2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
– Foto: Rolf Schmietow

Schroeder-Wechsel: Hedendorfs Verlust ist Immenbecks Gewinn

Tobias Schroeder über die Hintergründe seines Wechsels aus Hedendorf nach Immenbeck

Mit ausgebreiteten Armen geht Tobias Schroeder vom Platz. Die Fäuste geballt. Das Trikot hat er sich vom Leib gerissen. Nur wenige Sekunden zuvor hatte Schroeder das Siegtor für die VSV Hedendorf/Neukloster gegen den TSV Eintracht Immenbeck (1:0) erzielt. In der Nachspielzeit. Unter Flutlicht. Dass Schiedsrichter Daniel Ballin ihm, der bereits verwarnt war, für das Trikotausziehen die Ampelkarte zeigte, nahm Schroeder kaum zur Kenntnis. Er kannte die Konsequenz seines Torjubels und steuerte zielsicher die VSV-Bank an. Von dort sah er die letzten Sekunden des Spiels von der Uhr ticken. Eine Szene, die den Fußballer Tobias Schroeder in seiner Emotionalität treffend beschreibt und seinen Wechsel an die Brune Naht anmoderiert.

Eigentlich habe Schroeder mit dem Gedanken gespielt, seine Fußballschuhe komplett an den Nagel zu hängen. Der Aufwand sei aus beruflicher und familiärer Sicht zu hoch, um dem Aufwand in der Fußball-Landesliga bei den VSV gerecht zu werden. Schließlich ließ sich der 30-Jährige jedoch von seinem alten Weggefährten René Klawon überzeugen, der schon länger um dessen Dienste warb, künftig in Immenbeck Fußball zu spielen. Diesem Lockruf folgten zuvor bereits Alexander Weser und Till Müsing, die ebenfalls von der Feldstraße an die Brune Naht wechselten. „Tobias ist ein Mentalitätsmonster, das ganze Mannschaften mitreißen kann“, hatte Eintracht-Coach Klawon gegenüber dem TAGEBLATT gesagt, das den Transfer aus Hedendorf nach Immenbeck am Freitag (19.6.) vermeldete.

Schroeder spielte über zehn Jahre für den Buxtehuder SV, mehrere Jahre unter Klawon. Die „Mentalitätsmonster“-These stützte er zu Oberliga-Zeiten im Jahnstadion. Ein Kämpfer auf der rechten Außenbahn. Ein Spieler mit Wiedererkennungswert. Und den hatte Schroeder auch in Hedendorf, wo er in der Sturmspitze auf Torejagd ging und den ewigen Aufstiegsfavoriten der Bezirksliga Lüneburg 4 noch ein Stück besser machte. „Ich habe von vorne rein klar gesagt, dass ich dort hingehe, um aufzusteigen“, sagt der Offensivallrounder. „Die Mannschaft war einfach zu gut für die Bezirksliga und musste unbedingt in die Landesliga hoch.“ Und tatsächlich wurde sein zweites Jahr an der Feldstraße zum Aufstiegsjahr.


"Die Mannschaft war einfach zu gut für die Bezirksliga."

Zuvor war Hedendorf häufig an sich selbst gescheitert. Nach guten Hinrunden kamen punktearme Wintermonate. Eine Mentalitätsfrage. Der eingangs skizziert Derbysieg mit Siegtorschütze Schroeder war im Aufstiegsjahr ein Schlüsselspiel. Zu oft hatten die Pandakicker in den Jahren zuvor gegen die vermeintlich „kleinen“ Gegner die Punkte liegengelassen. Und auch wenn Immenbeck mindestens einen Punkt verdient gehabt hätte, bewiesen die VSV die letzte Gier, den letzten Punch und den letzten Willen. Das war der Unterschied. Im Stile eines Aufsteigers. Schroeder setzte mit dem Tor ein emotionales Saison-Highlight. Er ließ seinen Emotionen beim Torjubel freien Lauf. "Das gehört im Fußball dazu", sagt er richtigerweise. In der Landesliga erzielte Schroeder in neun Spielen sieben Tore und bereitete zwei Treffer vor. Sein Wechsel ist für Landesligist Hedendorf selbstredend ein herber Verlust. Und für Bezirksligist Immenbeck ein großer Gewinn. Sportlich und menschlich.

Schroeder blickt auf viele schöne Erinnerungen in Hedendorf zurück. Deswegen geht er auch mit einem weinenden Auge. „Wenn ich die Zeit haben würde, wäre ich nicht gewechselt“, sagt Schroeder. „Ich habe mich in Hedendorf immer wohl gefühlt, aber es passt zeitlich nicht mehr, um auch meinen eigenen Ansprüchen dem Verein gegenüber gerecht zu werden. Ich wurde dort sehr warm aufgenommen, von allen Seiten. Das familiäre in Hedendorf wird bei mir hängenbleiben.“


"Das familiäre in Hedendorf wird mir hängenbleiben."

Nun startet für ihn ein neues Kapitel mit alten Wegbegleitern. Mit seinem „Ziehvater von früher“ Klawon und seinen alten Kumpels vom BSV. Wenn die Saison 2020/21 rechtzeitig losgeht, dann rechnet Schroeder damit zwischen zehn bis 20 Spiele in Immenbeck bestreiten zu können. Und wenn der Rechtsfuß auf dem Platz steht, dann mit Leidenschaft, Herzblut und Ehrgeiz. „Für mich geht es beim Fußball um Auf- oder Abstieg – in Immenbeck denke ich nach oben“, erklärt Schroeder. „Der Kader hat sich nicht verschlechtert und wurde gut verstärkt. Ich will auf jeden Fall oben mitspielen und denke, dass wir das auch schaffen sollten.“

"Ich war nie die fußballerische Granate"

Und immerhin ist Schroeder aufstiegserprobt. Einst mit Buxtehude, kürzlich mit Hedendorf und bald auch mit Immenbeck? Zumindest wird die Eintracht eine gewisse Mitfavoritenrolle annehmen müssen, mit der sportlichen Qualität, die sie verpflichtet hat. Auch wenn Schroeder über sich selbst sagt, dass er nie die „fußballerische Granate war“ über den „fußballerischen Einsatz“ kommt und „nur deswegen Oberliga gespielt“ hat, ist der Torjäger einer der Königstransfers in der Bezirksliga Lüneburg 4. Denn bei aller Bescheidenheit vergisst Schroeder seine Abschlussqualität, sein Durchsetzungsvermögen und seine Kaltschnäuzigkeit. In seinen 40 Bezirksligaspielen hat der Immenbeck-Neuzugang 29 Tore erzielt und zwölf weitere vorbereitet. Die Eintracht bekommt einen Unterschiedsspieler mit der Mentalität, die eine ganze Mannschaft mitreißen kann.

Aufrufe: 025.6.2020, 12:38 Uhr
Moritz StuderAutor