2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Nummer eins im Tor der Fohlen: Lisa Venrath aus Linnich hat sich einen Stammplatz in der Fußball-Bundesliga der Frauen erkämpft. FOTO: GUIDO JANSEN
Die Nummer eins im Tor der Fohlen: Lisa Venrath aus Linnich hat sich einen Stammplatz in der Fußball-Bundesliga der Frauen erkämpft. FOTO: GUIDO JANSEN
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Stammplatz in der Bundesliga erkämpft

Lisa Venrath (18) aus Linnich steht für die Frauenfußball-Mannschaft von Borussia Mönchengladbach im Tor

In der vergangenen Woche ist der Traum vom DFB-Pokalfinale geplatzt. Mit 1:6 hat Borussia Mönchengladbach im Viertelfinale gegen den SC Freiburg verloren. „Natürlich wäre es großartig gewesen, vor dieser Kulisse in Köln aufzulaufen“, sagt Lisa Venrath, die 18 Jahre junge Torfrau der Borussia.
„Davon träumt jede Fußballerin.“ Deswegen sei das Aus schade. Trotz der deutlichen Niederlage verbindet die Linnicherin auch positive Eindrücke mit dem Pokal-Aus. „Die Borussia ist noch nie so weit gekommen im Pokal“, sagt sie. Und der Traum vom Pokalfinale in Köln – dort tragen die Frauen ihr Endspiel aus – lebt. Denn er ist eines von vielen sportlichen Zielen, die Lisa Venrath im Blick hat.

Deswegen hat sie auch auf die Tabellensituation in der Frauenfußball-Bundesliga eine eigene Sichtweise. Die Borussia ist abgeschlagen Tabellenletzter mit zehn Punkten Rückstand auf den Vorletzten. Und am Sonntag müssen die Borussen beim Tabellenführer VfL Wolfsburg ran. „Der Abstieg ist so gut wie sicher. Ich will trotzdem versuchen, das Unmögliche zu schaffen“, sagt sie.

Diese positive Grundeinstellung hat ihr dabei geholfen, den jüngsten, vorerst größten Schritt in ihrer Karriere zu schaffen. In der Hinrunde hat sie sich den Stammplatz im Tor der Fohlen-Elf erkämpft. Dafür investiert die Linnicherin viel. Und das schon seit 14 Jahren. Mit vier Jahren hat sie das Kicken beim SSV Körrenzig angefangen, weil ihr zwei Jahre älterer Bruder Florian da auch gegen den Ball getreten hat. Später spielte sie für die Jungen-Mannschaft des SV Siersdorf, wechselte dann in die U15-Mädchenmannschaft von Alemannia Aachen. Gleichzeitig hatte sie ein Zweitspielrecht bei Viktoria Koslar und spielte dort weiter in einer Jungen-Mannschaft.

Da war ihr Positionswechsel schon passiert. Ursprünglich war Lisa Venrath Stürmerin, bis sie für sich selbst entschied, ins Tor zu wechseln, weil der Torwart ihrer Mannschaft zu schlecht gewesen sei. Vielleicht hat sie sich auch zwischen die Pfosten gestellt, weil das in der Familientradition begründet liegt. Ihr Opa und ihr Vater standen im Tor. Als Nachwuchs-Torfrau hat sie schon eine bewegte Zeit hinter sich, spielte für die SGS Essen, anschließend in Bad Neuenahr. „Das geht nicht ohne die Unterstützung meiner Eltern“, blickt sie zurück. So kutschierte sie Mutter Monika bis nach Essen. 90 Minuten dauerte jede Strecke, einfach – also so lange wie ein Fußballspiel. Und das für jedes Training. Danach zog es sie zum Spitzenclub Turbine Potsdam. Das Thema Brandenburg hat sie allerdings schnell abgeschlossen. „Das hat sportlich und menschlich nicht gepasst“, sagt sie.

Anfang 2018 zur Borussia

Anfang 2018 wechselte sie nach Mönchengladbach und schaffte mit dem Team den Aufstieg in die Bundesliga. Jetzt ist sie sogar Stammtorhüterin. Nicht nur deswegen fühlt sie sich wohl. Mittlerweile fährt sie selbst, braucht keinen elterlichen Fahrdienst mehr. Bis zum Nordpark braucht sie eine halbe Stunde. Viermal pro Woche ist Training, plus die Spiele am Wochenende. Alles passt. Fast alles. Bis auf den letzten Tabellenplatz. Der passt nicht ganz zu Lisa Venraths Ehrgeiz. Derzeit sei offen, was sie in der kommenden Saison macht. Dauerhaft will sie nach oben. So weit wie möglich.

Zunächst konzentriert sie sich auf die Ziele, die nahe liegen. Das nächste heißt Abitur. Das legt sie bald am Nelly-Pütz-Berufskolleg in Düren ab, Biologie und Sport sind ihre Fächer. „Ich hatte selten Probleme damit, Sport und Schule miteinander zu verbinden“, erklärt sie. Derzeit sei das alles anstrengender, wegen der anstehenden Prüfungen. Danach will sie neue Träume verfolgen. Die Nationalmannschaft ist ein großes Ziel, die langjährige Torfrau Nadine Angerer eines ihrer großen Vorbilder. Um das Ziel zu erreichen, will sie zweigleisig fahren. „Ich kenne nur wenige Nationalspielerinnen, die nicht nebenher arbeiten“, sagt die Jungprofi-Fußballerin. Thema Ausbildung also, oder Studium. Was mit Sport könne sie sich vorstellen. Oder zur Polizei. Nur für den Fall, dass sie es im Fußball nicht bis nach Wolfsburg, München oder Paris schafft. Da geht es um die großen Titel, da sind Frauen Vollzeit-Fußballprofis. Noch so ein Traum von Lisa Venrath.

Aufrufe: 021.3.2019, 10:00 Uhr
Guido Jansen | AZ/ANAutor