2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Michael Junker hat weiterhin seinen festen Platz auf der Trainerbank in Weimar.
Michael Junker hat weiterhin seinen festen Platz auf der Trainerbank in Weimar. – Foto: © Sportfotos Ostthüringen

„So aufhören, geht nicht…“

Der SC 1903 Weimar ist - als Thüringenliga-Dino - der Verein im Freistaat mit den meisten Verbandsliga-Jahren.

26 Spielzeiten stehen für den SC 1903 in der Ewigen Tabelle der Thüringenliga von FuPa Thüringen. Bei mehr als einem Drittel war Michael Junker verantwortlicher Trainer an der Seitenlinie. Er geht in sein 10-jähriges Jubiläum auf dem Lindenberg.

Der SC 1903 Weimar verkündete vor Kurzem, dass Michael Junker für die erste und René Gerlach für die zweite Mannschaft weiter die sportliche Verantwortung in der Saison 2021/22 tragen. Junker kam 2012/13 vom FC Carl Zeiss Jena auf den Weimarer Lindenberg. Nun geht er in seine zehnte Saison beim Sportclub, den er seitdem in der Verbandsliga hielt. Angst vor einem möglichen Abstieg in der kommenden Mammut-Spielzeit mit wohl 19 - vielleicht sogar 20 Teams - hat der 52-Jährige aber nicht: „Wir haben es doch in der eigenen Hand. Natürlich ist es brutal, wenn am Ende sechs oder sieben Vereine absteigen werden. Doch das war ja letzte Saison schon ähnlich. Ich denke wir werden sportlich in der Lage sein in der oberen Hälfte bzw. dem sicheren Mittelfeld einzukommen“, zeigt er sich mit Blick auf die neue Spielzeit motiviert.

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Dabei muss der sympathische Übungsleiter eingestehen, dass die Corona-Zeit auch bei ihm zu Motivationsschwankungen geführt hat. „Natürlich fehlen einen so alltägliche Sachen wie mal Essen zu gehen oder sich mit Freunden zu treffen. Es gab Momenten, wo ich auch darüber nachgedacht habe, ob es weitergehen soll. So viel Zeit am Wochenende zu haben, kannte ich nicht. Das löst schon was aus. Doch so aufhören, geht auch nicht. Ich will schon noch was reißen“, spricht Junker über die letzten fußballlosen Monate.

Und zugleich hört man in jedem Wort die wiedererstarkte Motivation mit Blick auf die Zukunft heraus. Aus den eigenen A-Junioren drängen viele gute Talente in den Männerbereich. „Ich habe viele Gespräche mit den jungen Spielern geführt. Sie wollen alle bei der Stange bleiben und sind motiviert den Sprung in die Thüringenliga zu schaffen. Wir haben weiter nicht das finanzielle Potential wie andere Vereine in der Liga. Doch wir waren in der Vergangenheit gelassen und immer gut aufgestellt. Unser Weg ist es weiter auf junge Spielern aus der Weimarer Region zu setzen. Da sind schon in der Vergangenheit gute Kicker wie Hannes Boden, Marc Bisselik, Denis Jäpel oder Frederik Windhauer nachgerutscht. Diese Jungs haben gezeigt, wie es funktionieren kann. Natürlich hoffe ich auch, dass ein paar Haudegen mir weiter zur Seite stehen“, spricht Michael Junker zum Personal auf dem Lindenberg. Mit Lucas Laue musste Junker einen etablierten Kicker im letzten Winter nach Bad Berka ziehen lassen. Hingegen stößt Benito Granert nach einer Zeit in Baden-Württemberg wieder zur Mannschaft (wir berichteten). „Wenn Benito bei uns in der Kabine sitzt - auch nur für ein oder zwei Monate - freue ich mich riesig. Er ist menschlich einfach sensationell“, sagt der Weimar-Trainer und hat Granerts Hintergedanken zu einem Auslandssemester im Hinterkopf.

Die starken A-Junioren der SG Weimar/Kromsdorf absolvierten zum Stand des Saisonabbruchs gerade mal vier Partien, die bei 31:4 Toren allesamt gewonnen worden. „Sie haben eine sehr gute und intakte Mannschaft, denen in der Abbruchsaison vielleicht was Großes genommen wurde“, so Michael Junker mit Blick auf den letzten A-Junioren-Jahrgang, der fast zu 100 Prozent nun in den Männerbereich rutscht. Junker verspürt große Lust diese Jungs im Wechselspiel mit der zweiten Mannschaft heranzuführen. Diese Fähigkeit zeichnet den 52-Jährigen schon seine ganze Trainerlaufbahn aus. Schon beim FC Carl Zeiss Jena II bot er Talenten ein Sprungbrett. Dies kennzeichnet nun Jahr für Jahr auch seine Arbeit auf dem Weimarer Lindenberg. Zur besseren Integration der jungen Talente könnte sich Junker zudem eine Erweiterung des Trainerteams vorstellen. Denn Co-Trainer „Pabster“ (Anm. d. Red. Stephan Pabst) „soll sich auf sein Spiel konzentrieren, wenn er auf dem Feld steht“.

Bei aller Motivation und Vorfreude, sind aber auch ein paar Fragezeichen bei Junker in den letzten Monaten geblieben: „Ich freue mich darauf mit den Jungs zusammenzuarbeiten. Ob dann alle am ersten Trainingstag da sind und sagen 'Trainer ich bin bereit' wird man sehen. Auch sie hatten viel freie Zeit und haben vielleicht Vorzüge darin erkannt - was ich natürlich nicht hoffe.“ Große Sorgen macht sich der SC-Coach zudem über den Fußballnachwuchs im Allgemeinen. „Ich hoffe, dass die Kinder wieder regelmäßig auf den Platz kommen und ihrem Hobby nachgehen dürfen. Der ein oder andere hat sich vermutlich in der langen Pause andere Beschäftigungen gesucht“, befürchtet Junker und setzt gleichzeitig einen politischen Appell.

Aufrufe: 05.5.2021, 20:00 Uhr
André HofmannAutor