2024-06-14T14:12:32.331Z

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Nico Presthofer gelang beim 4:1-Sieg ein Tor aus der Kategorie "Tor des Jahres". Foto: Archiv Frey
Nico Presthofer gelang beim 4:1-Sieg ein Tor aus der Kategorie "Tor des Jahres". Foto: Archiv Frey

SV Bonlanden: Die Lawine rollt auch über den Tabellenführer

Ugur Yilmaz trifft beim Sieg des SV Bonlanden dreifach

Mit einem 4:1 gegen die TSG Hofherrnweiler krönt der Landesligist SV Bonlanden einer starke erste Saisonphase. Zum Matchwinner wird ausgerechnet der Spieler mit der bisherigen Trefferflaute. Einem anderen gelingt ein „Tor des Jahres“.

Gäbe es so etwas wie ein persönliches Glücksbarometer, seines hätte am Samstag wohl die Skala gesprengt. Ugur Yilmaz jedenfalls kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus, musste allerdings aufpassen, dass er nach dem Abpfiff nicht noch körperlichen Schaden nahm. Denn von allen Seiten knufften und herzten sie ihn oder schlugen ihm auf die Schultern. Gut gemacht, Junge! Gratulation zu dieser Vorstellung!

Was für eine verrückte Geschichte: da hat der Torjäger eine gefühlte Endlos-Durststrecke hinter sich. Sage und schreibe zehn Wochen ohne eigenen Treffer aus dem Spiel heraus. Und was passiert nun? Drei auf einen Streich. Und das ausgerechnet gegen den Tabellenführer. Yilmaz, der Mann des Tages. Der 31-Jährige hatte somit entscheidenden Anteil daran, dass sich die Landesliga-Fußballer des SV Bonlanden mit einem weiteren rauschenden Auftritt in die Winterpause verabschiedet haben. Nach seinem 4:1 gegen die TSG Hofherrnweiler geht der Aufsteiger als Sechster des Klassements ins neue Jahr, nur zwei Punkte hinter dem Dritten Geislingen.

„Ein großartiges Spiel“

Insgesamt war es für die Filderstädter die achte Begegnung in Serie ohne Niederlage und zugleich die vorläufige Krönung des eigenen Laufs. „Ein großartiges Spiel von uns“, sagte der Trainer Klaus Kämmerer – was aus seinem Mund etwas heißen will. Denn der Coach ist nun wahrlich keiner, der zum Pathos neigt. Er gilt als ein auch im Erfolgsfall kritischer Beobachter. Nur: was kritisieren nach so einem Nachmittag? Da fiel diesmal selbst dem Perfektionisten Kämmerer nichts mehr ein. „Ganz besonders freute“ es ihn für den „Ugi“. Jener, der erwähnte Yilmaz, befand sein Trainer, „hatte sich das jetzt wirklich mal wieder verdient“.

Nicht, dass sich der namhafteste Bonlandener Neuzugang dieser Saison zuletzt im Formtief befunden hätte. Ganz im Gegenteil. Seinen großen Wert für die Mannschaft hatte der Ex-Profi Woche für Woche unterstrichen: als energischer Zweikämpfer, als stete Anspielstation, als kluger Vorbereiter und Ballverteiler. Nur halt als eines nicht mehr: als Torschütze. Mehr als ein verwandelter Handelfmeter unlängst beim 7:1 gegen den TSV Weilheim war just für Yilmaz, den vermeintlichen Topscorer, während aller Bonlandener Trefferfestivals nicht herausgesprungen. Mit bloßem Blick auf die Torstatistiken hätte man fast schon vermuten können, er wäre gar nicht dabei gewesen. Und als Angreifer wird man dann halt nicht zuletzt an solchen Zahlen gemessen.

Dreimal Yilmaz

Für Kämmerer war es freilich immer nur „eine Frage der Zeit, bis der Knoten bei ihm wieder platzt“. Am Samstag tat er es. Und das gleich richtig. Erst war Yilmaz nach einer Ecke von Mike Baradel mit dem Kopf zur Stelle (15.). Dann verwertete er eine Flanke seines Sturmpartners Srdjan Savic kühl (57.). Und schließlich schloss er auch noch die beste Bonlandener Kombination der Begegnung energisch ab (88.). Über mehrere Stationen ließen die Gastgeber die Kugel laufen – am Ende der Kette stand Yilmaz und nahm wuchtig Maß.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die schwarz-weiße Lawine auch vor dem Titelanwärter keinen Halt machen würde. Nach dem TV Echterdingen (6:2), dem TSV Weilheim (7:1) und dem TSV Buch (5:1) rollte jene auch über die derzeit eigentlich beste Mannschaft der Liga – eine Mannschaft, die während der kompletten Hinrunde lediglich 15 Gegentore zugelassen hatte, im Schnitt also weniger als eines pro Partie. Mithin ein Gegner, der als Abwehrmacht gilt.

Doch ist es nicht nur die gewaltige Angriffspower, die die Konkurrenz gerade reihenweise in die Knie gehen lässt. Mindestens genau so groß stellt sich der Beitrag der Verteidigung dar. Geführt von einer ebenso kompromisslos wie konzentriert agierenden Abwehrzentrale (Sascha Häcker/Dominic Schilling), ließen die Bonlandener auch diesmal kaum gegnerische Chancen zu.

Klare Botschaft an den Gegner

Überhaupt demonstrierten sie von Beginn an die größere Entschlossenheit. Mit einem aggressiven Pressing setzten sie dem Favoriten von der Ostalb zu. Die Botschaft an die Gäste lautete von der ersten Minute an: ihr müsst euch hier warm anziehen! „Zweikämpfe und Lufthoheit waren heute entscheidend. Wenn man da nicht richtig mitmacht, verliert man halt“, merkte der Hofherrnweiler Trainer Benjamin Bilger hinterher schmallippig an. Wie unzufrieden er mit dem Auftritt der Seinen war, war schon allein daraus zu ersehen, dass Bilger bereits in der ersten halben Stunde zweimal auswechselte und zudem sein Spielsystem umstellte.

Geholfen hat es nicht, mal abgesehen vom zwischenzeitlichen Anschlusstreffer durch David Weisensee (40.). Auch deshalb nicht, weil beim SV Bonlanden demgegenüber einem dann auch noch ein „Tor des Jahres“ gelang. Nein, in diesem Fall ausnahmsweise nicht Yilmaz. Dessen Kollege Nico Presthofer überraschte den Gästekeeper Denis Burkert mit einem frechen Versuch von der Mittellinie aus. Aus rund 50 Metern Entfernung zack und drin (17.).

So etwas probiert man nur, wenn einen der Hafer sticht – oder wenn der Tank randvoll mit Selbstvertrauen ist. Auf jenen der Bonlandener trifft es gerade zu. Insofern eigentlich schade, dass nun für drei Monate Wettbewerbspause ist. Oder nicht? Kämmerer sieht es so: „Nach einer intensiven Phase freuen wir uns, jetzt mal die Füße hochlegen zu können.“ Einstweilen habe „die Mannschaft beeindruckend gezeigt, zu was sie in der Lage ist“.

Kämmerer korrigiert das Saisonziel

Wohin das wiederum in der Tabelle noch führen kann, dazu alles Weitere ab März. Das ursprünglich offiziell ausgegebene Ziel „Klassenverbleib“ hatte nicht nur der externe Beobachter Bilger für „bloßes Understatement“ gehalten. Kämmerer sagt inzwischen: „Wir wollen uns unter den ersten Sechs festsetzen.“ Und Yilmaz und dessen Mitstreiter? Wer am Samstag in die Augen schaute, der weiß: die Lust auf mehr ist da. Auf diesem Glücksbarometer ist noch Platz nach oben.

SV Bonlanden: Wiedmann – Liebenstein (76. Pehlivan), Schilling, Häcker, Baradel – Pottmeyer, Schmidt (67. Andretti), Ringger, Presthofer (88. Dennis Adam) – Savic (83. Schwarz), Yilmaz.

TSG Hofherrnweiler: Burkert – Weisensee, Leister, Rief, Horlacher – Ganzenmüller, Faber – Rieger (31. Frank), Borst (60. Avduli), Kuhn (19. Blum) – Weidl (66. Zolnai).


Aufrufe: 03.12.2018, 10:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor