2024-05-02T16:12:49.858Z

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Fester Händedruck zum Abschied:  Andreas Binder (rechts), der den SV Hölzlebruck drei Jahre lang trainiert hat, nimmt auf eigenen Wunsch eine fußballerische Auszeit „von mindestens einem Jahr“.  | Foto: Wolfgang Scheu
Fester Händedruck zum Abschied: Andreas Binder (rechts), der den SV Hölzlebruck drei Jahre lang trainiert hat, nimmt auf eigenen Wunsch eine fußballerische Auszeit „von mindestens einem Jahr“. | Foto: Wolfgang Scheu

SV Hölzlebruck landet solide auf Rang acht

TuS Bonndorf ist in der Bezirksliga bestes Rückrunden-Team

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Der TuS Bonndorf ist nach Abschluss der Bezirksligasaison Tabellenführer, der SV Hölzlebruck ebenso. Wie das sein kann? Der TuS steht in der Rückrunden-Tabelle mit 35 Punkten (Hinrunde 22) und 42:9-Toren an der Spitze. Und Hölzlebruck führt nach 30 Spieltagen die Fairnesswertung an. Bei den Gelb-Schwarzen (Achter in der Abschlusstabelle) wird es durch den Trainerwechsel von Andreas Binder zu Tobias Urban eine Zäsur geben, beim TuS Bonndorf (Fünfter) bleibt die erfolgreiche Trainer-Mannschaft-Konstellation zusammen und weckt Hoffnungen für die Zukunft.
TuS Bonndorf
Dass Trainer mit neuen Ideen, einer Spielphilosophie und einigen schlauen Sprüchen ein neues Amt übernehmen, ist Standard im Fußballalltag. Meistens sind sie auch „megazuversichtlich“ und „superoptimistisch“, dass beim neuen Verein nun alles besser wird. Die Belastbarkeit der Sprüche ist meistens gering, die Dauer der Zuversicht oft noch geringer, in solchen Fällen greift eine andere Formel: Was interessiert mich mein Geschwätz von vorvorgestern? Bei Björn Schlageter und dem TuS Bonndorf war das ganz anders. Die Mannschaft stand nach den 15 Hinrundenspielen auf dem achten Tabellenplatz, wies mit sieben Siegen, einem Remis und sieben Niederlagen eine ausgeglichene Bilanz auf. Trainer Nils Boll gab sein Amt zu Beginn der Winterpause aus beruflichen Gründen ab, Björn Schlageter, der bis dahin Co-Trainer beim TuS war, rückte in die Pole-Position und wurde verantwortlicher Coach. Er trat an mit dem Nahziel, „die Defensive zu stabilisieren“. Ansonsten Understatement, keine Floskeln, kein Sprüche-Karussell. Schlageter begann mit der Arbeit, seine Mannschaft antwortete mit Lernfähigkeit, hoher Bereitschaft und Teamgeist. Schlageter stellte von Dreier- auf Viererkette um. „Wir hatten in der Hinrunde zu viele Großchancen zugelassen. Sowas verunsichert eine Mannschaft. Sie fühlt sich mit der Viererkette sicherer.“ Zudem beorderte er einige Spieler auf andere Positionen. „Ich bin der Meinung, man muss das System den Spielern anpassen, die man hat“, sagt Schlageter dazu.

Der Effekt überstieg die Erwartungen. Der TuS Bonndorf startete gut in die Rückrunde. Die Mannschaft fühlte sich wohl mit den Veränderungen und wuchs von Spiel zu Spiel zusammen. „Ja, es ist dann erstaunlich fix gegangen“, sagt Schlageter, „wir haben allerdings auch einiges dafür getan und die Jungs haben top mitgezogen“. Die Bonndorfer verteidigten hoch, Torwart Kay Schlageter, der Bruder des Trainers, übernahm die Ausputzerrolle und die Mannschaft eilte von Erfolg zu Erfolg. „Wir interpretieren die defensive Stabilität, die die Basis darstellt, jedoch offensiv und wollen nach Ballgewinnen mit Kurzpassspiel möglichst schnell vorne in die Box kommen“, sagt der Bonndorfer Coach. Der TuS stellt mit neun Gegentoren in 15 Spielen die mit Abstand beste Defensive der Rückrunde, andererseits versenkte die Mannschaft im selben Zeitraum 42 Bälle im Tor des Gegners. Nur Hochemmingen (44) und Gutmadingen (43) waren geringfügig besser.

Björn Schlageter ist vom TuS-Kader, der aus lauter Bonndorfern besteht, überzeugt. Mit Florian Schlachter und Kay Schlageter hat er selbst noch zusammengespielt, die anderen Spieler kennt er seit vielen Jahren. „Ich weiß, was sie können und was sie nicht können“, sagt der Trainer, der meinungsoffen und kommunikativ ist. Beispielsweise hat er Mario Modispacher, der früher bei Trainern als schwierig galt, zurück zum Fußball geholt und für seine Sache gewonnen. „Wir haben eine gute Harmonie im Team, wir verstehen uns sehr gut“, sagt Schlageter, gleichwohl fallen auch hin und wieder harte Worte: „Auch das gehört dazu, um weiterzukommen.“ Über allem steht für Schlageter jedoch der Teamgedanke: „Wir haben uns diese gute Rückrunde als Team erarbeitet. Es geht nur im Kollektiv“, sagt der 35-Jährige, „der Weg, den wir gehen, ist der richtige. Und wenn wir weiter hart arbeiten, werden wir Erfolg haben“.

Die junge Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 22 bis 23 Jahren hat Perspektive, allerdings hat sie eine Bewährungsprobe noch vor sich: Wie geht sie mit einer schlechten Phase um? Die gab es in der Rückrunde nicht. Wie verhält sie sich bei Tiefschlägen? Die werden irgendwann kommen, doch da ist so ein Gefühl: Schlageter und sein Team wirken gefestigt und werden das aushalten.

SV Hölzlebruck
Jetzt kann er die Zügel locker lassen. Andreas Binder, drei Jahre lang Trainer des SV Hölzlebruck, hat einen guten Job gemacht. In der Aufstiegssaison führte er den HSV souverän auf Rang fünf, dem sechsten Platz im zweiten Bezirksligajahr folgte mit dem 5:2-Heimerfolg gegen Absteiger Brigachtal im letzten Spiel der Saison 2017/18 ein mit 41 Punkten zementierter achter Platz. Es war eine Demonstration der Stärke, als kollektive Verbeugung. Zum Abschied gab’s für Binder einen Gutschein für eine Kutschfahrt – mehrspännig geht’s in eine längere Pause. Mindestens ein Jahr Auszeit vom Trainerjob will er sich gönnen, seinem Nachfolger Tobias Urban, der nach zwölf Monaten ohne Job am Ball voller Tatendrang ist, übergibt Binder eine intakte, gewachsene Mannschaft. „Rang fünf ist in der kommenden Saison möglich“, vermutet der scheidende Trainer, der seinem Heimatverein als AH-Spieler (und wohl auch als Schauspieler beim alljährlichen Theaterabend zum Jahreswechsel) erhalten bleibt. „Wir wollten eine feste Größe in der Bezirksliga werden“, so Binders Fazit, „das ist uns gelungen“. Stetig weiterentwickelt habe sich das Team in den vergangenen drei Jahren, „die Jungs sind reifer geworden, wir sind alle zusammen ein bisschen gewachsen“.
Zeiten der Stagnation wurden rasch überwunden. Die Abstiegszone war für den HSV in der Winterpause bedenklich nah, „aber irritiert hat uns das nicht“, so Binder, „weil wir wussten, was wir können“. Zum Start in die Frühjahrsrunde gab es einen geduldig erkämpften 1:0-Erfolg in Immendingen. Pure Erleichterung mündete danach in eine Erfolgsserie, die mit einem unvermittelten Tiefpunkt endete. Beim 0:6 in Bonndorf boten die Hölzlebrucker die schlechteste Saisonleistung. Ein Schock, nach dem nur eines half: abhaken, vorwärts schauen, allen akuten Besetzungssorgen zum Trotz. Der HSV-Trainer fand mit seiner Mannschaft den Weg zurück zu (Teil-)Erfolgen: mit elf Unentschieden waren die Hölzlebrucker in der vergangenen Saison neben dem FV Tennenbronn die Remis-Könige der Bezirksliga. Es waren Punkteteilungen, in denen die HSV-Elf „gut und gern fünfmal hätte gewinnen können“, so Binder.
Einen guten, „grundsolide besetzten Haufen voller prima Typen“ habe er in den vergangenen Jahren führen dürfen, aus dem ein paar Spieler herausragten: Stürmer Alexander „Ali“ Winter, in der vergangenen Saison mit 20 Treffern Gold wert, Christoph Straub, zwischen den Pfosten ein unerschütterlicher Rückhalt und HSV-Dauerläufer Patrick Koch, auf dem Platz fast immer überall zu finden.
Die Hölzlebrucker verlassen wird zum 1. Juli Fabian Gamp, der zum FC Lenzkirch zurückkehrt. Vom Landesligisten Löffingen kommt der langjährige Spielmacher Peter Beha zu seinem Heimatklub zurück, vom Stadionnachbarn FC Neustadt wechselt Eugen Baibarak zum HSV, aus Hinterzarten kommt Torjäger Micael DoCabo.
Aufrufe: 011.6.2018, 19:00 Uhr
Jürgen Ruoff & Johannes Bachmann (BZ)Autor