2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligabericht
Die hohe Niederlage der DJK Arnschwang bei der SpVgg Hainsacker im Comeback-Spiel von Andreas Brunner war das, was dem Heimkehrer wohl noch am wenigstens wehtat.  Foto: fupa.net/oberpfalz
Die hohe Niederlage der DJK Arnschwang bei der SpVgg Hainsacker im Comeback-Spiel von Andreas Brunner war das, was dem Heimkehrer wohl noch am wenigstens wehtat. Foto: fupa.net/oberpfalz

Schmerzhafter Weg zurück auf den Platz

Ausnahmekönner Andreas Brunner versucht nach zweijährigem Leidensweg mit drei Operationen ein Comeback bei seinem Heimatverein Arnschwang.

So viele Kicker aus dem Landkreis gibt es nicht, die es geschafft haben bis zum Bayernliga-Spieler. Andreas Brunner ist einer davon, der in den glorreichen Zeiten des 1. FC Bad Kötzting Teil des rot-blauen Spektakels war. Und einige Jahre Landesliga-Stütze beim ASV Cham.
In den vergangenen beiden Jahren konnte der heute 26-jährige Arnschwanger allerdings nicht zeigen, was er drauf hat. Eine schwere Verletzung hat ihn ausgebremst und eine vielleicht noch erfolgreichere Karriere verhindert. Doch immerhin schien es, als sei die Leidenszeit des Andreas Brunner jetzt endlich vorbei. Kürzlich feierte er im Leiberl von seinem Heimatverein DJK Arnschwang sein Comeback, das aus sportlicher Sicht freilich kein schönes war angesichts der 2:5-Abfuhr beim Bezirksliga-Match in Hainsacker. Dafur dürfte er gegen die Reserve des ASV Cham gut 70 Minuten ran und am Ende über einen 1:0-Sieg mit seiner Mannschaft jubeln.

90 Minuten mit Nebenwirkungen


Doch für Andreas Brunner wirkten diese 90 Minuten noch länger nach als für den Rest der Truppe, die sich ein paar Tage später wieder rehabilitieren konnte: ,,Während des Spiels ging es, aber die vier, fünf Tage danach, das war Horror pur. Der gleiche Schmerz wie damals, als ich aufgehört habe." Ein paar Wochen zuvor war Andreas Brunner ins Training eingestiegen, hatte sich langsam wieder herangetastet. ,,Beim Laufen hatte ich keine Probleme, aber Fußball ist doch ganz etwas anderes, und ein Spiel ist nochmal was anderes als ein Training. Da kann ich aufhören, wenn es nicht mehr geht, im Spiel geht das nicht."

Weil das Mittelfeld-Ass dann auch noch krank geworden ist, war seit Hainsacker wieder Zwangspause. ,,Wie es jetzt weitergeht, weiß ich selber noch nicht, weil der Schmerz nach diesem Spiel echt brutal war", sagt er. Die Hüfte ist es, die Andreas Brunner solche Pein bereitet. Eigentlich ungewöhnlich für einen 26-Jährigen, doch sei eine derartige Abnutzung vermutlich genetisch bedingt, hat sich Andreas Brunner von den Ärzten sagen lassen. ,,Ich kann es leider nicht ändern. Ich habe alles probiert, hatte sogar einen Termin bei Dr. Müller-Wohlfahrt. Jeder Arzt, bei dem ich war, hat mir gesagt, dass es passieren kann, dass ich in zwei Jahren eine künstliche Hüfte brauche, wenn ich weiterspiele."

Doch wenngleich Andreas Brunner weiß, dass es mit leistungsorientiertem Kicken wohl vorbei sein wird, sucht er zumindest einen Kompromiss. ,,Ich hoffe schon, dass ich wenigstens ein bisschen mitspielen kann. Das Gesündeste für mich wäre Radfahren oder Joggen, aber ganz kann ich nicht loslassen vom Fußball." Wie es der Körper eben zulasse. Als vollwertiges Mitglied der Mannschaft könne er sich nach der Erfahrung von Hainsacker und den Folgen derzeit nicht fühlen, räumt der 26-Jährige ein. ,,Wenn es nicht geht, muss ich eben pausieren. Mit Schmerzen zu spielen, das hilft mir nichts und hilft der Mannschaft nichts."

Freilich sei das frustrierend, aber die lange Leidenszeit habe ihn gelehrt, die Signale des Körpers zu akzeptieren. ,,Ich muss das Pendel finden, keinen falschen Ehrgeiz zu zeigen. Mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, das bringt nichts. Ich habe schon so viele Verletzungen mitgemacht..." Andreas Brunner zählt auf: Vier Operationen an der Leiste, zwei an der Hüfte, eine am Sprunggelenk. Was ohne diese Verletzungen möglich gewesen wäre? ,,Klar spekuliert man da", sagt Brunner, einst hoffnungsvolles ASV-Talent und Bayernauswahl-Spieler. ,,Aber das ist bei mir schnell in die andere Richtung gegangen. Mit 22 Jahren ist das losgegangen."

Eine niederschmetternde Diagnose

Was dann kam, erinnert an die Geschichte vom Hasen und dem Igel: ,,Kaum habe ich mich wieder rangekämpft, kam der nächste Rückschlag. Ich kam nie mehr richtig auf die Füße, war jedes Jahr zwei, drei Monate verletzt." Das Mittelfeld-Ass zieht Parallelen zu Ex-Bayern-Star Mehmet Scholl: ,,Der ist mit der Zeit mein Vorbild geworden. Der war auch oft verletzt und kam immer wieder zurück." Andi Brunner räumt ein, dass es ihm anfangs schon schwer gefallen sei, damit klarzukommen. ,,Als ich die Diagnose hörte und gesagt bekam, dass ich aufhören soll, waren das sehr, sehr harte Zeiten. Aber du gewöhnst dich daran, und in den zwei Jahren habe ich andere Dinge und auch einen gewissen Abstand gefunden. Ich bin in unserem Familienbetrieb sehr eingespannt, das lenkt ab."

Auf den Fußballplätzen in Cham oder Bad Kötzting hat man Andreas Brunner in den zwei Jahren jedenfalls nur selten gesehen. ,,Nur hin und wieder. Regelmäßig zuschauen, das könnte ich nicht, da möchte ich am liebsten wieder mitspielen." Im Rückspiegel betrachtet, sei die Zeit in Cham die schönste gewesen. ,,Dort habe ich seit der C-Jugend gespielt, alle Stationen durchlaufen und jeden gekannt, als ich zu den Senioren gekommen bin."

Brunner und die rhetorische Frage

Seine persönliche Bayernliga-Ära in der Bäderstadt empfindet Andreas Brunner als ,,lehrreich": ,,Ich wollte es in der Bayernliga probieren, hatte es aber nicht einfach, denn dort war der Konkurrenzkampf noch höher. Ich bin schon mit einer Verletzung gewechselt und habe mich erst reinkämpfen müssen."

Gab es auch Anteilnahme der Ex-Kollegen in einer Zeit, in der jeder sich selbst der nächste ist und angeblich nur das Geld zählt? ,,In der Anfangszeit haben mich schon viele angerufen und gefragt, wie\'s mir geht. Aber das verläuft sich mit der Zeit, du bist ja nicht mehr dabei. Aber ganz abgerissen ist der Kontakt nicht." Zum Beispiel zu Petr Davidek, dem Ex-Stürmer des ASV, jetzt einer von Brunners Kameraden bei der DJK Arnschwang und einer der Kontaktmänner. ,,Irgendwann hat mich der Andi angerufen und gefragt, ob er mittrainieren darf", sagt Arnschwangs Trainer Armin Riedl - eine rhetorische Frage freilich. ,,Es freut mich natürlich, wenn ein Mann seiner Klasse zu uns stößt."

Doch auch Riedl, der mit Brunners Vater schon in Cham in der Jugend gespielt hat, mag sich nicht aus dem Fenster lehnen mit einer Prognose, inwieweit er den prominenten Heimkehrer einplanen kann. ,,Er horcht viel in seinen Körper hinein und muss die Belastung dosieren, wenn er ein Problem hat. Ich rede viel mit ihm, wir müssen eine Strategie abstimmen, vielleicht probieren wir es mit kürzeren Einsätzen."

Ein Gewinn wäre Andreas Brunner jedenfalls für die DJK, weiß sein Trainer: ,,Selbst bei einfachen Spielformen wie den Fünf-gegen-Zwei-Spielchen siehst du, dass er ein Fußballer durch und durch ist. Wie er sich bewegt, wie er mit dem Ball umgeht. Eine Augenweide."

Auch im Elfer-Team würde Armin Riedl gern einen Platz reservieren für Brunner: ,,Mit seinen Qualitäten hilft er der Mannschaft in einer zentralen Position am besten weiter. Als Ballverteiler und Spielgestalter, mit seiner ruhigen Art, mit den Mitspielern umzugehen. Und er hat das Auge und den Antritt, in die Spitze zu rücken und auch mal selber abzuschließen." Mit dem Fußball abschließen, das will Andreas Brunner nämlich noch nicht.

Aufrufe: 014.10.2013, 20:00 Uhr
Von Jürgen ZiereisAutor