2024-05-22T11:15:19.621Z

Allgemeines
– Foto: Eray Des

Spielabbruch: Militärgruß der SG Erfttal?

Update: Spielabbruch am Donnerstagabend in der Neusser Kreisliga C, weil die Gäste von Mesopotamia Grevenbroich nicht weiterspielen wollten +++ Wie zu erwarten unterscheidet sich die Wahrnehmung

Es ist wie so oft mit Ereignissen, bei denen man selbst nicht vor Ort war: Eine genaue Einordnung der Ereignisse vom Hörensagen ist nur schwierig möglich, so auch im Fall des Spielabbruchs am Donnerstagabend im Spiel der Kreisliga C in Neuss zwischen der SG Erfttal und Mesopotamia Grevenbroich. Die Gastgeber von Anadolu 98 - SG Erfftal haben in einer Stellungnahme bei Facebook ihre Sicht der Dinge geschildert, am Morgen erreichte uns dann auch eine Stellungnahme von Mesopotamia, in der von einem Erfttaler Militärgruß die Rede ist. Beide Texte hier im Wortlaut:

SG Erfttal:

"Wir als Familie Anadolu 98 möchten zum heutigen Spielgeschehen Stellung nehmen. Mit ca. 700 Zuschauern war es eine gigantische Kulisse für beide Seiten. Die Spieler unter sich sind sehr fair miteinander umgegangen. Beide Zuschauerseiten haben sich vor allem in der zweiten Halbzeit gegenseitig provoziert, vergleichbar mit einer Derby-Stimmung. Nach dem das Spielergebnis (61. Minute 3:0 für Anadolu gegen zehn Spieler mit null Torchancen) schon klar war, hat sich Mesopotamia zurückgezogen.

Jetzt stellt sich doch die Frage, fair gelaufen und trotzdem zurückgezogen? Lief da was schief? Hatte eine Mannschaft die Absicht die Lage zu eskalieren? Über Social Media über Fairness und gegen Diskriminierung kann heutzutage jeder posten! Ich zitiere die Rufe aus der Fanseite von Mesopotamia: "Sehitler Ölür Vatan Bölünür" (nutze bitte Google Übersetzer), "Apo", "Abdullah Özcalan" (EU-weit als Terrorist eingestuft), "Hur**söhnee" "Ich f*** deine Mutter" etc. Im Anschluss sollte man sich nicht wundern, dass auch die Türken-Seite provoziert. Lass doch einfach weiter Fußball spielen! Lass doch die Fans unter sich austauschen und wir setzen ein Zeichen für Fairness!

Schade, dass Mesopotamia die einzige Möglichkeit in einem Mannschafts-Rückzug gesehen hat, um noch die Niederlage als Profit "darzustellen". Wir als Anadolu möchten Fussball spielen und diese Plattform nicht für politische Auseinandersetzungen anbieten. Heutzutage kann man sich für eine Demo bei der Polizei anmelden und auf die Straße gehen und nicht auf den Fußballplatz! Und übrigens haben wir die Polizei kontaktiert, damit jeder in Ruhe das Spiel verfolgen kann. Über Fairplay sprechen und das Spiel für Propaganda-Zwecken nutzen ist ein Widerspruch.

Abschließend möchte ich einen objektiven Kommentar veröffentlichen - bildet einfach eure eigene Meinung. Wir wollen nur Fußball spielen.

Team Anadolu 98"


KSV Mespoptamia Grevenbroich:

"Hiermit möchten wir Stellung zum Spiel gegen SG Erftal/ Anadolu 98 nehmen. Als aller erstes möchten wir uns bei unseren Zuschauern, Spielern, den Schiedsrichtern und der Polizei bedanken. Vor allem, dass unsere Zuschauer und Spieler in jeder Situation ruhig geblieben sind und sich nicht haben provozieren lassen. Auch nicht durch die rassistischen Chöre der Zuschauer der Gegenseite.

Jetzt zu dem Grund des Abbruchs: Wir als Verein heißen jeden Menschen, egal welcher Herkunft oder Religion, willkommen. Aber der Torjubel der SG Erftal/ Anadolu98 hat uns gezwungen, das Spiel abzubrechen. Der Militärgruß der Spieler der SG Erftal hat auf einem Sportplatz nichts verloren. Dies hat der Schiedsrichter auch gesehen. Wir betonen nochmals: Auf einem Fusballplatz im Sport allgemein haben Rassismus, Gewalt und Diskriminierung nichts verloren! Egal ob das Spiel gegen uns gewertet wird oder nicht."
In einer zweiten Stellungnahme legte der Verein am Nachmittag noch einmal nach:
"In den vorigen Tagen wurde weltweit intensiv über den Militärgruss von türkischer Seite diskutiert. Wir als Verein, der Menschen unabhängig ihrer Herkunft und Religion willkommen heißt, stehen für einen friedlichen Umgang miteinander. Leider kam es bei dem gestrigen Spiel zu vielen rassistischen Sprechchören von Fanseite der Gegner. Dies wurde leider dadurch gekrönt, dass die Mannschaft von Anadolu nach einem Torjubel per Militärgruss gejubelt hat. Dieser Militärgruss der Spieler von Anadolu hat auf einem Sportplatz nichts verloren. Dies hat der Schiedsrichter auch gesehen und die Polizei hat durch die Aufnahmen alles auf Video.

Nachdem der Schiedsrichter in der 61. Spielminute, nach einem kurzen Zögern, einem Spieler, der salutiert hat, die gelbe Karte gezeigt hat , haben WIR das Spiel abgebrochen. Ich habe unsere Spieler gebeten in Ruhe den Platz Richtung Kabine zu verlassen. Den Einsatzleiter habe ich gebeten, unsere Zuschauer, darunter viele Frauen und Kinder Richtung Ausgang zu begleiten. Was auch geschehen ist.

Ein paar Beispiele der Sprechchöre schon zu Beginn , mit dem Inhalt "Jeder Türke wird als Soldat geboren , oder die der Isis "Allahu ekber.... " , Wolfsgrüße der faschistischen MHP und vieles mehr, haben auf einem Fußballplatz nichts verloren. Dies haben wir auch alles auf Video, die Polizei hat ebenfalls diese Aufnahmen.

Unsere, zum größten Teil jungen Spieler waren ab der erstenSpielminute solchen Diskriminierungen und Beleidigungen ausgesetzt, dass ein Fußballspielen unmöglich war. Auf den Videos ist auch zu sehen, wie Zuschauer und ein paar Spieler nach dem Abbruch auf unsere Seite gelaufen sind und versucht haben, unsere Zuschauer anzugreifen. Nach dem Spielabbruch unsererseits haben wir ein kurzes Gespräch mit den Schiedsrichtern geführt, diesbezüglich folgt noch ein Sonderbericht der Schiedsrichter, den wir dann gerne nach Rücksprache mit dem Verband vorlegen können.

Und nochmal !Der Abbruch hat überhaupt nichts mit dem 0:3-Rückstand zu tun. Im Hinspiel auf eigenem Platz haben wir auch 0:4 verloren, und es kam nicht annähernd zu so einer Situation wie gestern. Egal wie sich der FVN/Sportgericht entscheidet: Es geht hier nicht um die drei Punkte. Es geht darum, dass wir nicht zulassen werden, dass sportliche Ereignisse zu rassistischen, diskriminierenden, und gewaltverherrlichenden Zwecken genutzt werden.

Es wäre schön gewesen , wenn die Verantwortlichen aus Erftal versucht hätten, solche Sprechchöre von Anfang an zu unterbinden. Oder zumindest die Spieler darauf hingewiesen hätten , auf das Zeigen des Wolfgrußes und das Salutieren zu verzichten. Was dem Anschein nach nicht geschehen ist. Wir betonen nochmals: Auf einem Fusballplatz im Sport allgemein hat Rassismus , Gewalt und Diskriminierung nichts verloren!

Wir hoffen, dass der Verband gerecht gegen die Akteure vorgeht. Wir als KSV Mesopotamia stehen zur Aufklärung zur vollen Verfügung und unterstützen sowohl Verband als auch Polizei bei der Aufarbeitung des gestrigen Geschehens. Wir hoffen auf eine klare Antwort gegen Rassismus und Gewalt!"


Aufrufe: 018.10.2019, 18:40 Uhr
FuPaAutor