2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
SG Dernbach/Wommelshausen - erst Sieger des Bad Endbacher Großgemeindeturniers, dann "Corona"-Meister der Kreisliga A Biedenkopf: (hinten, von links): Marcel Jung, Christian Rink, Christopher Runkel, Nils Hermann, Stefan Rink, Jonas Mankel, Thomas Klein, Felix Heinze; (mittlere Reihe, von links) Benjamin Bender (Spielertrainer), Hakan Özogul, Daniel Maser, Manuel Studer, Waldemar Asmus, Hendrik Czech, Yaroslav Obidiuskyy, Lukas Berberich, David Hild, Janik Berberich (Co-Spielertrainer); (vorne, von links) Usama Awan, Tim Schulz, Christian Maser, Keven Otto, Lars Hinter, Patrick Seip, Michael Giritschew, Daniel Hake. Es fehlen: Julian Rausch, Tobias Assmann, Ömer Kurt, Michael Kraft, Artur Pleis. 	Foto: SG Dernbach/Wommelshausen
SG Dernbach/Wommelshausen - erst Sieger des Bad Endbacher Großgemeindeturniers, dann "Corona"-Meister der Kreisliga A Biedenkopf: (hinten, von links): Marcel Jung, Christian Rink, Christopher Runkel, Nils Hermann, Stefan Rink, Jonas Mankel, Thomas Klein, Felix Heinze; (mittlere Reihe, von links) Benjamin Bender (Spielertrainer), Hakan Özogul, Daniel Maser, Manuel Studer, Waldemar Asmus, Hendrik Czech, Yaroslav Obidiuskyy, Lukas Berberich, David Hild, Janik Berberich (Co-Spielertrainer); (vorne, von links) Usama Awan, Tim Schulz, Christian Maser, Keven Otto, Lars Hinter, Patrick Seip, Michael Giritschew, Daniel Hake. Es fehlen: Julian Rausch, Tobias Assmann, Ömer Kurt, Michael Kraft, Artur Pleis. Foto: SG Dernbach/Wommelshausen

»Selbst die Konkurrenten haben gratuliert«

KLA BIEDENKOPF: +++ Der neue Spielertrainer Benjamin Bender und sein „Co“ Yanik Berberich führen die SG Dernbach/Wommelshausen zur A-Liga-Meisterschaft +++

Verlinkte Inhalte

Dernbach/Wommelshausen. Im Jahr 2002 legten der RSV Wommelshausen und der SV „Flottweg“ Dernbach ihren Spielbetrieb zu einer Fußball-Spielgemeinschaft zusammen. 18 Jahre später feiern die Kicker aus den Bad Endbacher Ortsteilen ihren bisher größten Erfolg. Nach der pandemiebedingt elf Spieltage vor Schluss abgebrochenen Saison der Kreisliga A Biedenkopf wurde Tabellenführer SG Dernbach/ Wommelshausen zum Meister und Aufsteiger in die Kreisoberliga Nord erklärt.

Die Meister- und Aufstiegsentscheidung fiel letztlich am „grünen Tisch“ des Hessischen Fußballverbands. Dass die Entscheidung richtig ist, zweifelt niemand in den Reihen des künftigen Kreisoberligisten an. Und das nicht nur, weil man den besten Angriff und die sicherste Deckung stellte (52:20 Tore) oder weil man die meisten Punkte (37) holte. „Selbst die Konkurrenten haben uns allesamt gratuliert und den Titel als verdient eingestuft“, freut sich Dennis Heicke, Spielausschusschef des SV Dernbach. Sein Wommelshäuser Amtskollege Lars Hinter findet sogar, „dass der Aufstieg zeigt, wie gut beide Vereine miteinander harmonieren und was alles entstehen kann, wenn man ganz ohne Druck in eine Saison geht“.

Jene Saison begann mit der Trainerwahl. Yanik Berberich, höherklassig erfahrener Toptorjäger mit Wommelshäuser Wurzeln, schlug Benjamin „Benny“ Bender vor. Der 31-jährige Mittelfeldallrounder des Verbandsligisten FV Breidenbach war nicht abgeneigt. Jonas Mankel, Vorsitzender des SV Dernbach, gestaltete den Erstkontakt und war begeistert. „Bereits nach dem ersten Gespräch war für mich klar, dass wir Benny unbedingt als Spielertrainer für uns gewinnen müssen. Er wollte ins Trainergeschäft einsteigen. Aus dem folgenden persönlichen Treffen mit Bender ging Mankel tief beeindruckt: „Bennys Begeisterung für den Fußball war ansteckend. Und er zeigte sich auf unsere Spielgemeinschaft absolut perfekt vorbereitet, indem er auf der Basis dieses Wissens konkrete Fragen hatte. Seine fehlende Trainererfahrung hat uns überhaupt keine Bedenken bereitet“, erinnert sich Mankel. Den Co-Spielertrainer sollte schließlich Benders Freund und früherer Mitspieler Yanik Berberich geben.

Wie aber konnte im rund 280 Einwohner zählenden Dernbach und in Wommelshausen, wo etwa 900 Seelen leben, ohne größere Sponsoren eine Meisterelf entstehen, die sich vorwiegend aus Eigengewächsen und Kreisligaspielern rekrutierte und die niemand als Titelträger auf dem Zettel hatte? „Mir war klar, dass Benny der geborene Trainer ist. Und ich habe registriert, dass man bei uns im Vorstand, im Spielausschuss und in der Mannschaft Bock darauf hatte, sich zu verändern“, erklärt Yanik Berberich. Was dies bedeutete, wurde rasch klar. Bender forderte nicht etwa kostspielige Zugänge, sondern eine Verbesserung der Infrastruktur. An scheinbar belanglosen Komponenten, wie einem gemeinsamen Trainingslager, einer Taktiktafel, neuen Bällen und besserer Ausstattung, wuchs der ganze Verein. Plötzlich war Zug drin, der ansteckend auf alle Ebenen wirkte. „Wir sind in vielerlei Hinsicht gewachsen, aber dieser Prozess ist noch längst nicht beendet“, beobachtet Bender, der sich nicht anmerken ließ, dass er selbst als Spielertrainer noch auf der Suche nach einem eigenen Profil war. „Dabei hat es mir die Mannschaft mit ihrem vorbildlichen Trainingseifer und dem immer vorhandenen Willen, lernen zu wollen und offen für Neues zu sein, leichter gemacht“, gesteht der in Herborn lebende Mechatroniker.

Zweistündige, extrem intensive Trainingseinheiten, sehr starke Testspielgegner aus höheren Klassen sowie Videoaufarbeitung aller Spiele waren Neuland. Und die Mannschaft ließ sich begeistert darauf ein. Als Beispiel für Letzteres gilt unter anderem, wie man die eigene Anfälligkeit bei langen Bällen des Gegners ablegte. „Neben einem verbesserten Rückzugsverhalten der ganzen Mannschaft waren es wir Stürmer, die durch viel Laufarbeit diese Bälle oft schon im Keim erstickten“, weiß Yanik Berberich. Für seine persönliche Entwicklung weg von Undiszipliniertheiten und Einzelaktionen, hin zu mehr Verantwortungsgefühl auf und neben dem Platz, sieht er seinen Freund Benny Bender als entscheidend an. Fünf der ersten sechs Partien gewann die SG Dernbach/ Wommelshausen, dazwischen lag eine 0:2-Niederlage bei Türk Gücü Breidenbach. „Damit war aber auch erst der Anfang gemacht. Ich wusste, dass es zwei, drei Monate dauern würde, bis klar sein würde, ob und wie die neue Dreierkette in der Abwehr funktioniert und wie groß die taktische Disziplin sein würde“, kommentiert Bender. Die Disziplin hat es Dennis Heicke angetan. „Obwohl es ganz klar unsere Stärke war, wie gleichermaßen strukturiert wir verteidigen und angreifen und wie gut das Positionsspiel ist, haben wir uns eine hohe taktische Flexibilität bewahrt. Viele Spieler konnten mehrere Positionen spielen, die waren regelrechte Positionsschlampen“, schmunzelt Heicke.

Klassekeeper Keven Otto, Stefan Rink, Benny Bender, Christian Maser, Yanik Berberich, Thomas Klein und Nils Hermann wurden zu einer echten Achse. Drei Leute kamen auf der „Sechs“ zu Einsätzen. Sechs, sieben Akteure pushten sich gegenseitig im Kampf um die Plätze im Zentrum oder auf den Außenbahnen in beide Richtungen. Und vorne wussten neben dem 22 Mal erfolgreichen A-Liga-Torschützenkönig Yanik Berberich auch Christian Maser, Daniel Hake und Julian Rausch, wo das gegnerische Tor steht und wie man dem Kameraden Bälle auflegt.

Spätestens die gelungene und mit hoher Trainingsbeteiligung angereicherte Wintervorbereitung zeigte, dass die SG reif für den Titel ist. Ein Ausruhen war auch bei den Spielertrainern niemals angesagt. Yanik Berberich beispielsweise steuerte am 13. Oktober beim 5:1-Heimsieg über den FSV Buchenau vier Treffer bei. Bender, den alle Welt für seine Akribie und seinen Fleiß lobt, ließ dem am 10. November beim 5:2 über die SG Holzhausen/Steinperf ebenfalls einen Viererpack folgen. „Ich bin mir sicher, dass wir auch Meister geworden wären, wenn die Saison bis zum Schluss weitergegangen wäre. Wie meine Jungs mitgezogen und welchen massiven Willen sie gezeigt haben, um sich zu verbessern, macht mich stolz. Weil uns der Vorstand Vertrauen und Freiraum gewährt, mache ich mit einer Mannschaft in der Kreisoberliga weiter, mit der wir nicht absteigen werden. Die neue Liga ist für uns keinesfalls ein Abenteuer, sondern eine Weiterentwicklung“, betont Bender. Kein einziger Spieler verlässt den Verein, auch wenn Yanik Berberich in der neuen Runde berufs- und wohnortbedingt nur noch eingeschränkt spielen und trainieren kann. Mit Dominik Pfeiffer kommt vom FV Breidenbach ein verbandsligaerfahrener Defensivspezialist zurück in die Heimat. Youssef Es Saidi und Norman Boos kommen vom SSV Endbach/Günterod, Fabian Staus vom SSV Bottenhorn, Marcel Simon von der SG Mornshausen/Erdhausen und Johan Seip aus der A-Jugend der JSG Obere Salzböde. Während der RSV Wommelshausen überregional bisher noch nicht auf sich aufmerksam machen konnte, ist der Name SV Dernbach durchaus über die Kreisgrenzen hinaus aus der Zeit in den 1970er- und 80er-Jahren in der seinerzeit dritthöchsten hessischen Spielklasse bekannt. Die „Enkel“ der Seipp, Dziuba, Eichert, Mankel und Co. wollen nun für Furore sorgen. Turnusgemäß wechselt der Name der Spielgemeinschaft. Aus Dernbach/Wommelshausen wird zur neuen Saison Wommelshausen/Dernbach. Was den Teamgeist auf dem Platz und der Harmonie beider Vereine neben dem Platz keinen Abtrag tut. „Die Euphorie ist groß. Viele Fans werden zu den Heimspielen kommen und sie sind auch neugierig auf die Auswärtsfahrten“, wissen Lars Hinter und Dennis Heicke. Blauäugig sind die beiden Spielausschussleute aber auch nicht. „Zweimal Eintritt kassieren, mitunter getrennte Spiele auswärts in der Kreisoberliga für die Erste und in der B-Liga für die Reserve. Dazu eine aufwändigere Logistik im ganzen Verein. Das wird nicht leicht, aber wir kriegen das gemeinsam gebacken“, sind Heicke und Hinter optimistisch. Und dass man bei der SG Wommelshausen/Dernbach bereit ist, sich auf und neben dem Platz weiter zu entwickeln, hat die Vergangenheit ja eindrucksvoll demonstriert. Benny Bender hat das sowieso getan und seinem noch jungen Trainerprofil erste sichtbare Konturen verpasst. Angst und Bange ist in den beiden Bad Endbacher Ortsteilen vor der neuen Herausforderung Kreisoberliga wahrlich niemandem.



Aufrufe: 020.7.2020, 15:00 Uhr
Rainer Maaß (Hinterländer Anzeiger)Autor