2024-05-02T16:12:49.858Z

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Stimmen Landkreis Bad Tölz: So haben sich die Vereine entschieden Patrick STaar
Stimmen Landkreis Bad Tölz: So haben sich die Vereine entschieden Patrick STaar

Stimmen Landkreis Bad Tölz: So haben sich die Vereine entschieden

Zwei Drittel Mehrheit stimmt für Saisonfortsetzung

Die Saison in den Amateurligen wird voraussichtlich zu Ende gespielt. Dafür stimmten am Sonntagabend 4348 Vereine mit einer zweidrittel Mehrheit. Einige zu klärende Fragen bleiben trotzdem noch offen.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Die schlimmsten Befürchtungen haben sich nicht bestätigt: Die Saison in den Amateur-Ligen des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) werden nicht annulliert, sondern nach dem 31. August fortgesetzt. Diesem Vorschlag des BFV haben am Sonntagabend die 4348 bayerischen Vereine mit Zwei-Drittel-Mehrheit zugestimmt. Die Regelung des BFV-Vorstands sieht vor, den Spielbetrieb bei Frauen und Männern, Juniorinnen und Junioren im Freistaat generell bis 31. August auszusetzen, die Saison 2019/20 anschließend regulär zu beenden. Einige Fragen bleiben offen, wie eine Nachfrage bei den Fußball-Vereinen im Landkreis ergeben hat.

Landesliga

Der SV Bad Heilbrunn hat sich für den Vorschlag des BFV ausgesprochen. „Der Sport lebt vom Wettkampf, und wir wollen die Entscheidung auf dem Rasen herbeiführen“, sagt Vorsitzender Robert Rieker. Zu klären bleiben die Fragen nach einer Wechselfrist und wann das Training wieder aufgenommen werden kann. „Die Fußballer brauchen eine gewisse Vorlaufzeit zur Vorbereitung“, stellt Rieker klar. „Man muss sehen, wann und wie trainiert werden kann, wenn das Ausgangsverbot gelockert wird.“ Eine einmonatige Wechselfrist im Sommer habe der BFV in Aussicht gestellt. „Aber da gibt es noch Details zu klären, Bedingungen auszudiskutieren.“ Wenn die Saison wirklich im September fortgesetzt werden kann, soll sich die nächste Spielzeit sofort anschließen. Rieker: „In welcher Form das geschieht, wird sich noch zeigen.“ Die laufenden Kosten in einem Sommer ohne Fußball zwingen den Verein nicht in die Knie.

Ein klarer Befürworter einer Saisonverlängerung ist der TuS Geretsried. „Die angefangene Saison muss zu Ende gespielt werden. Das ist für mich der einzig gangbare Weg“, sagt Abteilungsleiter Ibro Filan, der für die Fortsetzung ab 1. September gestimmt hat. „Alles andere wäre absolut unfair gegenüber den Mannschaften, die sich einen Vorsprung erspielt haben. Deshalb steht für mich ein Abbruch nicht zur Debatte.“ Trotz aller Unwägbarkeiten, ob im September tatsächlich wieder Fußball gespielt werden kann, kann der Tabellenvierte der Landesliga Südwest einer Saisonfortsetzung auch mit Blick auf seinen Kader entspannt entgegensehen. Mit dem Trainerteam sei man bereits frühzeitig übereingekommen, weiter zusammenzuarbeiten. „Und bis auf einen, bei dem es noch unsicher ist, haben alle Spieler verlängert“, versichert Filan. „Keiner will diesen tollen Kader verlassen. Alle sind heiß darauf, dass es weitergeht.“

Bezirksliga

Sehr skeptisch steht Helmut Forster einer Saisonverlängerung gegenüber. Er halte es für problematisch, im September wieder mit Fußball anzufangen, sagt der Abteilungsleiter des BCF Wolfratshausen. „Meine persönliche Meinung ist: Das Gescheiteste wäre, die Saison als nicht gespielt zu bewerten. Es gibt keine Aufsteiger und keinen Absteiger, und im Frühjahr 2021 beginnt eine neue Saison – wenn es dann problemlos möglich ist.“ In den unterklassigen Ligen, dazu zähle er alles unter Landesliga, sei das ein gangbarer Weg. „Bei uns geht’s doch noch nicht um so viel Geld“, so der Farcheter Fußballchef, dessen Team mit neun Punkten Vorsprung auf den direkten Abstiegsplatz (und einem Spiel weniger) der Rückrunde relativ gelassen entgegensehen könnte.

Vereinsintern gab es offenbar unterschiedliche Meinungen. Bei den Frauen des BCF Wolfratshausen, momentan Fünfter der Landesliga Süd, ging die Tendenz in Richtung Annullierung. „Nach einer so langen Pause ist das nicht mehr dieselbe Saison. Da kann es gut sein, dass im September nicht mehr dasselbe Personal zur Verfügung steht“, meint Ludwig Taubenberger. Spannend wird nach Ansicht des Farcheter Frauen-Managers, wie der Verband die Wechselperioden und -modalitäten organisieren wird. „Außerdem müssen wir dann innerhalb einer Saison zwei Spielzeiten zeitlich unterbringen“, gibt Taubenberger zu bedenken: „Ich hoffe auf einen milden Winter.“

Kreisliga

Für den Lenggrieser SC war es keine Option, die laufende Saison zu annullieren. „Das wäre nicht gerecht gewesen“, sagt Peter Nar. „Ich denke, so ist es für alle fair“, meint der LSC-Abteilungsleiter. Trotzdem werde es eine logistische Herausforderung, wenn alle Mannschaften und auch die Junioren zeitgleich starten. „Aber wir sind alle froh, wenn es wieder losgeht, ein Sommer ohne Fußball ist schwierig genug.“ Zu klären bleiben Fragen der Mannschaftzusammensetzung, ob beispielsweise vor Saisonstart schon Jugendspieler hochgezogen werden dürfen, oder ob vorab Transfers möglich sind.

Für Variante A der zwei BFV-Vorschläge stimmten die DJK Waldram und die Sportfreunde Egling-Straßlach: sofortiger Saisonabbruch samt Annullierung. „Wir müssen uns natürlich vorhalten lassen, dass wir uns leichttun, wo wir auf dem vorletzten Platz stehen“, ist sich Abteilungsleiter Dominik Wamsler bewusst. Aber, und da seien sich Vorstand, Trainer und Spieler einig, alles andere sei aus seiner Sicht Quatsch, weil kein Mensch wisse, wie es in den kommenden Wochen und Monaten weiter gehe. „An den 1. September glaube ich nicht. Wir sind weit davon entfernt, dass wir weiterspielen“, betont Wamsler. Deshalb sei „ein Schlussstrich“ die richtige Entscheidung. Selbst, wenn das womöglich unangenehme Konsequenzen mit sich bringen. „Das kann passieren“, schließt der Abteilungsleiter einen Abstieg am grünen Tisch nicht aus. „Damit müssten wir dann leben.“

Bei den Eglingern habe man sich mit dem Abstieg bereits abgefunden, beteuert Franz Beierbeck. Auch wenn die Saison weitergespielt werden würde, gelte das Augenmerk bereits der Kreisklasse. Dass man dennoch für Abbruch gestimmt habe, sei nicht der Hoffnung geschuldet, auf diese Weise ein Jahr länger in der Kreisliga verweilen zu können. „Ich plädiere dafür: Wenn man im September wieder Fußball spielen kann, sollte man eine neue Saison beginnen. Alles andere bringt nichts mehr.“

Kreisklasse

Dem widerspricht Christian Feirer entschieden. Sein Verein sei „ganz klar dafür, die Saison zu Ende zu spielen. Alles andere wäre Unsinn“, sagt der Vorsitzende des FSV Höhenrain, der derzeit in der Kreisklasse 3 einen Abstiegsrelegationsplatz belegt. Wobei er sich im Klaren darüber sei, dass es darauf hinauslaufen könnte, dass die Saison erst im nächsten Jahr ein Ende finden könnte. Aber „alles auf Null zu stellen“ führe unweigerlich zu vielen Diskussionen. „Da würde jeder nur auf sich schauen“, ist Feirer überzeugt.

Auch Liga-Konkurrent SV Münsing plädierte für Weiterspielen. „Von der Tabellensituation her könnte es uns wurscht sein, aber damit der Wettbewerbsgedanke gewahrt bleibt, sollte man die Saison fortsetzen“, erläutert Abteilungsleiter Simon Berger die Entscheidung seines Klubs.

Für einen Abbruch der Saison wäre der SV Eurasburg-Beuerberg. „Nicht, weil wir selbst im Keller stehen. Aber bei allen Mannschaften, für die es so recht um nichts mehr geht, ist doch die Luft raus“, sagt Fußball-Chef Andreas Mathäus.

Zwiegespalten sind auch die Vereine der Kreisklasse 2. „Ich habe dafür gestimmt, ab September weiter zu spielen. Aber ich denke nicht, dass das passiert“, sagt Anita Kape. Voraussetzung für eine Saisonverlängerung sei in jedem Fall, dass „die Wechselfristen entsprechend verlängert und die Vereine geschützt werden“, meint die Vorsitzende von Olympic Geretsried. Ein klares Nein bekam der BFV-Vorschlag von den FF Geretsried. „Wir würden einen Abbruch bevorzugen. Das wäre ein sauberer Schnitt für alle Beteiligten“, sagt FFG-Vorsitzender Patrick Verbaast. „Auch die Spieler würden lieber die Saison annulliert sehen, statt sie künstlich in die Länge zu ziehen.“

Derzeit sei vieles wichtiger als der Sport, meint Franz Erhart. „Wir nehmen die Entscheidung, wie sie gekommen ist“, sagt der administrativer Leiter Fußball des SV Bad Tölz. „Es ist schwer genug, einen Sommer ohne Fußball zu überstehen.“ Wichtig zu wissen sei für ihn und die Spieler noch, wann sie wieder zum Training auf den Platz können.

Die Fußballer des Rot-Weiß Bad Tölz sind froh darüber, dass die Saison nun sportlich zu Ende gespielt wird. „Es wäre schade um die abgelieferten Spiele, wenn die Saison jetzt einfach annulliert werden würde“, sagt Abteilungsleiter Alem Muharemovic. Interessant wird nun für ihn und die Mannschaft sein, wann sie wieder auf den Platz darf. „Training in Kleingruppen würde uns zunächst ja ausreichen.“ Klar ist, dass das Team zur Vorbereitung trainieren muss und nicht erst zum ersten Spiel ab September wieder aufeinandertrifft. Ein weiteres Problem laut Muharemovic: „August ist ein klassischer Urlaubsmonat.“ Ansonsten hofft er, dass es ihm und dem Verein gelingt, die Spieler, Trainer und Jugendleiter bei Laune zu halten, bis wieder Fußball gespielt wird.

Der SC Gaißach möchte es sportlich bewerkstelligen, sich von den Abstiegsplätzen zu distanzieren. Deswegen hat der Verein dem BFV-Vorschlag zugestimmt. „Ich denke, das ist die fairste Lösung“, sagt der sportliche Leiter Hannes Schlosser. „Wenn die Saison am 1. September fortgesetzt wird, müsste im öffentlichen Leben weitgehend Normalität wiederhergestellt sein“, sagt der 33-Jährige. Dann sollten rechtzeitig vorher sowohl Training möglich sein als auch bei den Spielen Zuschauer und Zweikämpfe unter den Spielern. „Nach Saisonende würde sich relativ nahtlos die neue Spielzeit anschließen.“ Und eines ist klar: Jetzt ist viel Zeit für Rasenpflege. Schlosser: „Wenn es wieder losgeht, spielen wir wahrscheinlich überall auf englischem Rasen.“

A-Klasse

Wenig überraschend, dass die SV Ascholding-Thanning im September die Saison fortsetzen möchte. Schließlich führt die Spielgemeinschaft die A-Klasse 4 momentan mit zehn Zählern Vorsprung an. „Vielleicht dürften wir am grünen Tisch aufsteigen, aber wir wollen die Entscheidung natürlich lieber auf dem grünen Rasen“, sagt Hansi Makrutzki. Der Hauptgrund, warum er für die Weiterführung ab 1. September gestimmt hat, nennt der Abteilungsleiter: „Sonst würde man sich gleich zwei Spielzeiten zerschießen.“ So könne man bis zum Jahresende die ausstehenden Partien austragen und ab März 2021 eine verkürzte Saison absolvieren. Abzuwarten bleibe, wann es eine Freigabe fürs Mannschaftstraining gebe: „Momentan trainieren wir in sieben Vierergruppe daheim im Garten – mit Abstand natürlich.“

„Ich finde die Entscheidung, den Spielbetrieb bis Ende August zu unterbrechen völlig richtig, zweifle aber an einer Fortsetzung der Saison Anfang September“, sagt Sebastian Bartsch, Spartenleiter Fußball beim SC Reichersbeuern. Er geht eher davon aus, dass die Saison nach dem Winter zu Ende gespielt wird. „Aber so ist zumindest einmal ein Termin gesetzt, und wir müssen nicht von Woche zu Woche auf neue Entscheidungen warten.“ Vorsicht sei weiterhin geboten: Sollte im Herbst nach einer Begegnung ein Spieler infiziert sein, werde angeblich nicht nur seine Mannschaft aus dem Wettbewerb genommen, sondern auch die des Gegners. „Ein Rückschlag sollte auf keinen Fall riskiert werden.“

Die Ankündigung für die Abstimmung kam für die SF Bichl ein wenig kurzfristig. „Ich konnte trotzdem in der Führungsriege eine Rundfrage starten, alle waren für eine Fortsetzung des Spielbetriebs am 1. September“, sagt Abteilungsleiter Andreas Zander. „Überrascht hat mich die deutliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Vereine. Ich hatte eher damit gerechnet, dass eventuell Clubs mit Meisterschafts- und Aufstiegsambitionen dafür sind, abstiegsbedrohten Clubs jedoch ein völliger Neubeginn lieber gewesen wäre.“ Allerdings kann die Saison nicht ohne Vorbereitung starten. Zander: „Da muss vorher auch die Möglichkeit zum Training und für Vorbereitungsspiele gegeben sein.“

Amateure helfen in der Krise

Aufrufe: 021.4.2020, 09:49 Uhr
Tölzer Kurier / Nick Thomas Rudi Hans Scheder WenzAutor