2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Baris Gündüzer kam von Hertha BSC über den BAK nach Wilmersdorf.
Baris Gündüzer kam von Hertha BSC über den BAK nach Wilmersdorf. – Foto: Mehmet Dedeoglu Dedepress

"Sie haben sehr viel für mich getan, privat oder sportlich"

Baris Gündüzer spielt seit zwei Jahren in Wilmersdorf. Nach seiner Ausbildung bei Hertha BSC hatte er sich große Hoffnungen gemacht den Sprung zu schaffen, nach dem Erreichen einer Grenze fand aber ein Umdenken stattgefunden.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Baris Gündüzer

Baris, 19 Einsätze in der letzten Saison, am Ende mit Wilmersdorf auf Platz 8 eingelaufen. Kann man damit zufrieden sein?

Die niedrige Einsatzzahl ist dem geschuldet, dass ich mich im zweiten Rückrundenspiel verletzt habe und es sich aufgrund falscher Arztdiagnosen in die Länge gezogen hat. Ich habe dennoch zum Ende der Saison ein paar Kurzeinsätze mitnehmen können.

Mit dem 8. Platz kann man definitiv nicht zufrieden sein, erst Recht nicht nach solch einer starken Hinrunde, wo wir die beste Abwehr gestellt hatten. Dann hatten wir aber leider sehr viel Verletzungspech innerhalb der Mannschaft, was nicht als Ausrede gelten soll, das hat uns stark geschwächt.

Lässt man sich dann irgendwann auch hängen, weil man weiß, es gibt keine sportlichen Ziele mehr zu erreichen?

Wenn es rechnerisch nicht mehr möglich ist und man im Mittelfeld rumschwimmt fehlt natürlich der nötige Reiz, dennoch war unsere Mannschaft immer bereit alles zu geben.

Zur kommenden Saison bekommt Fatih Polat auf der Trainerbank Unterstützung. Wie verfolgst du das Geschehen. Bleibst du bzw. wovon hängt deine Entscheidung ab?

Es ist, glaube ich, ein interessantes Trainer-Duo mit eigener Spielererfahrung in höheren Ligen. Den neuen Trainer durfte ich auch schon kennenlernen. Es waren gute Gespräche die mir klar und deutlich machten, was das neue Duo nächstes Jahr sehen und haben will. Und mit Fatih Polat arbeitet man einfach nur gerne, ein super Typ auf dem und außerhalb vom Platz.

Die Ligaeinteilung ist noch nicht offiziell bestätigt, aber von der Idee, vom Kader - kann man Wilmersdorf im nächsten Jahr zu den Aufstiegskandidaten zählen?

Das ist schwer zu sagen, da die anderen Mannschaften ja auch aufrüsten werden. Ich denke aber schon, dass wir in der oberen Tabellenhälfte einlaufen werden. Ob es dann für ganz oben reicht werden wir sehen. Wichtig wird sein, sich mit dem neuen Kader so schnell wie möglich zu finden und harmonieren.

Wie ordnest du generell das Niveau der Landesliga an. Gibt es große Unterschiede innerhalb der Liga und wie siehst du es mit der Erfahrung, die du auch in der Regionalliga gesammelt hast?

Ich glaub nicht, dass so große Unterschiede zwischen den Mannschaften in der Liga vorhanden sind, das Niveau im Generellen ist auch ganz okay. Es ist nicht so robust und temporeich wie die Regionalliga, aber da liegen ja Trainingsintensitäten zwischen. Statt sechs bis sieben Mal die Woche trainiert man halt nur zwei oder drei Mal.

Warum spielst du mittlerweile „nur noch“ Landesliga. Hat die Regionalliga für dich keinen Reiz mehr gehabt, hast du nicht die Chance gesehen noch einen Platz im Profisport zu ergattern?

Nach einigen Jahren in der Regionalliga und mit meinen dann schon 24 Jahren wollte ich mir einfach ein sicheres Leben für die Zukunft aufbauen. Ich habe eine Ausbildung angefangen, aber wollte nicht ganz aufhören mit dem Fußball. Dank Timo Szumnarski, den ich vom BAK kannte und der den Posten des sportlichen Leiters beim Wilmersdorf übernommen hatte, hat sich das bei Wilmersdorf ergeben.

War es ein schwerer Schritt, den Traum vom Profifußball hinter sich zu lassen?

Schwer nicht unbedingt. Ich habe dank dem Fußball vieles erleben dürfen, aber ich werde den Schritt mich ins private Leben einzugliedern nie bereuen, da mir das Gründen einer eigenen Familie dann doch wichtiger war, als meinen eigenen Traumberuf weiterzuverfolgen.

Wie groß waren die Hoffnungen, als einer von wenigen den großen Schritt zu packen und ab wann merkt man, dass es nicht klappt?

Eine genaue Grenze würde ich nicht unbedingt setzen, da es immer noch Ausnahmen gibt, die es dann noch mit 24 oder 25 Jahren packen. Ich persönlich hatte mir Kopf eine Grenze gesetzt gehabt und habe, als diese mit 24 überschritten war, den Schritt zurück gemacht. Hoffnungen derjenige zu sein, der es packt, sind immer groß. Bei jedem Einzelnen denk ich. Aber man darf nie vergessen wie beliebt die Sportart Fußball ist und wie viele „Konkurrenten“ du erstmal in deinem Jugendbereich schon hast, die in deinem Alter sind, die ebenfalls den Traum haben es zu packen. Also von deinem Jahrgang aus Deutschland schaffen es vielleicht, wenn es hochkommt, 20-30 Spieler die in Deutschland ausgebildet werden. Mittlerweile fangen die Top-Klubs ja schon ab der U13/U15 an, sich auch Spieler von außerhalb anzugucken und zu locken. Es wird also nicht einfacher.

Verfolgst du noch von einigen Spielern den Weg, gibt es Beispiele die es geschafft haben und vor allem hättest du bei denen auch erwartet, dass sie es schaffen?

Ich verfolge fast jeden meiner damaligen U17/U19 Mitspieler. Ich muss zugeben, dass es relativ viele geschafft haben, mit denen ich bei Hertha BSC spielen durfte, große Überraschungen gab es aber nicht. Nico Schulz, überragende Dynamik und Schnelligkeit, sehr guten linken Fuß. John Brooks auch allein schon von seiner Statur her ein geborener Innenverteidiger, dazu kommen halt noch seine Kopfballstärke und sein Spielaufbau. Das sind jetzt die Beispiele die mir auf die Schnelle einfallen. Aber überraschend nicht schaffende Talente gab es für mich auch wie z.B. Atakan Yigitoglu, Roussel Ngankam und Maxi Obst.

Wie sieht deine Zukunft aus. Landesliga und Wilmersdorf oder kannst du dir auch etwas Anderes vorstellen?

Ich fühle mich extrem wohl bei Wilmersdorf. Ich muss zugeben, sie haben auch sehr viel für mich getan, sei es privat oder auch im sportlichen Sinne. An dieser Stelle muss ich mich nochmal offiziell beim Präsidenten Hamudi Mansour und dem sportlichen Leiter Timo Szumnarski bedanken. Vorstellen kann ich mir höchstens noch Berlin-Liga, aber dann mit Wilmersdorf.

Aufrufe: 019.6.2019, 08:26 Uhr
Marcel PetersAutor