2024-06-06T14:35:26.441Z

Allgemeines
– Foto: Marwin Wolf

Sport­heim­pro­jekt Grui­ten droht das Aus

Der TSV Grui­ten muss ei­ne neue Pla­nung öf­fent­lich aus­schrei­ben und er­hebt Vor­wür­fe ge­gen die Stadt.

Mehr als drei Jah­re lang hat der TSV Grui­ten an der Zu­kunft sei­nes ma­ro­den Sport­ler­heims ge­ar­bei­tet. Doch jetzt kann er prak­tisch wie­der von vorn be­gin­nen.

Dies ist ei­nes der wich­tigs­ten Er­geb­nis­se ei­ner Pres­se­kon­fe­renz, die der Vor­stand des TSV jetzt an Ort und Stel­le gab. Da­bei er­ho­ben der Vor­sit­zen­de Joa­chim Zie­gert und Kas­sen­wart Kai Kip­per schwe­re Vor­wür­fe ge­gen die Stadt­ver­wal­tung. Bür­ger­meis­te­rin Bet­ti­na War­ne­cke wies die­se um­ge­hend zu­rück.

Hauptär­ger­nis: Der Ver­ein, der für die Stadt Ha­an die fast kom­plett nicht mehr nutz­ba­re und teil­wei­se von Schim­mel be­fal­le­ne Im­mo­bi­lie im Erb­bau-Ver­fah­ren er­neu­ern will, kann dies nicht wie ge­plant mit sei­nem bis­he­ri­gen Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer „Del­ta Bau“ tun, son­dern muss das Pro­jekt kom­plett ei­ner öf­fent­li­chen Aus­schrei­bung un­ter­zie­hen.

Der Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer hat­te für 2,4 Mil­lio­nen Eu­ro ein Fest­preis­an­ge­bot für ei­nen Neu­bau mit Mehr­zweck­raum in Mas­siv­bau­wei­se er­stellt. Die Preis­bin­dung gilt noch bis 6. De­zem­ber. Tat­säch­lich hat der Stadt­rat die­se Sum­me En­de Ok­to­ber auch be­schlos­sen – „al­ler­dings kön­nen wir den Un­ter­neh­mer nun nicht be­auf­tra­gen, los­zu­le­gen“, be­ton­te Kip­per beim Pres­se­ge­spräch. Denn für das Pro­jekt müs­sen die kom­mu­na­len Ver­ga­be­richt­li­ni­en be­ach­tet wer­den. Und das be­deu­tet: öf­fent­li­che Aus­schrei­bung.

Zwar hat der Stadt­rat den TSV-Ver­ant­wort­li­chen 20.000 Eu­ro für Be­ra­tung durch ei­nen Fach­an­walt ver­trag­lich zu­ge­si­chert: „Doch selbst die­se Be­ra­tung müs­sen wir vor­her öf­fent­lich aus­schrei­ben“, be­rich­tet Ver­eins­chef Zie­gert. Und da­mit ha­be man na­tür­lich „null Er­fah­rung“!

Der Stadt wer­fen die Ver­eins­vor­stän­de vor, nicht früh­zei­tig auf die­se Um­stän­de hin­ge­wie­sen zu ha­ben: „Im­mer­hin ha­ben nicht wir um Hil­fe ge­be­ten, son­dern die Ver­wal­tung ist auf uns zu­ge­kom­men und hat ge­fragt, ob wir uns vor­stel­len könn­ten, ein sol­ches Erb­bau-En­ga­ge­ment ein­zu­ge­hen.“ An­sons­ten wä­re das Pro­jekt auf die War­te­lis­te ge­ra­ten – und die, be­to­nen die Ver­eins­ver­ant­wort­li­chen, hät­te min­des­tens sie­ben Jah­re War­te­zeit be­deu­tet.

Bür­ger­meis­te­rin Bet­ti­na War­ne­cke wies die Vor­wür­fe im Ge­spräch mit un­se­rer Re­dak­ti­on um­ge­hend zu­rück: „Ich ha­be gro­ßes Ver­ständ­nis da­für, dass der Ver­ein sich dar­um sorgt, dass die­ses Bau­pro­jekt für ihn ei­ne mach­ba­re Auf­ga­be bleibt“, räum­te sie ein, füg­te dann aber hin­zu: „An den Ge­ge­ben­hei­ten des Ver­ga­be­rechts kann die Stadt­ver­wal­tung al­ler­dings lei­der nichts än­dern. Da­hin­ge­hend ist der TSV mei­nes Wis­sens auch an­walt­lich früh­zei­tig be­ra­ten wor­den. Im­mer­hin geht es um Steu­er­gel­der, die auf der An­la­ge ver­baut wer­den. Da ist ei­ne Aus­schrei­bung zwin­gend vor­ge­schrie­ben.“

„Es wä­re schön, wenn das ei­ner früh­zei­tig ge­sagt hät­te“, sagt Kip­per: „Wir sind schließ­lich kei­ne kom­mu­na­len Ver­ga­be­pro­fis son­dern nur ein Dorf­ver­ein.“ Der will in den kom­men­den Wo­chen be­ra­ten, „ob wir das Pro­jekt un­ter die­sen Um­stän­den über­haupt fi­nan­zi­ell schul­tern kön­nen“.

Denn mit dem Weg­fall des Ge­ne­ral­un­ter­neh­mers ver­lie­re der TSV auch gleich­zei­tig sei­ne Preis­ga­ran­tie: „Wir müs­sen dem Rats­be­schluss zu­fol­ge aber je­de Men­ge zu­sätz­li­che Leis­tun­gen er­brin­gen“, sagt Joa­chim Zie­gert – sei es nun der Bau öf­fent­li­cher Toi­let­ten, die Über­nah­me ei­nes Vier­tels der Be­wirt­schaf­tungs­kos­ten oder auch die jähr­lich 1000 Eu­ro für In­stand­hal­tungs­kos­ten. „Wenn jetzt die Bau­kos­ten noch teu­rer wer­den, könn­te es das En­de für das Erb­bau-Pro­jekt be­deu­ten. Wir wer­den die nächs­ten Wo­chen viel rech­nen müs­sen.“

So lau­tet der Be­schluss des Haaner Stadt­rats

Der TSV er­hält höchs­tens 2,4 Mil­lio­nen Eu­ro per Zu­wen­dungs­be­scheid. Er trägt ein Vier­tel der jähr­li­chen Be­wirt­schaf­tungs­kos­ten und für die aus­schließ­lich vom Ver­ein ge­nutz­ten Räu­me (Ver­eins­heim, Ge­schäfts­stel­le) 100 Pro­zent. Für die In­stand­hal­tungs­kos­ten jähr­lich 1000 Eu­ro zu­züg­lich In­fla­ti­ons­stei­ge­rungs­ra­te. Die Stadt stellt bis zu 20.000 Eu­ro für An­walts­be­ra­tung.

Aufrufe: 017.11.2019, 12:45 Uhr
RP / Peter ClementAutor