2024-05-24T11:28:31.627Z

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Foto: Rinke
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Sportgericht: Urteil gegen den KSC Böblingen

Nach dem Spielabbruch beim FC Unterjettingen werden insgesamt sieben Spieler mit Sperrstrafen belegt

Das Sportgericht des Bezirks Böblingen/Calw hat Mitte dieser Woche über den Spielabbruch in der Kreisliga A II zwischen dem FC Unterjettingen und dem KSC Böblingen verhandelt. Das Spiel wird mit 3:0 für den FCU gewertet, insgesamt wurden sechs Böblinger Spieler zu Sperrstrafen von sechs bis acht Partien verurteilt.
Rudelbildung ist der Auslöser

Das Nachholspiel zwischen dem FC Unterjettingen und dem KSC Böblingen am Mittwoch, 14. November, wurde beim Stand von 2:1 in der 85. Minute von Schiedsrichter Marco Seidel (FC Göttelfingen) abgebrochen. Nach einer Rudelbildung zwischen Unterjettinger und Böblinger Spielern sollen laut Schiedsrichterbericht Zuschauer von Böblingen auf das Spielfeld gelaufen und sich an den Tätlichkeiten beteiligt haben.

Urteil wegen "sportwidrigem Betragen"

Das Sportgericht hat in der Besetzung Reinhold Lange, Martin Sowa und Patricia Ille ein eindeutiges Urteil zulasten des KSC Böblingen gefällt. Der A-Ligist wird für sportwidriges Betragen zu einer Geldstrafe von 300 Euro verurteilt, das Spiel wird mit 3:0 für den FC Unterjettingen gewertet.

Tritt gegen Sebastian Bestenlehner

Laut Schiedsrichterbericht kam es in der besagten 85. Minute zu einer Spielunterbrechung nach einem Zweikampf und einem Foulspiel des KSC-Spielers Ahmet Yangöz. Marco Seidel wollte die in den Zweikampf verwickelten Spieler verwarnen, als der "Spieler mit der Nummer 5" vom KSC Böblingen, Mahir Karakaya, herangelaufen kam und den am Boden liegenden Unterjettinger Spieler Sebastian Bestenlehner getreten haben soll. Laut Urteilsbegründung kam es daraufhin zu einer Rudelbildung und der Schiedsrichter konnte keine Strafen mehr aussprechen. "Während der Rudelbildung, die durch die Spieler von Böblingen angezettelt wurde, kamen Betreuer und Zuschauer auf das Spielfeld", heißt es im Bericht weiter. Dann folgt der entscheidende Satz: "Die Spieler mit den Nummern 2, 8, 9, 16 und 14 von Böblingen haben mehrmals auf ihre Gegenspieler eingeschlagen."

Spieler sind bis Anfang April gesperrt

Neben den beiden Urteilen, die das Bezirkssportgericht gegenüber dem Verein aussprach, wurden noch sechs Sperrstrafen gegen KSC-Spieler verhängt. Mahir Karakaya wurde für den Tritt gegen Bestenlehner für acht Spiele gesperrt. Orkan Sucu, Ahmet Yangöz, Can Miftar, Emir Görkem und KSC-Spielführer Ismail Isik bekamen sechs Spiele Sperre aufgebrummt. Die Sperren werden ab 3. Dezember wirksam. Nach Auskunft von Bezirksspielleiter Helmut Dolderer (Wildberg) werden die Sperren auf die Punktspiele der ersten Mannschaft angewandt. Das bedeutet, dass diese Spieler erst Anfang oder gar Mitte April wieder in der A II mitwirken können.

Akribischer Bericht des Schiedsrichters

Der Unterjettinger Torhüter Felix Pfitzinger hat bei der Rudelbildung in der 85. Minute einem Gegenspieler eine Kopfnuss verpasst. Für dieses Vergehen wird Pfitzinger ebenfalls für sechs Pflichtspiele gesperrt. Helmut Dolderer konnte sich auf Anfrage des "Gäubote" nicht daran erinnern, dass es in der jüngsten Vergangenheit nach einem Spielabbruch zu "einer solch hohen Anzahl an Spielersperren" gekommen ist. Seine Erklärung: "Nach Aussage unseres Sportgerichtsvorsitzenden Reinhold Lange habe er selten einen so akribischen und detaillierten Schiedsrichterbericht bekommen." Zur Sportgerichtssitzung ist Marco Seidel auch noch einmal persönlich erschienen und soll bei den Angaben seines nach dem Spiel angefertigten Sonderberichts geblieben sein.

KSC nimmt zu Einzelvorfällen nicht Stellung

"Uns bleibt nichts anderes übrig, als das Urteil zu akzeptieren", nimmt KSC-Trainer Cihan Yarangünü zu dem am vergangenen Donnerstag verschickten Urteilsspruch Stellung. Yarangünü hat zusammen mit Abteilungsleiter Yüksel Velivar und dem KSC-Vorsitzenden Tahsin Mengüllüoglu den im Vorfeld schon an den Verein geschickten Schiedsrichterbericht beantwortet. Explizit ist der Verein auf die Einzelvorwürfe gegenüber den vorgenannten Spielern, Schläge während der Rudelbildung ausgeteilt zu haben, nicht dezidiert eingegangen. Nur so viel: Einige Angaben im Bericht des Unparteiischen haben nicht gestimmt, monierte Yarangünü. Beispielsweise sei der Ersatzspieler Orkan Sucu in der 85. Minute zusammen mit Trainer Yarangünü aufs Feld gelaufen: "Als wir dort ankamen, war die Rudelbildung schon so gut wie beendet." Nicht zuletzt deshalb habe der KSC Böblingen darauf verzichtet, in seiner sechsseitigen Stellungnahme auf die Vorwürfe gegenüber den einzelnen Spieler einzugehen. Den Tritt soll im Übrigen nicht der Spieler Karakaya dem Unterjettinger Bestenlehner verpasst haben, Cihan Yarangünü: "Da hat der Schiedsrichter die Spieler verwechselt."

Schiedsrichter soll Zuschauer gegen sich aufgebracht haben

Im Urteil des Sportgerichts wird die Stellungnahme der Böblinger folgendermaßen zusammengefasst - Zitat: "Der Bericht des Schiedsrichters sei im größten Teil nicht richtig. Seine Ignoranz und Unfähigkeit hätte das Spiel verdorben. Es wurde auf einige Fehler (Tatsachenentscheidungen) hingewiesen. Durch dieses Verhalten sei es zu Zurufen der Zuschauer von Böblingen gekommen."

"Dubbeliger Lombaseggel"

Minutiös hatte Marco Seidel geschildert, dass er in der 27. Minute den KSC-Spielführer Ismail Isik aufgefordert habe, dass dieser den Böblinger Trainer wiederum auffordert, sich auf der Bank ruhig zu verhalten, "da er lautstark reklamiert hatte". Von den Zuschauern von Böblingen soll dann der Schiedsrichter nach eigener Aussage als "Arschloch, dubbeliger Lombaseggel und Wichser" beschimpft und beleidigt worden sein. Dieser Darstellung widerspricht Yarangünü: "Das Wort 'Lombaseggel' kannten wir gar nicht und mussten es erst mal nachschlagen."

Unterjettinger Zuschauer: Abfällige Bemerkung

Der Ton soll nach Angaben von Schiedsrichter Marco Seidel aber noch rauer geworden sein. In der 56. Minute soll von den KSC-Zuschauern "Nazi" und "Nazischweine" gerufen worden sein. Den "Nazi"-Ausdruck will Yarangünü zu diesem Zeitpunkt nicht vernommen haben: "Nach der Rudelbildung hat ein Zuschauer von Unterjettingen uns etwas entgegengeschleudert wie Abschaum oder so ähnlich, daraufhin hat einer unserer Zuschauer den Ausdruck verwendet."

Personalnot am 9. Dezember ist groß

Der KSC-Trainer räumt ein: "Wir haben auch dazu beigetragen, dass sich die Dinge so aufgeschaukelt haben. Aber wir wollen das abschließen und werden das Urteil schlucken." Dieses Wochenende hat der KSC Böblingen spielfrei. Momentan weiß der Böblinger Trainer aber nicht, wie er für übernächsten Sonntag, 9. Dezember, zwei Mannschaften für die Spiele gegen die Spvgg. Holzgerlingen II (A II) und die Spvgg. Holzgerlingen III (B VI) zusammenbekommen soll.

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Aufrufe: 01.12.2018, 06:33 Uhr
Andreas Gauß, GäuboteAutor