2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Nückel/Steinmann

Schneider und Anweiler regen die Diskussion an

Die Saison im Kalenderjahr durchzuführen wäre eine Option für die Zeit nach Corona +++ Bislang stößt eine Umstellung bei den Verbänden auf breite Ablehnung

Immer mal wieder kommt das Thema auf, aber bislang ist es bei sämtlichen Abstimmungen abgelehnt worden. Benjamin Schneider, der Trainer des Fußball-Landesligisten VfB St.Leon und Stephan Anweiler, Sportlicher Leiter des Kreisligisten FV Nußloch, starten trotzdem einen neuen Anlauf und machen sich für die Umstellung der Saison auf das Kalenderjahr stark

Als Diskussionsgrundlage ziehen sie das Szenario 4 der insgesamt 13 Varianten des Badischen Fußballverbands heran. In diesem Weiterspiel-Szenario heißt es: Die Saison wird bis zum Winter fortgeführt und die neue Saison auf das Kalenderjahr umgestellt. Der Neustart müsste in diesem Fall bis spätestens Anfang Oktober erfolgen. Bei einem Abbruch der aktuellen Saison und der Tatsache, dass im kompletten Jahr keine Amateurspiele mehr erlaubt sind, könnte man theoretisch ebenfalls auf das Kalenderjahr umstellen.

"Jetzt haben wir wegen Corona die Chance 2021 einen Testballon zu starten, schließlich sieht die Situation so aus, dass der Profi- und Amateurfußball aktuell anders gehandhabt werden", gibt Stephan Anweiler zu bedenken, „wenn man es nicht ausprobiert, wird man nie wissen, ob es funktioniert.“

Das sich über die Jahre und Jahrzehnte geänderte Freizeitverhalten der Bevölkerung ist für den Nußlocher ein weiterer Grund, neue Wege zu gehen. "Die Spieler richten ihre Urlaubspläne schon lange nicht mehr nach dem Spielplan aus, sie fahren weg wann sie wollen, deshalb sollte alles flexibler gestaltet werden", erwähnt Anweiler und meint damit mögliche kurze Spielpausen während der Ferien.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Benjamin Schneider. "Zwei, drei kürzere Pausen, optimalerweise an Ostern, Pfingsten und in den Sommerferien fände ich am besten", sagt der St.Leoner und schiebt das für ihn wichtigste Argument hinterher, "wir hätten dann nur eine Vorbereitungsphase, während wir uns momentan zwei Mal sechs Wochen auf die Halbserien vorbereiten müssen, was zusammengenommen einem Vierteljahr entspricht."

In einer Videokonferenz mit seiner Mannschaft brachte Schneider das Kalenderjahr zur Diskussion, die Mehrheit sprach sich allerdings dagegen aus. "Viele wollten es so lassen, weil sie im Sommer in der Hitze nicht kicken wollen", verrät er, was er aber durch flexiblere Anstoßzeiten kompensieren würde, "außerdem beginnt der Badische Pokal laut Rahmenterminkalender am dritten Juli-Wochenende, was nach knapp zwei Wochen Vorbereitung und der möglichen Hitze eine extrem große Belastung darstellt."

Mit seinen Trainerkollegen hat sich Schneider immer mal wieder deswegen ausgetauscht. Mehr Diskussionen diesbezüglich würde er begrüßen, "das fände ich wichtig, um die Thematik nicht unter den Tisch fallen zu lassen."

Der bfv beschäftigt sich zusätzlich zum vorgestellten Szenario 4 auf seiner Homepage in einer zwölfseitigen Präsentation mit dem Thema. Darin sind Pro- und Contra-Argumente ausführlich aufgelistet. Dafür sprechen beispielsweise die Möglichkeit die Gutwetterphasen optimal auszunutzen, einen größeren Zuschauerzuspruch in den Sommermonaten zu haben, in einer dann längeren Winterpause die Plätze mehr zu schonen oder Kosten beim Flutlicht sowie Winterdienst einzusparen.

All diesen Vorteilen stehen deutlich mehr Nachteile gegenüber. Der wohl größte ist die Tatsache, dass in einer Kalendersaison die entscheidenden Spieltage sowie die Relegation im November stattfinden würden. Je nach Witterung drohen in diesem Zeitraum Spielabsagen, was die Beendigung einer Saison im schlimmsten Fall verhindern könnte. Anders als im Frühsommer, wenn traditionell die Relegationspartien steigen, würden sie im Spätjahr zusätzlich parallel zum Bundesliga-Spielbetrieb stattfinden.

Durch den Wegfall der Sommerpause wären keine Renovierungsarbeiten in der eigentlich benötigten Regenerationsphase für die Plätze möglich, oder mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Manch kommunaler Eigentümer sperrt seine Plätze in dieser Zeit, um eben die natürliche Regeneration selbiger zu gewährleisten.

"Jedes Jahr Ende Mai, Anfang Juni kommt dieses Thema auf", sagt bfv-Präsident Ronny Zimmermann. Im Rahmen der Gespräche mit den Vereinen bezüglich der 13 Szenarien wurde das auch angesprochen, "wobei das für die ganz große Mehrzahl der Vereinsvertreter nicht in Frage kommt, das haben die Rückmeldungen gezeigt."

Um das Kalenderjahr überhaupt auf den Weg zu bringen, wären umfassende Änderungen in den Spielordnungen des DFB und der Landesverbände notwendig. In der Deutschen Fußballiga, beim DFB sowie bei den Regional- und Landesverbänden sprachen sich sämtliche Gremien stets klar gegen eine Anpassung aus.

Aufrufe: 013.5.2020, 21:00 Uhr
red.Autor