2024-05-29T12:18:09.228Z

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Vorbei sind die Zeiten, als Kurt Kowarz (links) und Torsten Vrazic beim TSV Meitingen einträchtig nebeneinander standen. Beide Seiten treffen sich nun vor Gericht.  F.: A. Lode
Vorbei sind die Zeiten, als Kurt Kowarz (links) und Torsten Vrazic beim TSV Meitingen einträchtig nebeneinander standen. Beide Seiten treffen sich nun vor Gericht. F.: A. Lode

Schlusspfiff für eine Freundschaft

Fußballtrainer Kurt Kowarz klagt gegen den TSV Meitingen +++ Zwei Menschen, die voneinander enttäuscht sind

Es war ein echter Transfercoup, den der TSV Meitingen im November 2011 präsentierte: Kurt Kowarz, ehemaliger Bundesligatorwart beim 1. FC Nürnberg und Co-Trainer des FC Augsburg, wurde als neuer Trainer beim Bezirksligisten vorgestellt. Dass Kowarz den Job damals parallel zu seinem Amt als Torwarttrainer der Jugendnationalmannschaft annahm, lag vor allem an einem Mann in Meitingen: Torsten Vrazic, Abteilungsleiter des TSV. Zwei Jahre später ist von der Glückseligkeit wenig geblieben.

Am heutigen Montag treffen sich Kowarz und der TSV Meitingen vor Gericht. Er hat den Klub auf ausstehende Gehaltszahlungen verklagt. Auslöser für den Rechtsstreit war die Beurlaubung von Kowarz im Oktober 2012. Vom „Ende einer Männerfreundschaft“ schrieb unsere Zeitung damals, als die überraschende Trennung bekannt wurde. Abteilungsleiter Vrazic betonte damals, dass nicht sportliche Gründe den Ausschlag gegeben hätten: „Gewisse Dinge gehen halt einfach nicht. Wir haben uns zwar ausgesprochen. Aber eine zerbrochene Vase, die man klebt, wird nie mehr ganz dicht werden.“

Auch nach dem öffentlichen Knall brodelte es hinter den Kulissen. Kowarz pocht auf ausstehende Gehaltszahlungen. Im Kern geht es darin um die Laufzeit des Vertrags. Während der TSV der Meinung ist, dass der Vertrag fristgerecht zum 31. Dezember 2012 gekündigt worden ist, besteht Kowarz darauf, dass sein Vertragswerk bis zum 30. Juni 2013 Gültigkeit hatte. Ein weiterer Streitpunkt sind laut Kowarz Honorarzahlungen, die aus der Zeit datiert sind, bevor er das Cheftraineramt in Meitingen übernommen hatte. Damals habe er sich um das Training der TSV-Torhüter gekümmert. Matthias Mark, der von Meitingen beauftragte Anwalt, äußert sich dazu wie folgt: „Zwischen meiner Mandantschaft und Kowarz gab es keine vertragliche Vereinbarung über ein Torwarttraining.“ Kowarz habe auf dem Meitinger Sportplatz als selbstständiger Trainer Torwarttraining gegeben – auch für Vereinsfremde.

Der Versuch, den Streit im Dezember gütlich zu einigen, scheiterte. Um wie viel es geht – dazu schweigen bislang beide Parteien mit einem Hinweis auf das laufende Verfahren. Der Prozess markiert den vorläufigen Höhepunkt eines Streits, in dem es nicht nur um Geld, sondern auch um das Ende einer Freundschaft geht. „Ich wäre nie nach Meitingen gegangen, wenn ich nicht so gut mit Torsten Vrazic befreundet gewesen wäre“, sagte Kurt Kowarz im Vorfeld der Verhandlung. Schon bei der Vorstellung wunderten sich viele, wie sich der kleine Bezirksligaverein einen Trainer in der Preisklasse von Kowarz leisten könnte. „Ich habe das zum Freundschaftspreis gemacht. Weil ich mich in der Region um Meitingen wohlfühle, die Leute hier mag und vor allem wegen Torsten Vrazic“, erklärt Kowarz. „Aber diese Freundschaft ist für mich definitiv beendet, egal wie diese Sache ausgeht. Dieser Mensch hat mich maßlos enttäuscht.“

Auch Vrazic ist völlig bedient: „Es ist belastend, was jetzt passiert.“ Dass es so enden würde, hätte er nie gedacht: „Wir als Verein waren stolz, Kurt Kowarz als Trainer zu haben. Ich war stolz, ihn als Freund zu haben. Aber wenn es um’s Geld geht, hört die Freundschaft auf. Das habe ich jetzt zum ersten Mal in meinem Leben erfahren. Auch wenn es hier nicht um mein Geld geht.“

In Kürze wird der in Biberbach wohnende Kowarz wohl auch räumlich mit der Region um das Lechtal abgeschlossen haben. Ein Umzug nach München, wo er seit Saisonbeginn als Torwarttrainer beim Zweitligisten 1860 München arbeitet, ist geplant: „Sportlich bin ich wieder da, wo ich meiner Meinung nach hingehöre.“

Aufrufe: 023.9.2013, 07:21 Uhr
Augsburger Allgemeine / Florian EiseleAutor