Herr Lippold, seit Anfang November geht im Amateursport nichts mehr, der Spielbetrieb ruht mindestens bis Anfang Dezember. Wie haben Sie die Situation vor gut zwei Wochen wahrgenommen?
LIPPOLD | Um ehrlich zu sein, war ich innerlich schon darauf vorbereitet. In Hamburg wurde der Amateursport mit als erstes stillgelegt, und es war relativ klar, dass es schnell auch bei uns so kommen würde. Es wurden immer mehr positive Testergebnisse bekannt, und auch bei uns gab es einen Fall im Team. Viele Spiele sind ausgefallen, und es wurde immer schwieriger vorherzusehen, was am nächsten Tag passiert. Insofern war das Herunterfahren des Amateursports zu erwarten.
Wie bewerten Sie die Entscheidung?
LIPPOLD | Ich habe mir nicht gewünscht, dass es so kommt, aber ich will auch nicht mit den Entscheidungsträgern tauschen. Es ist unheimlich schwierig, solche Beschlüsse zu fassen. Irgendwer fühlt sich immer auf die Füße getreten – egal, was entschieden wird. Ob das richtig oder falsch war, will und kann ich nicht bewerten. Aber es war klar, dass angesichts der Infektionszahlen etwas passieren musste.
Mannschaftstraining ist momentan nicht möglich – wie halten Sie sich fit und einsatzbereit für den Fall, dass die Saison Anfang Dezember fortgesetzt wird?
LIPPOLD | Wir haben von unserem Trainer Pläne mitbekommen, die vor allem aus Ausdauer- und Intervalltrainings bestehen. Jetzt ist die Eigenverantwortung der Spieler gefragt, das auch diszipliniert umzusetzen. Unsere Werte werden nach den Einheiten mit einer App aufgezeichnet und zur Auswertung an das Trainerteam geschickt. Es geht jetzt vor allem darum, die Ausdauer und Kondition zu halten.
Reicht das, um in Form zu bleiben?
LIPPOLD | Beim Training mit der Mannschaft und mit dem Ball ist es eine ganz andere Belastung. Wieder da hinzukommen, wo wir vor dem Lockdown waren, wird nicht einfach und einige Zeit brauchen. Wie lange das dauert, ist kaum absehbar. Aber das ist eine Situation, der sich alle Teams stellen müssten.
Viele Trainer befürchten, dass sich ihre Spieler überdurchschnittlich häufig verletzen werden, wenn es im Dezember wieder mit voller Belastung losgehen sollte. Wie sehen Sie das?
LIPPOLD | Wenn man einen Monat komplett raus ist und nur noch Läufe macht, dann aber direkt wieder Pflichtspiele bestreiten soll, ist das eine sehr harte körperliche Belastung. Derzeit sieht es so aus, als hätten wir vor unserem nächsten Ligaspiel im Dezember nur drei Trainingseinheiten. Damit lässt sich natürlich nicht die wochenlange Pause kompensieren. Ich stelle mir das sehr schwierig vor. Die Aussage, alle drei Tage zu spielen sei besser als zu trainieren, gilt glaube ich so nicht mehr.
Fußball ist ein Sport, der auch vom Miteinander lebt. Wie halten Sie den Kontakt zu Ihren Teamkollegen?
LIPPOLD | Wir haben eine Teamgruppe bei Whatsapp, in der wir uns Austauschen, und ich halte auch abgesehen davon mit ein paar Spielern Kontakt. Das Zusammensein, den Austausch und das Miteinander auf dem Platz vermisse ich im Moment am meisten. Fußball ist und bleibt eben ein Mannschaftssport.
Die Tabelle in der Oberliga Niederrhein ist durch die Spielausfälle einigermaßen verzerrt. Monheim steht mit 14 Punkten nach neun Partien auf Platz elf – sind Sie zufrieden mit der Ausbeute?
LIPPOLD | Unter den Gegebenheiten ist es okay, hätte aber auch ein bisschen besser sein können. Wir hatten viele Spiele hintereinander, in denen wir durch Platzverweise oft in Unterzahl waren. Auch ich habe ja in Schonnebeck Gelb-Rot gesehen. Das war vorsichtig gesagt suboptimal. Die Niederlage gegen Ratingen vor dem Lockdown war zudem unnötig, aber sie zeigt, wie ausgeglichen die Liga in diesem Jahr ist.
Halten Sie es noch für realistisch, dass die Liga regulär zu Ende geht?
LIPPOLD | Schon jetzt sind so viele Spiele nachzuholen, dass es fast unmöglich erscheint. Ich denke, es würde am meisten Sinn machen, zumindest die Hinrunde abzuschließen, um eine Bewertungsgrundlage zu haben. Das bis Mitte 2021 durchzuziehen, ist realistischer als alle 44 Partien zu absolvieren. Katastrophal wäre, wenn die Saison wieder ohne Auf- und Absteiger endet. Die Liga ist mit 23 Mannschaften einfach zu groß.
Bevor Sie 2018 zum 1. FC Monheim gewechselt sind, haben Sie bei Alemannia Aachen gespielt. Ist die Regionalliga ein Ziel, das Sie nochmal reizen würde?
LIPPOLD | Ich fühle mich pudelwohl in Monheim, wohne auch seit etwa einem halben Jahr in der Stadt und bin zudem voll im Berufsleben angekommen. Es passt einfach. Hier habe ich aus sportlicher Sicht alles, was das Herz begehrt, und die Bedingungen sind für einen Oberligisten sensationell – auch durch die Um- und Neubauten im Rheinstadion. Einer der Gründe für meine Entscheidung, den Schritt aus der Regional- in die Oberliga zu machen, war zudem, dass Aufwand und Ertrag in keinem guten Verhältnis standen.
Also ist dieses Kapitel abgehakt?
LIPPOLD | (lacht) Ich würde mich sicher nicht dagegen wehren, irgendwann vielleicht mit Monheim aufzusteigen, wenn es sportlich, finanziell und organisatorisch für den Verein passt.
Dorian Audersch führte das Gespräch.