SV Bonlanden: Den Zerstörern fehlt der zündende Funke

Die Zuschauer tobten. Der Trainer Klaus Fischer riss reklamierend die Arme in die Höhe. Und der Spieler selbst, Marcel Stannull, signalisierte es mit wilder Gestik in Richtung Schiedsrichter: Da hat er mich getroffen! Da! So zeigte der Mittelfeldmann aufgebracht auf seinen Knöchel. Allein: der Elfmeterpfiff, auf den sie beim SV Bonlanden in der Nachspielzeit hofften, gab es nicht - womit sich dann ein Kreis geschlossen hat. Alles andere hätte auch nicht gepasst zu diesem verkorksten ersten Halbjahr der Saison, das sich für die Filderstädter mit den Worten ,,Pleiten, Pech und Pannen" überschreiben lässt. Das aktuelle 1:1 gegen den Titelanwärter SV Ebersbach war nun zwar einerseits ein ganz ordentlicher Abschluss, andererseits aber auch die achte Partie in Serie ohne Sieg, nach welcher ein Blick auf die Tabelle zeigt, was die Stunde geschlagen hat: Der ursprüngliche Meisterschaftsfavorit überwintert in der Fußball-Landesliga auf einem Abstiegsplatz.

Fischer: ,,Nervenaufreibende Wochen"

Zum Befreiungsschlag, den der Coach Fischer auf seinen Wunschzettel geschrieben hatte, hat es erneut nicht gereicht. Allzu gern wäre der 52-Jährige ,,etwas entspannter" in die 13-wöchige Wettbewerbspause gegangen. ,,Die vergangenen Wochen waren nervenaufreibend", sagte er, ,,momentan bin ich selbst ein bisschen müde." Dass er über den nur einen Punkt dann dennoch nicht wirklich lamentieren wollte, hatte einen einfachen Grund: Am Spielverlauf gemessen, hätte es auch schlimmer kommen können. Zwischendurch hatte den Seinen bereits die vierte Heimniederlage der Runde gedroht.

Als der Gäste-Torjäger Moritz Straub in der 72. Spielminute per Flachschuss traf, sahen wohl nicht wenige die Felle abermals davonschwimmen. Vorausgegangen war ein Ballverlust von Stannull an der Strafraumgrenze. Nicht nur das. ,,Gefühlte 15 Spieler von uns stehen drumherum, gucken und gucken, und keiner geht drauf", schimpfte Fischer.

Auf der einen Seite eine Bonlandener Elf, der das Kreieren von Torszenen auch diesmal wieder so schwer fiel, als müsste sie Bleigewichte stemmen - auf der anderen Seite die Abwehrmacht schlechthin. Von ihren 14 Begegnungen zuvor hatten die Ebersbacher zehn ohne Gegentreffer absolviert. Wie also sollte ausgerechnet in diesem Duell eine Rückkehr gelingen?

Böse schaltet den Turbo ein

Doch dann demonstrierten die Schwarz-Weißen wenigstens einmal die offensive Zielstrebigkeit und Durchschlagskraft, wie Fischer sie sich vorgestellt hatte: Der eingewechselte Felix Böse schaltete auf der rechten Außenbahn den Turbo ein. Nach einem energischen Sprint passte er den Ball scharf vors Tor, wo Steffen Schmidt aus kurzer Entfernung zum Ausgleich vollstreckte.

So also konnte es durchaus gehen. Die Frage freilich ist: warum nur in dieser einen Szene? Warum suchten die Gastgeber sonst kaum einmal den Weg über die Flügel? Jener stattdessen immer wieder durch die Mitte war jedenfalls der falsche, nämlich der stete gegen eine Wand. Mit Wucht prallten am Samstag zwei Teams aufeinander, die dort beide ihre Stärken im Zerstören hatten. Balleroberung reihte sich so an Balleroberung. Oder, umgekehrt betrachtet: Ballverlust an Ballverlust. Alles in allem entwickelte sich ein hektisches Spiel, in dem der Kombinationsfluss auf der Strecke blieb.

Bessere Chancen für den Gegner

Positiv zu erwähnen ist für die Bonlan­dener, dass sie mit Leidenschaft kämpften. Die defensive Ordnung war überwiegend gut. Der zündende Funke im Angriffsspiel, wie angedeutet, fehlte jedoch. Außer Schmidts Treffer gab es lediglich noch ein paar Halbchancen. Zwei Kopfbälle von Julian Schwarz und Nico Presthofer, eine von Maximilian Goll verschluderte Kontermöglichkeit - das sollte es gewesen sein. Die deutlich besseren Gelegenheiten hatte der Gegner. Einen früheren Rückstand verhinderte der Keeper Philipp Günther mit Paraden gegen den späteren Torschützen Straub sowie Michael Kutscher.

Insofern relativierte sich die abschließende Aufregung über den Schiedsrichter und den vermeintlich verpassten eigenen Sieg. Es steht zu befürchten, dass es den Bonlandenern und deren Anhang in dieser Saison noch einige Mal öfter den Adrenalinspiegel in die Höhe und den Schweiß auf die Stirn treiben wird - und das gar nicht unbedingt wegen strittiger Unparteiischen-Entscheidungen. Mit Blick aufs Klassement ist für Fischer klar: ,,Das wird ein schwerer Weg da hinten raus. Wir haben im neuen Jahr viel Arbeit vor uns."

Arbeit, um den GAU zu verhindern. Ein weiterer Abstieg? Was bis vor ein paar Monaten als verspäteter Aprilscherz aufgefasst worden wäre, ist inzwischen ein Ernst zu nehmendes Thema - so unglaublich es auch nach wie vor erscheint.

SV Bonlanden:
Günther - Liebenstein (64. Böse), Ried, Pottmeyer, Großhans - Goll, Adam, Presthofer, Stannull - Schmidt - Julian Schwarz (64. Pehlivan).

SV Ebersbach:
Schurr - Wagner, Strohmaier, Scheuring, Gann - Perak (46. Kutscher), Baumgartner - Friedel (64. Colic), Kurt (46. Abramowitz), Celiktas - Straub (79. Renn).

1. Calcio Leinfelden-Echterdingen 16 11 3 2 36 : 19 17 36 2. SV Ebersbach/Fils 15 10 3 2 23 : 7 16 33 3. TSV Bad Boll 16 9 5 2 39 : 23 16 32 4. TSV Weilheim/Teck 16 8 5 3 31 : 15 16 29 5. SC Geislingen 14 6 6 2 26 : 16 10 24 6. FV 09 Nürtingen (Auf) 14 7 2 5 20 : 17 3 23 7. TV Echterdingen 15 7 1 7 26 : 33 -7 22 8. TSG Hofherrnweiler-Unterrombach (Auf) 16 6 3 7 30 : 25 5 21 9. TSV Blaustein (Auf) 14 6 2 6 24 : 19 5 20 10. TSV Köngen 15 5 2 8 20 : 27 -7 17 11. TSGV Waldstetten 15 4 4 7 24 : 26 -2 16 12. Sportfreunde Dorfmerkingen 15 4 4 7 18 : 22 -4 16 13. SC Stammheim (Auf) 16 5 1 10 23 : 40 -17 16 14. SV Bonlanden 16 3 6 7 21 : 30 -9 15 15. SV Ebnat (Auf) 15 3 2 10 16 : 40 -24 11 16. TSV Buch 16 3 1 12 17 : 35 -18 10