monate pausieren. In dieser Zeit überredete ihn Dinc zum SC Germania zu kommen. Doch Toksöz entschied sich im letzten Moment dafür, dass er zu seinem Heimatverein an den Kronacher Wald zurückgeht, mit dem er schließlich bis in die Bezirksoberliga unter Thomas Reiser aufstieg. „Da hatte ich schon ein bisschen schlechtes Gewissen dem Serdar gegenüber“, gibt er heute zu. „Wir sind sehr gute Freunde. Das hat jetzt bei meiner Rückkehr auf den Platz auch eine Rolle gespielt.“ Nach ein paar Tagen Bedenkzeit entschloss er sich nun den Wechsel nach Schnepfenreuth nachzuholen. „Seit ich laufen kann, spiele ich Fußball. Jetzt hab ich in der Vorbereitung noch einmal alles gegeben. Die Truppe ist Hammer, richtig geil. Es macht wieder richtig Spaß“, zeigt sich der feine Techniker begeistert vom neuen Umfeld. „Ich greife nochmal richtig an. Beweisen muss ich aber niemandem mehr etwas.“ Geplant ist sein Comeback für ein bis zwei Jahre, solange die Gesundheit mitspielt. Nach seinem Auftakt nach Maß gegen den TSV Fischbach, wo er den Siegtreffer per Freistoß erzielte ("Da war schon Glück dabei, aber aus 20 bis 25 Metern ist es halt auch echt gefährlich“), ging es zunächst einmal in den Urlaub zu den Eltern seiner Freundin. Die wollten das Paar erst gar nicht mehr gehen lassen, aber es stand ja der dritte Spieltag mit der Partie gegen den TSV Südwest an. Da der Zug aber sechs Stunden Verspätung hatte, ging es mit dem Bus zurück ins Frankenland und er konnte den Spielbeginn nicht einhalten. So stand er erst wieder beim SV Eyüp Sultan in der Startelf, wo die Germanen mit 3:2 gewannen und scheinbar gut gewappnet waren für das Derby in Poppenreuth. Das Ergebnis ist bekannt: Mit 3:6 verlor die Truppe um den Spielmacher. Und Toksöz nimmt sich unfreiwillig eine Pause nach seiner Roten Karte wegen eines unbedachten Wortes. Sei`s drum: Für das Knie ist die Regeneration vielleicht gar nicht so schlecht.
Aufrufe: 09.9.2016, 12:34 Uhr
Matthias JanouschAutor