2024-05-28T14:20:16.138Z

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Fand einfach keinen Draht zur Mannschaft: Der Berliner Thomas Zander bekam an der Egerer Straße keinen Fuß auf den Boden.  Foto: EBG.
Fand einfach keinen Draht zur Mannschaft: Der Berliner Thomas Zander bekam an der Egerer Straße keinen Fuß auf den Boden.  Foto: EBG.

Thomas Zander, der Starnberger Kurzzeit-Trainer

Ex-1860-Torwart war Spielertrainer in Starnberg

Was macht man als Präsident, wenn der Klub gerade 6:0 gewonnen und sich damit in der Spitzengruppe der Fußball-Landesliga festgesetzt hat – mit besten Aussichten auf den Bayernliga-Aufstieg? Richtig: Man bedankt sich beim Trainer. Es sei denn, man heißt Jochen Kress...

Der damalige Boss der SpVgg Starnberg bedankte sich vor 30 Jahren auf seine ihm eigene, ganz besondere Art und Weise bei Coach Gerd Ritzer: Er setzte dem Mann, der das Team aus dem Tabellenkeller geführt hatte, einen neuen Chef vor die Nase, gab am 20. April 1988, drei Tage nach dem 6:0 gegen Aichach, offiziell die Verpflichtung des ehemaligen 1860-Torwarts Thomas Zander (damals 36) als Spielertrainer (Coach und Keeper Nummer zwei hinter Andi Wollinger) für die neue Saison bekannt.

Ein Paukenschlag, mit dem Ritzer, der die Mannschaft nach katastrophalem Start von Emanuel von Soden übernommen hatte, vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Der Garmischer war in den Planungen von Kress als Co-Trainer Zanders vorgesehen – ein Amt, das er schließlich nach langem Zögern annahm. Es war ein kluger Schachzug, wie sich ein halbes Jahr später herausstellen sollte.

SpVgg Starnberg stellte zwei Ex-Profis ein

Aber zurück zur Trainersuche nach Art von Jochen Kress. Irgendwie erinnert sie in ihrer angeblichen Kurzfristigkeit an einen ganz aktuellen Fall, nämlich die Verpflichtung des neuen Bayern-Trainers Niko Kovac. Immer wieder war Zander – einer der besten deutschen Torhüter der 1970er-Jahre – in der Vergangenheit mit der SpVgg in Verbindung gebracht worden. „Ohne mein Zutun“, wie der Ex-Profi stets betonte. Nach seinem Rauswurf bei den Münchner Löwen hatte er damals den TSV Allach in der Landesliga trainiert. Ein erstes, konkretes Treffen habe, so Kress, aber erst vier Tage vor der offiziellen Verkündung des neuen Trainers stattgefunden: „Wir haben dabei sofort Nägel mit Köpfen gemacht“, erzählte der Boss.

Mit der Verpflichtung des ehemaligen Bundesliga-Torwarts (161 Spiele für Hertha BSC und 1860 München) sollte Kontinuität an der Egerer Straße einkehren – und schnellstmöglich der Aufstieg in die Bayernliga folgen. Das war zumindest der Wunsch von Kress. Dafür wurde gleich auch noch ein neuer Manager installiert: Werner Anzill (48), einst Profi in Freiburg und bei 1860, später zwei Jahre für die SpVgg aktiv und vier Jahre A-Jugendtrainer in Starnberg, sollte sich um den zuletzt stark vernachlässigten organisatorischen Bereich kümmern. „Mit Zander, Ritzer und Anzill haben wir die richtigen Weichen für die Zukunft gestellt“, war sich Kress im April 1988 sicher.

„Thomas war ein netter Kerl. Vielleicht war er zu sehr Berliner"

Doch die Freude über den „Zander-Coup“ währte nicht lange. Bereits Anfang November 1988 wurde der gebürtige Berliner nach nur 13 Punktspielen als Chefcoach entlassen. Sein Nachfolger war sein Vorgänger: Gerd Ritzer, der mit einem 0:0 beim ESV Ingolstadt in seine neue Amtszeit startete.

Ritzer, aktuell Trainer der C- und F-Jugend des 1. FC Garmisch-Partenkirchen, erinnert sich noch gut an die Ära Zander: „Thomas war ein netter Kerl, aber er ist mit Starnberg nicht richtig warm geworden und hat den Draht zur Mannschaft nicht gefunden. Vielleicht war er einfach zu sehr Berliner. Und es wurde natürlich zu viel von ihm erwartet“, sagt der ehemalige SpVgg-Coach im Gespräch mit dem Starnberger Merkur.

Aufrufe: 020.4.2018, 09:53 Uhr
Starnberger Merkur / Redaktion StarnbergAutor