2024-06-14T06:55:53.576Z

Allgemeines
"Mehr Animateur als Trainer": Tobias Bächle | Foto: Grant Hubbs
"Mehr Animateur als Trainer": Tobias Bächle | Foto: Grant Hubbs

Tobias Bächle beim FSV Rheinfelden zurückgetreten

Cheftrainer und sein Assistent Holger Henke nehmen den Hut +++ Interner Nachfolger bis zur Winterpause

Trainerwechsel beim FSV Rheinfelden: Tobias Bächle und Holger Henke sind beim Landesligisten FSV Rheinfelden zurückgetreten. Der Schritt des Trainerduos markiert das Ende einer längeren Entwicklung.
Für Außenstehende kam der Schritt überraschend. Doch der Schlussstrich war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. „Man muss sich auch selbst schützen“, sagte Bächle am Mittwoch. Knapp eineinhalb Jahre waren er und sein Co-Trainer Henke beim FSV, eineinhalb Jahre, die viel Kraft gekostet haben. Zu viel Kraft.

Den Entschluss, zum Saisonende aufzuhören, hatte das Duo bereits gefasst. Nun zogen sie aber die schnelle Trennung vor. „Ich bin nicht auf dem falschen Fuß erwischt worden“, sagt Joachim Sperker. „Es wurde offen kommuniziert.“ An den sportlichen Leiter waren Bächle und Henke am Sonntag nach dem 2:3 gegen Elzach-Yach herangetreten. „Wir haben uns beidseitig geeinigt, es sofort zu machen“, sagt Sperker über die Trennung.

Es waren viele Dinge, die sich summierten. Der Gedanke an einen Rücktritt schwirrte Bächle schon in der Vorsaison, die von einer Verletzungsmisere begleitet war, durch den Kopf. Allerdings wollten Bächle und Henke den FSV nicht im Stich lassen. Die Situation veränderte sich aber auch in der neuen Runde nicht, wo bislang Platz elf und zwei Siege aus neun Spielen herauskamen. „Wir mussten sehr viel improvisieren“, sagt Bächle. „Es gab nie einen wirklichen Konkurrenzkampf, höchstens auf zwei, drei Positionen“, präzisiert er. Der Handlungsspielraum war somit eingeschränkt. Mangels Alternativen waren Spieler, die unter der Woche nicht regelmäßig oder gar nicht trainierten, gesetzt. Eine klare Linie konnte Bächle nicht umsetzen – und damit auch seinem eigenen Anspruch, die Mannschaft weiterzuentwickeln, nicht gerecht werden. Dafür seien die Rahmenbedingungen nicht gegeben gewesen, sagt Bächle. Man sei „mehr Animateur als Trainer“ gewesen. Die Leute bei Laune halten und zu schauen, genügend Spieler aufs Feld zu schicken, war seine Grundaufgabe.

All das sei keine Schuldzuweisung an den Club oder die Mannschaft. Die Trainer hätten sich selbst hinterfragt. „Wir sehen die Gründe auch bei uns selbst“, betont Bächle. Viel hat das Duo probiert, durch Videoanalyse, durch Ansprachen. Doch der erhoffte Fortschritt blieb aus. „Wir haben es nie geschafft, zwei Spiele am Stück konstant zu spielen“, erklärt Bächle. Leistung und Ergebnisse erreichten nie die gewünschte Beständigkeit. Trotz aller Mühen – so wurde die Aufgabe für Bächle und Henke immer mehr zu einer Belastung. Sie seien verlässliche Typen, sagt Bächle. „Aber man kann nicht immer nur aus Loyalität weitermachen.“

Anton Weis und Marc Jilg leiten Trainingseinheiten

Das Dasein als Landesliga-Trainer ist mit erheblichem Aufwand verbunden – zusätzlich zur Arbeit und der Familie. Die Belastung lässt sich von diesen Bereichen nicht fernhalten. Auch deshalb entschieden sie sich letztlich zum Rücktritt.

Die Rheinfelder Verantwortlichen werden sich nun nach einem Nachfolger umsehen. Ganz ohne Zeitdruck. „Ich werde es bis zur Winterpause übernehmen“, sagt Sperker, der nun also auch vorerst als Interimscoach fungiert. „Anton Weis und Marc Jilg sind mit im Boot, sie haben auch am Dienstagabend schon das Training geleitet.“ Die Einheit begann später, die Mannschaft hatte erst unterrichtet werden müssen. Sperker sagt, „Trainer ist kein Neuland für mich“, er habe die FSV-Coaches, unter anderem Giuseppe Stabile, schon des öfteren vertreten.

Und Bächle? Kehrt er dem Fußball den Rücken zu, wie zuletzt der Ex-Laufenburger Thomas Lindemann? Nein, auch wenn der 38-Jährige erst einmal pausiert. Zumindest bis zur Winterpause, tendenziell aber bis zur neuen Saison. Die Zeit will der Trainer nutzen, um andernorts zu hospitieren. Durch sein Engagement im Nachwuchs des SC Freiburg und FC Basel verfügt er über entsprechende Kontakte. Sollte er wieder ein neues Amt übernehmen, hat Bächle eine klare Vorstellung: „Nur unter der Bedingung, dass ich einen konkurrenzfähigen Kader mit 20 Spielern habe.“ Denn er will wieder Trainer sein. Nicht Animateur.
Aufrufe: 012.10.2016, 19:00 Uhr
Matthias Konzok und Uwe Rogowski (BZ)Autor