2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Bjarne Rogall fühlt sich wohl bei Tennis Borussia Berlin. Obwohl der Ex-Rathenower auch dort nicht die unumstrittene Nummer eins ist. Foto: Harzmann
Bjarne Rogall fühlt sich wohl bei Tennis Borussia Berlin. Obwohl der Ex-Rathenower auch dort nicht die unumstrittene Nummer eins ist. Foto: Harzmann

"Sowas habe ich in diesem Umfang noch nicht erlebt"

Nach über sechs Jahren Brandenburg: Bjarne Rogall schloss sich im Winter Tennis Borussia Berlin an. Es war eine "Jetzt oder nie"-Entscheidung, die ihm wahrlich nicht leicht gefallen ist.

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Bjarne Rogall

Trainingslager überstanden, seit einigen Wochen zurück in Berlin. Wie waren Ihre ersten Eindrücke vom Team?

Trainingslager überstanden, unfassbar viel trainiert. Aber ich hätte von den Jungs, Trainern und dem Präsidium nicht besser empfangen werden können. Hier herrscht eine tolle Atmosphäre und ich fühle mich sehr wohl!

Das klingt positiv, mittlerweile ist aber nicht nur das Trainingslager vorbei, auch die ersten beiden Spiele sind absolviert. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Die Stimmung ist super. Gerade der Sieg am Wochenende hat uns gezeigt: Wenn wir hart arbeiten, konzentriert sind und die Dinge aus dem Training umsetzen, ist es schwer, gegen uns zu bestehen.

Zu einem Sieg gehören immer zwei Seiten. Die Offensive und die Defensive. Diesmal haben Sie die Vordermänner dirigiert. Ein gutes Gefühl wieder im Kasten zu stehen?

Ja, ich habe das vermisst. Nach den unzähligen Trainingseinheiten und Testspielen wieder Punktspiele zu bestreiten, ist ein schönes Gefühl.

In der Hinrunde hat Ertugrul Aktas zu überzeugen gewusst. Gibt es eine interne Reglung zu den Spielzeiten oder gibt es eine klare Nummer 1?

Es gibt eine interne Regelung. Das hat uns der Trainer im Vertrauen gesagt und das kann ich leider nicht erzählen. Wir pflegen untereinander ein gutes Verhältnis und führen einen gesunden Konkurrenzkampf. Jeder steht in der Pflicht, jeden Tag sein Bestes zu geben, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Sind Sie zufrieden mit der Regelung? War es Ihnen schon vor dem Wechsel klar, dass Sie nicht jedes Spiel bestreiten?

Ich gehe positiv mit der Regelung um, versuche einfach jeden Tag mein Bestes zu geben und an meinem Schwächen zu arbeiten. Ich bin den ganzen Wechsel relativ entspannt angegangen - ich hatte TeBe schon in der Oberligasaison mit Rathenow bewundert und war ein kleiner Fan, deshalb bin ich froh jetzt dabei zu sein und dem Team helfen zu können.

Wie kommt die Begeisterung zu Tennis Borussia?

Ich habe in der C- Jugend unter Andreas Beese hier gespielt. TeBe ist ein großer, traditioneller Verein mit hohen Ansprüchen und professionellen Umfeld. Ich denke, für die meisten Berliner Spieler etwas Besonderes.

Von Tennis Borussia hat es Sie nach Brandenburg verschlagen. War der persönliche Aufstieg von der Brandenburgliga bis in die Regionalliga eine Bestätigung ihrer Leistung?

Es war auf jeden Fall eine schöne Zeit und Reise. Es gab keine Station, bei der ich gesagt hätte: "Das musste jetzt nicht unbedingt sein“. Optik war natürlich etwas ganz Besonderes für mich und es fiel mir wirklich schwer zu Herrn Kahlisch zu gehen und zu sagen: Herr Kahlisch, wirklich Danke für alles, wir hatten so schöne Zeiten, aber ich würde gern nochmal etwas Neues machen.

Hingen die Wechselgedanken auch damit zusammen, dass Luis Zwick Ihnen so langsam aber sicher den Rang zwischen den Pfosten abgelaufen hat?

Nein, es ist doch ganz normal, dass Konkurrenzkampf herrscht - gerade auf meiner Position. Wenn die ersten Spiele nicht so laufen, wie man sich das erhofft. Ich hatte dort eine besondere Situation, habe dort auch von Montag bis Freitag eine 40 Stunden Woche im Büro gehabt. Es war die perfekte Situation für mich mit Luis, daher habe ich mir gesagt: „Jetzt oder nie“.

Sie habent nebenbei für den Verein gearbeitet?

Nein, ich habe dort beim Steuerberater gearbeitet. Morgens ins Büro bis 16:45 Uhr, nachmittags Training, jeden Tag. Samstag Training, Sonntag Spiel. Es war einfach eine Grenze erreicht, ich war nach dreieinhalb Jahren echt erschöpft. Ich wohne in Lichterfelde, d.h. ich bin jeden Tag zwei Stunden hingefahren und abends den gleichen Weg auch zurück.

Es ist nicht typisch in der Regionalliga, noch einer regulären Arbeit nachzugehen. Mussten Sie oder wollten Sie das machen?

Ich wollte das machen. Optik, gerade in Person von Herrn Kahlisch, hat das auch begrüßt - es ist ihm besonders wichtig, dass die Jungs weiterhin studieren, zur Schule gehen oder in meinem Fall arbeiten gehen.

Auf der einen Seite ist das natürlich weitergedacht, aber ist das auch ein Grund gewesen, warum Optik in der Regionalliga so schwach dasteht?

Da würde ich zustimmen - sicherlich gibt es auch noch andere Faktoren. Ich denke, Tennis Borussia würde im Falle eines tatsächlichen Aufstieges so etwas nicht passieren.

Warum? Sind die Strukturen dort professioneller?

Ja! Sowas habe ich in diesem Umfang, Art und Weise noch nicht erlebt.

Muss der Verein mit diesen Strukturen und auch der Qualität im Kader eigentlich in der Regionalliga spielen, bzw. ist es das Ziel in dieser Saison den Aufstieg zu schaffen?

Ja klar, jetzt wollen wir am Ende auch an der Spitze stehen. Unser Präsident hat das schon treffend formuliert: „Wir sind jetzt an der Reihe!“

Präsident ist ein gutes Thema. Vom ruhigen Rathenow zum turbulenten Tennis Borussia. Vor allem Herr Redlich steht in der Schusslinie einiger Mitglieder und/oder Fans. Seit der Mitgliederversammlung herrscht Eiszeit. Wie viel haben Sie als Spieler davon mitbekommen und hat es möglicherweise abgelenkt?

Wir haben das mitbekommen, waren ja auch auf der Mitgliederversammlung. Ich bin zu frisch im Verein, um mir ein faires und objektives Urteil bilden zu können. Persönlich finde ich es nur sehr schade. Die Fans im Rücken könnten Spiele entscheiden. Über unseren Präsidenten kann ich auch kein schlechtes Wort verlieren, er ist sehr emotional und aktiv dabei, will am Ende Tennis Borussia ganz oben sehen. Er fordert uns, schwört uns ein und kümmert sich um uns.

Die Fragen stellte Marcel Peters.

Spielerprofil: Bjarne Rogall

Am Freitag tritt Tennis Borussia Berlin beim Greifswalder FC an. Das Spiel ab 20 Uhr live verfolgen: TICKER

Aufrufe: 07.3.2019, 07:50 Uhr
Marcel PetersAutor