2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines
– Foto: Markus Scheuren

Tobias Lippold: "Die Ober­li­ga ist ein­fach zu groß"

Der Mit­tel­feld­spie­ler des 1. FC Mon­heim, Tobias Lippold, spricht über den Lock­down im Ama­teur­sport und die Fol­gen für die Fuß­bal­ler.

Seit 2018 spielt To­bi­as Lip­pold für den Fuß­ball-Ober­li­gis­ten 1. FC Mon­heim. Im Ge­spräch mit un­se­rer Re­dak­ti­on spricht der 27-jäh­ri­ge Mit­tel­feld­spie­ler über den Lock­down im Ama­teur­fuß­ball, die Her­aus­for­de­rung, sich oh­ne Mann­schafts­trai­ning fit zu hal­ten, und mög­li­che Sze­na­ri­en für den wei­te­ren Sai­son­ver­lauf.

Herr Lip­pold, seit An­fang No­vem­ber geht im Ama­teur­sport nichts mehr, der Spiel­be­trieb ruht min­des­tens bis An­fang De­zem­ber. Wie ha­ben Sie die Si­tua­ti­on vor gut zwei Wo­chen wahr­ge­nom­men?

LIP­POLD | Um ehr­lich zu sein, war ich in­ner­lich schon dar­auf vor­be­rei­tet. In Ham­burg wur­de der Ama­teur­sport mit als ers­tes still­ge­legt, und es war re­la­tiv klar, dass es schnell auch bei uns so kom­men wür­de. Es wur­den im­mer mehr po­si­ti­ve Test­ergeb­nis­se be­kannt, und auch bei uns gab es ei­nen Fall im Team. Vie­le Spie­le sind aus­ge­fal­len, und es wur­de im­mer schwie­ri­ger vor­her­zu­se­hen, was am nächs­ten Tag pas­siert. In­so­fern war das Her­un­ter­fah­ren des Ama­teur­sports zu er­war­ten.

Wie be­wer­ten Sie die Ent­schei­dung?

LIP­POLD | Ich ha­be mir nicht ge­wünscht, dass es so kommt, aber ich will auch nicht mit den Ent­schei­dungs­trä­gern tau­schen. Es ist un­heim­lich schwie­rig, sol­che Be­schlüs­se zu fas­sen. Ir­gend­wer fühlt sich im­mer auf die Fü­ße ge­tre­ten – egal, was ent­schie­den wird. Ob das rich­tig oder falsch war, will und kann ich nicht be­wer­ten. Aber es war klar, dass an­ge­sichts der In­fek­ti­ons­zah­len et­was pas­sie­ren muss­te.

Mann­schafts­trai­ning ist mo­men­tan nicht mög­lich – wie hal­ten Sie sich fit und ein­satz­be­reit für den Fall, dass die Sai­son An­fang De­zem­ber fort­ge­setzt wird?

LIP­POLD | Wir ha­ben von un­se­rem Trai­ner Plä­ne mit­be­kom­men, die vor al­lem aus Aus­dau­er- und In­ter­vall­trai­nings be­ste­hen. Jetzt ist die Ei­gen­ver­ant­wor­tung der Spie­ler ge­fragt, das auch dis­zi­pli­niert um­zu­set­zen. Un­se­re Wer­te wer­den nach den Ein­hei­ten mit ei­ner App auf­ge­zeich­net und zur Aus­wer­tung an das Trai­ner­team ge­schickt. Es geht jetzt vor al­lem dar­um, die Aus­dau­er und Kon­di­ti­on zu hal­ten.

Reicht das, um in Form zu blei­ben?

LIP­POLD | Beim Trai­ning mit der Mann­schaft und mit dem Ball ist es ei­ne ganz an­de­re Be­las­tung. Wie­der da hin­zu­kom­men, wo wir vor dem Lock­down wa­ren, wird nicht ein­fach und ei­ni­ge Zeit brau­chen. Wie lan­ge das dau­ert, ist kaum ab­seh­bar. Aber das ist ei­ne Si­tua­ti­on, der sich al­le Teams stel­len müss­ten.

Vie­le Trai­ner be­fürch­ten, dass sich ih­re Spie­ler über­durch­schnitt­lich häu­fig ver­let­zen wer­den, wenn es im De­zem­ber wie­der mit vol­ler Be­las­tung los­ge­hen soll­te. Wie se­hen Sie das?

LIP­POLD | Wenn man ei­nen Mo­nat kom­plett raus ist und nur noch Läu­fe macht, dann aber di­rekt wie­der Pflicht­spie­le be­strei­ten soll, ist das ei­ne sehr har­te kör­per­li­che Be­las­tung. Der­zeit sieht es so aus, als hät­ten wir vor un­se­rem nächs­ten Li­ga­spiel im De­zem­ber nur drei Trai­nings­ein­hei­ten. Da­mit lässt sich na­tür­lich nicht die wo­chen­lan­ge Pau­se kom­pen­sie­ren. Ich stel­le mir das sehr schwie­rig vor. Die Aus­sa­ge, al­le drei Ta­ge zu spie­len sei bes­ser als zu trai­nie­ren, gilt glau­be ich so nicht mehr.

Fuß­ball ist ein Sport, der auch vom Mit­ein­an­der lebt. Wie hal­ten Sie den Kon­takt zu Ih­ren Team­kol­le­gen?

LIP­POLD | Wir ha­ben ei­ne Team­grup­pe bei Whats­app, in der wir uns Aus­tau­schen, und ich hal­te auch ab­ge­se­hen da­von mit ein paar Spie­lern Kon­takt. Das Zu­sam­men­sein, den Aus­tausch und das Mit­ein­an­der auf dem Platz ver­mis­se ich im Mo­ment am meis­ten. Fuß­ball ist und bleibt eben ein Mann­schafts­sport.

Die Ta­bel­le in der Ober­li­ga Nie­der­rhein ist durch die Spiel­aus­fäl­le ei­ni­ger­ma­ßen ver­zerrt. Mon­heim steht mit 14 Punk­ten nach neun Par­ti­en auf Platz elf – sind Sie zu­frie­den mit der Aus­beu­te?

LIP­POLD | Un­ter den Ge­ge­ben­hei­ten ist es okay, hät­te aber auch ein biss­chen bes­ser sein kön­nen. Wir hat­ten vie­le Spie­le hin­ter­ein­an­der, in de­nen wir durch Platz­ver­wei­se oft in Un­ter­zahl wa­ren. Auch ich ha­be ja in Schon­ne­beck Gelb-Rot ge­se­hen. Das war vor­sich­tig ge­sagt sub­op­ti­mal. Die Nie­der­la­ge ge­gen Ra­tin­gen vor dem Lock­down war zu­dem un­nö­tig, aber sie zeigt, wie aus­ge­gli­chen die Li­ga in die­sem Jahr ist.

Hal­ten Sie es noch für rea­lis­tisch, dass die Li­ga re­gu­lär zu En­de geht?

LIP­POLD | Schon jetzt sind so vie­le Spie­le nach­zu­ho­len, dass es fast un­mög­lich er­scheint. Ich den­ke, es wür­de am meis­ten Sinn ma­chen, zu­min­dest die Hin­run­de ab­zu­schlie­ßen, um ei­ne Be­wer­tungs­grund­la­ge zu ha­ben. Das bis Mit­te 2021 durch­zu­zie­hen, ist rea­lis­ti­scher als al­le 44 Par­ti­en zu ab­sol­vie­ren. Ka­ta­stro­phal wä­re, wenn die Sai­son wie­der oh­ne Auf- und Ab­stei­ger en­det. Die Li­ga ist mit 23 Mann­schaf­ten ein­fach zu groß.

Be­vor Sie 2018 zum 1. FC Mon­heim ge­wech­selt sind, ha­ben Sie bei Ale­man­nia Aa­chen ge­spielt. Ist die Re­gio­nal­li­ga ein Ziel, das Sie noch­mal rei­zen wür­de?

LIP­POLD | Ich füh­le mich pu­del­wohl in Mon­heim, woh­ne auch seit et­wa ei­nem hal­ben Jahr in der Stadt und bin zu­dem voll im Be­rufs­le­ben an­ge­kom­men. Es passt ein­fach. Hier ha­be ich aus sport­li­cher Sicht al­les, was das Herz be­gehrt, und die Be­din­gun­gen sind für ei­nen Ober­li­gis­ten sen­sa­tio­nell – auch durch die Um- und Neu­bau­ten im Rhe­in­sta­di­on. Ei­ner der Grün­de für mei­ne Ent­schei­dung, den Schritt aus der Re­gio­nal- in die Ober­li­ga zu ma­chen, war zu­dem, dass Auf­wand und Er­trag in kei­nem gu­ten Ver­hält­nis stan­den.

Al­so ist die­ses Ka­pi­tel ab­ge­hakt?

LIP­POLD | (lacht) Ich wür­de mich si­cher nicht da­ge­gen weh­ren, ir­gend­wann viel­leicht mit Mon­heim auf­zu­stei­gen, wenn es sport­lich, fi­nan­zi­ell und or­ga­ni­sa­to­risch für den Ver­ein passt.

Do­ri­an Au­dersch führ­te das Ge­spräch.

Aufrufe: 020.11.2020, 12:00 Uhr
RP / Dorian Au­derschAutor