2024-06-14T06:55:53.576Z

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Klaus Kämmerer kann auf einen breiten Kader zurückgreifen. Foto: Florian
Klaus Kämmerer kann auf einen breiten Kader zurückgreifen. Foto: Florian

SV Bonlanden: Den „Traumkader“ umgeben Sorgenfalten

Trainer Klaus Kämmerer ist mit der Saisonvorbereitung nicht zufrieden

Nach dem Pflichtaufstieg haben sich die Filderstädter mit sieben Spielern verstärkt, darunter zwei Ex-Profis. Dennoch erwartet der Trainer vorerst einen schweren Weg.

Das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert, auch nicht für Fußballtrainer. Zumindest dann nicht, wenn man keine Profitruppe unter seinen Fittichen hat, sondern ein Ensemble, das allein in seiner Freizeit dem Hobby „Kicken“ frönt. Noch nie zuvor hat das Klaus Kämmerer schmerzlicher zu spüren bekommen als in diesen Tagen. Und so beschleicht den Coach ein zwiespältiges Gefühl, wenn er den Blick über den Kader seines SV Bonlanden schweifen lässt.

Sie haben sich angestrengt an der Humboldtstraße. Sieben Neuzugänge, zwei von ihnen sogar mit Erstliga-Erfahrung, zugleich fast alle Stammspieler gehalten – gemessen an traditioneller Bescheidenheit des Vereins, ist es durchaus bemerkenswert, was die Verantwortlichen nach dem Aufstieg auf die Beine gestellt haben. „Wenn alle Mann da sind, ist das ein Traum für mich“, sagt Kämmerer. Alle Positionen seien doppelt und gut besetzt. Damit ist man dann allerdings auch schon beim Haken. Die Betonung liegt auf dem Wörtchen „wenn“.

"Schlechte Saisonvorbereitung"

Tatsächlich waren die Bonlandener von einem vollen Haus in den vergangenen Wochen so weit entfernt wie der FC St. Pauli vom Gewinn der Champions League. Klar, mit Urlaubern haben gerade alle zu kämpfen, auch die Konkurrenz. Die jüngsten Zahlen dürften dann aber doch ein Spitzenwert für eine Spielklasse wie die Landesliga sein. Elf – so viele Akteure hat Kämmerer zuletzt auf seiner Liste gehabt, hinter denen es ein „fehlt“ zu vermerken galt. Zähneknirschend hat der Coach die Ferienplanung der Seinen registriert. „Ich muss damit leben“, sagt er. Es sei eben ein Wandel der Zeit, „dass da von Spielerseite nicht mehr viel Rücksicht genommen wird“. Zugleich steht für ihn fest, dass die daraus resultierende „schlechte Saisonvorbereitung“ ihren sportlichen Preis haben wird.

Laufwege, Abstimmung untereinander auf dem Platz, Integration der Neuen – die Bonlandener werden nacharbeiten müssen, vermutlich bis einige Wochen, wenn nicht Monate, in die Punkterunde hinein. Bis alle Rädchen ineinander greifen, dürfte es noch einige Zeit brauchen. Eine harte Geduldsprobe für einen Trainer wie Kämmerer, dessen Vorstellungen von Fußball seit jeher darauf basieren, seinen Teams mit Detailversessenheit taktisches Verhalten sowie Automatismen einzubläuen. Verflüchtigt zu haben scheint sich im gleichen Zuge der erhoffte Aufstiegsschwung. Das anfangs energische „Landesliga, wir sind wieder da!“ ist bis auf Weiteres eher den Sorgenfalten gewichen. Von mehr, gar einer Euphorie, hatte bei den Schwarz-Weißen eh nie einer sprechen wollen.

Lediglich ein Leistungsträger ist gegangen

Für Letzteres war die Rückkehr in die Liga zu sehr Pflichtprogramm. Nach zwei Jahren des demütigenden Darbens auf Bezirksebene wäre für den einstigen Oberligisten alles andere fatal gewesen. „Der Aufstieg war ein Muss“, sagt Kämmerer, „das haben wir erfüllt.“ Ein abermaliges Scheitern hätte wohl zum Kollaps der Mannschaft geführt. Schwer vorstellbar, dass sich die Beteiligten für einen weiteren Anlauf hätten aufraffen können.

So ist nun lediglich ein Leistungsträger gegangen. Den langjährigen Kapitän Stefan Adam zieht es für zwei Jahre beruflich in die USA. Er freilich, so Kämmerers Einschätzung, „hinterlässt eine Riesenlücke“ – auch rein fußballerisch, mehr aber noch als Führungsfigur.

Demgegenüber steht wie erwähnt ein Septett der Einsteiger, unter denen zwei herausragen. Da ist zum einen der Routinier Srdjan Savic. Der mittlerweile 33-Jährige spielte in seiner Heimat Bosnien einst als Profi in der ersten Liga, ehe er zuletzt in Steinenbronn und Schönaich die Kugel eher spaßeshalber noch ein bisschen tänzeln ließ. Mit seiner Passsicherheit, Übersicht und Zweikampfstärke könnte Savic zu einer der Stützen der Verteidigung avancieren. Und da ist zum anderen Ugur Yilmaz. Jener Yilmaz, der einst von Bonlanden auszog, um Karriere zu machen. Nun, acht Jahre und diverse Stationen später, unter anderem in der türkischen Süper Lig, ist der Angreifer zurück – ein Spieler mit laut Kämmerer nach wie vor „unglaublicher Offensivqualität“. In ihm und dem Platzhirsch Nico Presthofer hat der SV Bonlanden nun die Stuttgarter Bezirksliga-Torschützenkönige der beiden vorigen Spielzeiten im Aufgebot. Das klingt nach gewaltig Sturmpotenzial. Defensiv war man eh schon eine Macht.

„Die haben uns verarscht"

Dass zwei weitere vermeintlich bereits sichere Transfers noch platzten? Stichwort Diamant Avdiu, Stichwort Volkan Candan. Rückblickend sieht es Kämmerer halb verärgert, halb froh. „Die haben uns verarscht. Charakterlich hätte es also sowieso nicht gepasst“, sagt der Trainer über das zwischenzeitlich beim Verbandsligisten Calcio suspendierte Duo, das schließlich zwei vereinbarte Termine zur Vertragsunterschrift sausen lassen habe – und seither in Bonlanden nicht mehr gesehen ward.

Reichen soll es auch so. Kurzfristig, um in den ersten Spielen „Schadensbegrenzung zu betreiben“, wie Kämmerer es formuliert. Auf dass die Mannschaft trotz der geschilderten Probleme keinen bösen Fehlstart hinlegen wird.

Mittelfristig, über die ganze Saison gesehen, dann zum Klassenverbleib. Jener ist das offiziell ausgegebene Ziel. Intern, etwas modifiziert, ist die Rede vom einstelligen Tabellenplatz. Mutigere Ansagen widersprächen den Bonlandener Gepflogenheiten – und wären auch schon wieder aus dem Bereich Wunschkonzert.

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Aufrufe: 017.8.2018, 11:30 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor