2024-04-25T14:35:39.956Z

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2018 verpasste Markus Dierks (rechts) mit dem SV Hartenrod die Aufstiegsrelagation am letzten Spieltag im Kräftemessen mit Meister Eckelshausen. In der folgenden Saison führte er die Rot-Weißen als Spielertrainer erneut auf Platz 3 und demissionierte. Nach einem Jahr Pause übernimmt Dierks die sportlichen Geschicke am Bismarck wieder von seinem Nachfolger Sükrü Kilicarslan. 	Foto: Jens Kauer
2018 verpasste Markus Dierks (rechts) mit dem SV Hartenrod die Aufstiegsrelagation am letzten Spieltag im Kräftemessen mit Meister Eckelshausen. In der folgenden Saison führte er die Rot-Weißen als Spielertrainer erneut auf Platz 3 und demissionierte. Nach einem Jahr Pause übernimmt Dierks die sportlichen Geschicke am Bismarck wieder von seinem Nachfolger Sükrü Kilicarslan. Foto: Jens Kauer

Rückkehr nach dem Sabbatjahr

COMEBACK +++ Markus Dierks wird nach einem Jahr Pause wieder Spielertrainer des SV Rot-Weiß Hartenrod +++

Hartenrod. Zweimal in Folge hatte der SV Hartenrod die Kreisoberliga-Relegation mit Markus Dierks als Spielertrainer knapp verpasst. Danach quittierte der ehemalige Verbandsliga-Kicker aus Mornshausen/S. den Dienst beim Hinterländer Traditionsklub, der in der „Corona-Saison“ 2019/20 als Zwölfter weit hinter den Erwartungen zurück blieb. Nach einem Sabbatjahr wird der zweifache Vater, der Ende April sein 37. Lebenjahr vollendet hat, das sportliche Zepter am Bismarck wieder übernehmen.

Im Unfrieden auseinandergegangen waren Klub und Markus Dierks im Sommer 2019 keinesfalls. Der Spielertrainer habe frühzeitig kommuniziert, dass er ein Jahr Pause einlegen wolle, der Kontakt zu ihm sei nie abgerissen, betont Mirko Eckel, der Sportliche Leiter von RWH, für den deshalb außer Frage stand, „dass man zugreift, wenn man Markus Dierks kriegen kann. Seine Trainingsvorbereitung und -gestaltung, vor allem aber auch seine Spielanalyse haben weit mehr als A-Liga-Niveau. Markus hat im Fußball 20 Jahre lang Gas gegeben, er ist immer da, keiner, der sich ausruht“, singt Eckel ein Loblied auf Dierks.

Ein Blick auf dessen Fußballer-Laufbahn rechtfertigt ein solches. Sein erstes Seniorenjahr absolvierte Markus Dierks noch bei seinem Heimatverein SG Mornshausen/S., ehe er zur SG Versbachtal wechselte, mit der er 2006/07 die Vizemeisterschaft in der Bezirksliga Nord und über die Relegation auch den Aufstieg feiern durfte. Nach zwei Landes- bzw. Verbandsliga-Jahren im Trikot des FSV Schröck zog es ihn beruflich bedingt nach Nordhessen und spielte zwei Jahre für den TSV Wabern vom Reiherwald in der Verbandsliga Nord. Bei der SG Versbachtal absolvierte Dierks ab 2012/13 seine erste Spielertrainer-Station und mischte mit den Kickern aus Altenvers und Weipoltshausen vier Jahre lang im Vorderfeld der Kreisliga A Biedenkopf mit. 2014/15 verpasste die SGV als Vizemeister in der Relegation den Sprung in die Kreisoberliga. Es folgte ein vierter Platz. Im fünften Jahr unter Dierks wurden Reibungsverluste freilich offensichtlich. Die SGV geriet in akute Abstiegsgefahr, zur Winterpause 2016/17 folgte die Trennung. Der Mornshäuser hielt sich in der Rückrunde als Spieler bei Versbachtals Ligakontrahent SV Eckelshausen fit und wurde – wieder mal – Vizemeister.

Danach kam es zu Markus Dierks‘ erstem Engagement bei den Rot-Weißen vom Bismarck, wo er zwei Spielzeiten mit extremen Schwankungen erlebte. „Im ersten Jahr haben wir mit einem top A-Liga-Kader eine super Hinrunde gespielt und hatten alle Asse in der Hand. Diese Chance haben wir uns aber mit einer miserablen Wintervorbereitung und einer grottigen Rückrunde selbst genommen“, erinnert sich Markus Dierks mit Grausen. Am letzten Spieltag musste der Herbstmeister mit der 1:2-Heimniederlage gegen Meister Eckelshausen gar noch Platz 2 abtreten – ausgerechnet an die in Frohnhausen siegreichen Versbachtaler. Als es in der folgenden Hinrunde mit nahezu unverändertem Kader ähnlich schlecht lief, reifte bei dem Vollblutfußballer der Entschluss, ein Sabbatjahr einzulegen, auch weil sich der zweite Sohn ankündigte. Allerdings fiel seine Entscheidung anders aus, als zwei Jahre zuvor. „Bei Versbachtal war ich mir mit dem Verein einig, dass es für beide Seiten das Beste ist, dass ich im Winter aufhören. In Hartenrod haben sie von Vereinsseite gesagt, dass sie, unabhängig von der Platzierung, mit meiner Arbeit sehr zufrieden sind. Das hat mich bewogen, bis zum Sommer weiterzumachen“.

Das bis dato mäßige Abschneiden der Truppe bewog Dierks aber auch zur Selbstreflektion: „Ich versuche immer, mit dem, was an Spielern da ist, das Beste rauszuholen. Wenn dies dann nicht dabei rauskommt, muss es ja an irgendwas liegen. Ich habe mich hinterfragt, ob das, was ich gefordert habe, so richtig war. Ich habe wegen des Fußballs persönlich viel hinten angestellt und deshalb vielleicht zu große Erwartungen an Spieler gehabt, die andere Prioritäten setzen“, hatte Dierks mittlerweile erkannt und zur Rückrunde den Umgang mit der Mannschaft verändert. „Ich habe die Spieler deutlich mehr mitgenommen, den Dialog gesucht und ihre Ideen einfließen lassen“. Der Mehrwert war bemerkenswert: Ende November mit 19 Punkten aus 15 Spielen und Tabellensiebter noch mit einer Negativbilanz belastet, gingen die Rot-Weißen nach der Winterpause in elf Spielen neunmal als Sieger vom Platz und gaben nur noch vier Zähler ab. „Das war die beste Teilrunde, die ich bisher erlebt habe. Vor allem hat bei allen der Einsatz von der ersten bis zur letzten Minute gestimmt … man lernt nie aus“, so Dierks‘ Erkenntnis.

Auch diese positive Überraschung war Grundlage dafür, dass sich Markus Dierks und der SV Hartenrod nun auf eine erneute Zusammenarbeit geeinigt haben. Sein Verhältnis zu Spielern, Spielausschuss und Vereinsführung sei „immer super“ gewesen bemerkt Dierks, der auch wieder als Spieler auf dem Feld den Takt vorgeben soll.

Den Weg der Rot-Weißen hat er weiter verfolgt, auch wenn er sich in seiner einjährigen Fußballpause auf den heimischen Sportplätzen rar gemacht hat. „Ich wollte mich wirklich mal auf die Family konzentrieren. Und ich wollte bewusst nicht rumtingeln, sonst kommen bei einem freien Trainer schnell Gerüchte auf“. Dierks gesteht aber auch, dass es langsam wieder angefangen hat, „zu kribbeln – ohne Fußball, das kannte ich ja gar nicht, seit ich mit sieben angefangen habe“.

Das dürftige Abschneiden in der von Corona beendeten Saison, in der RWH nur drei Siege gelangen, betrachtet Markus Dierks differenziert. Nur eines von 15 Spielen hat er gesehen: das Kräftemessen seiner beiden Ex-Klubs in Weipoltshausen, das Versbachtal 2:1 gewann. „Hartenrod hat ein, zwei schnelle Versbachtaler Offensivspieler nicht unter Kontrolle gebracht, von der Spielanlage her aber war das Spiel ausgeglichen. Über die gesamte Runde betrachtet, haben sie drei-, viermal richtig auf den Sack bekommen, aber auch oft ganz knapp verloren. Da beweist sich wieder mal die alte ,Weisheit‘: Wenn’s läuft, dann läuft’s. Wenn es in die andere Richtung geht, hängst du schnell in unteren Regionen fest und die Köpfe gehen nach unten“.

Genau das will er in der kommenden Spielzeit verhindern. Ihm ist bewusst ist, dass den Hartenrödern „einige Leistungsträger weggebrochen sind, was sie aber mit Spielern, die aus der Jugend rausgekommen sind, ganz gut kompensiert haben“. Mirko Eckel formuliert es so: „Unsere Philosophie ist es, auf eigene Leute zu bauen, da ist es nicht schlimm, wenn mal einer weggeht und es in einer höheren Klasse versucht“.

Markus Dierks sieht in der A-Liga fünf, sechs Mannschaften besser besetzt und formuliert seine Erwartungen entsprechend. „Wenn man sich sagt, vom Potenzial her ist Platz 5 das oberste Ziel, und der kommt auch dabei heraus, dann ist das ein super Erfolg. Wichtig ist, dass, wenn sich nach ein paar Wochen erweist, dass die Realität eine andere ist, nicht nur noch rumgeeiert wird. Wichtig ist, dass jeder Opfer für den Mitspieler bringt, dann, glaube ich, werden wir gemeinsam viel Spaß an unserem Hobby haben. Ich gehe mit einem extrem guten Bauchgefühl in die kommende Saison“.



Aufrufe: 017.6.2020, 21:00 Uhr
Jens KauerAutor