2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
– Foto: Verein
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Spraitbachs Senkrechtstarter sind heiß auf die zweite Chance

Der schwache Saisonstart blieb für Spraitbach letztlich folgenlos. Kapitän Michael Jakob erzählt im Interview, wie sein Team auch regulär die Klasse halten will.

Michael Jakob und der FC Spraitbach – im wahrsten Sinne eine familiäre Beziehung. Nach Jahren des Erfolges mit zwei direkt aufeinanderfolgenden Aufstiegen tat sich sein erfolgsverwöhntes Team in der ersten Spielen der Bezirksliga-Saison mächtig schwer. Daran, dass der Kader das Zeug hat, auch auf regulärem Weg den Klassenerhalt zu packen, glaubt der Mannschaftskapitän fest.

Es werde schwer, aber alle seien heiß. Ein Interview über Kameradschaft, Perspektiven und eine Krankheit: Spielergehälter in den untersten Amateurligen.

Julian Hermann: Michael, gehört ihr zu den „Gewinnern“ des Spielabbruchs?

Michael Jakob: Definitiv. Ohne den Abbruch wäre es sicherlich schwer geworden. Jedoch nicht unmöglich. Durch den Abbruch bekommen wir nun nochmals eine Chance, voll in der Bezirksligasaison durchzu starten.

Warum hättet ihr trotz eures schwachen Saisonstarts die Klasse gehalten?

Wie gesagt, einfach wäre es nicht geworden. Eine reelle Chance war da. Vor allem sind wir nach den ersten schweren Wochen und Spielen in der Bezirksliga angekommen. Anfangs haben wir noch viel Lehrgeld bezahlt. Dazu kam noch, dass uns unser damaliger Coach Tomas Perez nach nur wenigen Spielen aus persönlichen Gründen verlassen hat. Dies war nicht so einfach.

Mit unseren Interims-Coaches Kevin Daboci und Tobias Tangl sind wir als Mannschaft an der Aufgabe gewachsen und noch enger zusammengerückt.

Wir stark ist der Kader des FC Spraitbach?

Meiner Meinung nach gut genug für die Bezirksliga. Aktuell und auch schon in den letzten Jahren glänzen wir eher mit unserer Offensive. Alleine Alin Fuchs, Kevin Daboci und Jannic

Maletic können den Unterschied ausmachen. Aber auch dahinter haben wir mit Vinzent Brenner und Lukas Maier ein bockstarkes defensives Mittelfeld. Generell leben wir jedoch von unserer Geschlossenheit und der guten Kameradschaft im Team.

Meister 2018/19, doch nicht genug: Nach dem Aufstieg in die Kreisliga A gelang den Spraitbachern in der Saison 2019/20 der Durchmarsch in die Bezirksliga. Michael Jakob (r.) mit Bruder Tim.
Meister 2018/19, doch nicht genug: Nach dem Aufstieg in die Kreisliga A gelang den Spraitbachern in der Saison 2019/20 der Durchmarsch in die Bezirksliga. Michael Jakob (r.) mit Bruder Tim. – Foto: Verein

Nimm uns doch mal mit in die Jahre 2018 bis 2020: Ihr habt den Durchmarsch von der Kreisliga B in die Bezirksliga geschafft. Ein einzigartiges Erlebnis?

Absolut. Dies sind Erlebnisse, für die man Fußball spielt. Bereits in den Jahren zuvor sind wir jeweils knapp am Aufstieg gescheitert. Als wir dann im Heimspiel gegen den direkten Konkurrenten aus Lindach den Aufstieg in die Kreisliga A klargemacht hatten, kannte die Freude keine Grenzen. Dass wir dann gleich in der ersten Saison der Kreisliga A ganz vorne mit dabei waren, hätte keiner gedacht. Auch hier war der Aufstieg völlig verdient, auch wenn es coronabedingt zu einem Abbruch der Saison kam.

Die ersten Wochen und Spiele in der Bezirkliga waren dann eine tolle Herausforderung. Nun freuen wir uns auf eine weitere Saison in der Bezirksliga.

Ist noch so viel Feuer übrig, dass ihr euch nun in der Bezirksliga etablieren könnt?

Na klar, wir sind alle total heiß, nochmals voll in der Bezirksliga mit unserem neuen Trainer anzugreifen.

Gibt es – neben dir – tragende Säulen im Team, also zum Beispiel besonders vereinstreue Spieler, auf die man sich einfach verlassen kann?

Hier könnte ich einige aufzählen. Wir leben in unserem Team von der Kameradschaft, auf und neben dem Platz. Es bekommt kein Spieler Geld. Das wissen die Jungs. Deshalb spielen sie auch in Spraitbach Fußball.

Alin Fuchs zum Beispiel: Er bekommt jedes Jahr mehrere gute Angebote, bei denen er auch etwas verdienen kann. Nicht jeder würde diese ausschlagen. Er bleibt dem FC treu, was ich ihm hoch anrechne.

Verlassen kann man sich im Verein wirklich auf alle Spieler. Egal, ob auf oder neben dem Platz. Hervorheben möchte ich jedoch Moritz Pascher: Ein junger Spieler und Spraitbacher durch und durch. Er ist immer da. Egal bei welchem Arbeitsdienst. Er zieht dann auch die anderen Jungs mit. Von solchen Typen lebt der Verein.

Manuel Jakob, Tim Jakob und Michael Jakob – ihr seid wahrscheinlich miteinander verwandt, das nenne ich mal ein familiäres Verhältnis mit dem Verein! Gibt es noch weitere Jakobs in Funktionen?

(lacht) Nee, drei Jakobs im Verein reichen denke ich. Meine beiden Brüder sind ebenfalls seit klein auf im Verein. Tim ist Spielertrainer unserer zweiten Mannschaft. Davor hat er bereits mehrere Jahre unsere damalige Reservemannschaft gecoacht. Manuel hilft als Sturmtank ab und zu bei der zweiten Mannschaft aus. Mich freut es sehr, dass beide mit an Bord sind. Sonntags kommen dann noch unsere Eltern dazu. Da ist dann wirklich die ganze Familie auf dem Sportplatz.

Die Mannschaft des FC Spraitbach: Auf die Spieler wartet die Mammutaufgabe, in der kommenden Saison den Klassenerhalt in der Bezirksliga zu packen.
Die Mannschaft des FC Spraitbach: Auf die Spieler wartet die Mammutaufgabe, in der kommenden Saison den Klassenerhalt in der Bezirksliga zu packen. – Foto: Verein

Wie weit seid ihr denn mit den Planungen für die kommende Saison?

Zuerst einmal freut es mich sehr, dass wir mit Antis Chalkidis einen neuen Spielertrainer für den FC gewinnen konnten. Ich habe ihn in den letzten Wochen mehr und mehr kennengelernt. Antis ist ein super Typ, der, denke ich, perfekt zu uns passt. Gemeinsam sind wir schon voll in den Planungen für die neue Saison. Sechs Testspiele sind bereits vereinbart. Wir warten eigentlich nur noch, bis es endlich wieder los geht.

Gibt es Abgänge, die schwer wiegen?

Ich bin froh, dass wir die Mannschaft fast komplett zusammenhalten konnten. Einzig Niklas Esswein (Torspieler) hat uns in Richtung Bettringen verlassen.

Diese Lücke konnten wir mit Marcel Salzmann vom TSV Waldhausen schließen. Darüber freuen wir uns sehr. Somit haben wir mit Salzmann und Link zwei Torhüter für unsere beiden Mannschaften. Von der Jugend werden sporadisch noch Tim Weller (Tor) und David Wangler (Mittelfeld) dazustoßen.

Welche Hoffnungen verbindest du mit der Saison 2021/22?

Das wir die Pandemie zeitnah nun wirklich hinter uns lassen können, damit es nicht wieder zu einem unerwarteten Abbruch kommt. Ich denke, jeder sehnt sich wieder nach einem “normalen“ Leben.

Du bist jetzt 34… Denkst du manchmal darüber nach, kürzer zu treten? Oder spielst du solange dich deine Beine tragen?

Eigentlich frage ich mich das in den letzten Jahren jedes Mal in der Vorbereitung, also

„Warum tust du dir das noch an?“ (schmunzelt).

Aber klar, macht man sich ab und zu schon Gedanken. Solange ich noch einigermaßen mithalten kann und ich dem Team noch etwas helfen kann, werde ich auch noch spielen. Egal ob in der ersten Mannschaft oder bei meinem Bruder in der Zweiten. Ich hatte bisher das Glück, dass ich von schweren Verletzungen verschont geblieben bin. Von dem her mal sehen, was die Zukunft so bringt.

Was macht dir beim Kicken am allermeisten Spaß?

Neben dem Kicken an sich natürlich der Kontakt mit den Jungs. Nach dem Training oder Spiel noch zusammensitzen und das eine oder andere Bier trinken.

Was möchtest du sonst noch loswerden?

Ich finde es schade, dass in den Kreisligen nicht wenige Vereine Geld in die Hand nehmen, um einzelne Spieler zu bezahlen. Dies geht schon in der Kreisliga B los. Hier verstehe ich die Vereinsführung nicht. Natürlich lassen sich genug Spieler auch darauf ein.

Bei uns im Verein, bekommt kein Spieler Geld. Finanzielle Mittel durch Feste oder Sponsoring werden immer der gesamten Mannschaft zur Verfügung gestellt, beispielsweise für eine geile Abschlussfeier oder den Vereinsausflug.

Umso mehr bin ich auf den Erfolg der letzten Jahre stolz. Das wir die Aufstiege mit unseren eigenen Jungs geschafft haben.

Michael Jakob (l.) und Staffelleiter Robert Demurtas bei der Wimpelübergabe nach dem Aufstieg in die Bezirksliga 2020.
Michael Jakob (l.) und Staffelleiter Robert Demurtas bei der Wimpelübergabe nach dem Aufstieg in die Bezirksliga 2020. – Foto: Verein

Michael Jakob, geboren 1986 in Mutlangen, arbeitet als Bankkaufmann. Er ist verheiratet und lebt in Mutlangen, seitdem er laufen kann, spielt er für den FC Spraitbach. Fußball hat einen ganz besonderen Stellenwert in seinem Leben, was – so wünscht es sich der Mannschaftskapitän – auch immer so bleiben soll. Sein Fußballherz schlägt indes nicht nur rot/weiß – Michael Jakob ist leidenschaftlicher Fan von Borussia Dortmund.

Sein Spielerprofil findet ihr hier.

Aufrufe: 020.5.2021, 08:55 Uhr
JHermannAutor