2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht

Schalke, Dortmund und Bayern machen sich für den MSV stark

Am Montag fällt die Entscheidung über die Drittliga-Lizenz

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Den MSV Duisburg und Schalke 04 eint ganz offensichtlich mehr als nur die Farben ihres Vereins und die örtliche Nähe. Auch die Tatsache, dass beide Mannschaften derzeit mehr als nur eine Spielklasse trennt, hält den Champions-League-Anwärter aus Gelsenkirchen nicht davon ab, öffentlich weiß-blaue Streifen zu zeigen.

Der Bundesligist bestätigte einen Bericht dieser Zeitung, woraufhin sich Vorstand und Aufsichtsrat am Freitag dazu entschieden, den MSV in seinem Existenzkampf zu unterstützen.

Gerade in der Not lernt man seine Freunde kennen. Was keinesfalls selbstverständlich ist und den Stellenwert des MSV Duisburg als eines der Gründungsmitglieder der Bundesliga trotz seines sportlichen und wirtschaftlichen Abstieges, der am 29. Mai mit der Zweitliga-Lizenzverweigerung seinen (bislang) negativen Höhepunkt erlebte, noch immer genießt. Aus dem Umfeld der Vereine war zu hören, dass die Königsblauen sofort Hilfe signalisierten. Im Raum steht eine Summe in einer Höhe von 250 000 Euro, die der Reviernachbar als Geste der Solidarität unter Ruhrpott-Klubs bereitstellt.

Diese würde dem MSV helfen, im laufenden Lizenzverfahren für die Dritte Liga die fehlende Lücke zu schließen, um die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) verlangte Sicherheitsbürgschaft hinterlegen – und somit womöglich in letzter Minute sämtliche geforderten Bedingungen für eine Drittliga-Spielgenehmigung erfüllen zu können.

Die Lücke betrug am Freitagmorgen noch 500 000 Euro und soll im Laufe des Vormittages auch dank der Hilfe der Schalker geschlossen worden sein. "Ob unsere finanzielle Unterstützung ausreichen wird, damit der MSV vom DFB tatsächlich die Lizenz erhält, das kann ich wirklich nicht beurteilen", fügte Schalkes Finanz-Vorstand Peter Peters allerdings an.

Ohnehin ist die Summe keineswegs als Geschenk geschweige denn als Kredit zu verstehen. Beide Vereine einigten vertraglich darauf, dass Schalke seinen Vorschuss zurückbekommt und haben dafür offenbar eine elegante Lösung gefunden. Bereits 2011 zeigten beide Klubs ihre Anteilnahme nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg im Rahmen eines Benefizspiels. Damals kamen 100 000 Euro zusammen, die an die Opfer weitergeleitet wurden. Dieses Mal leistet Schalke dem Reviernachbarn ungeachtet der sonst vorherrschenden Rivalität im professionellen Fußball direkt Hilfe und kommt für ein Freundschaftsspiel erneut in die Arena. Der Erlös der Partie würde dann direkt an Schalke 04 zurückgeführt.

Dass es nicht allein die Königsblauen sind, die den Duisburgern helfen wollen, ließ Aufsichtsratschef Jürgen Marbach bereits am vergangenen Freitag durchsickern, als er davon sprach, "dass sich in allerletzter Sekunde Freunde des MSV offenbart haben, von denen man es nicht vermutet hätte. Was zeigt, dass der MSV im Revier eine starke Lobby besitzt."

Öffentlich wollte es niemand bestätigen, dem Vernehmen nach wollen aber auch Borussia Dortmund und Champions-League-Sieger FC Bayern München ligaübergreifend Solidarität in Form eines Freundschaftsspiels zeigen. Alle drei Top-Mannschaften versprechen eine volle Arena. Der Zeitpunkt ist noch nicht bekannt. Voraussetzung ist ohnehin, dass der MSV am heutigen Montag die Lizenz erhält.

Eine Entscheidung wird im Laufe des Nachmittages erwartet. Zuvor tritt eine Delegation aus Duisburg vor den Beschwerdeausschuss in Stuttgart und kann letztmalig Fragen von DFB-Seite beantworten, die beim Sichten der Unterlagen übers Wochenende womöglich noch offen geblieben sind. Am Freitag hatten die Meidericher nach dem Zwangsabstieg aus der 2. Bundesliga pünktlich die geforderten Unterlagen zur Drittliga-Lizenzierung vollständig bis 15.30 Uhr beim DFB eingereicht. Ob allerdings alle Anforderungen und Auflagen tatsächlich erfüllt wurden, wird sich zeigen.

Offizielle Prognosen mochte angesichts der Komplexität der Dinge niemand abgeben. "Wir haben alles getan, was wir tun konnten. Aber Versprechungen auf einen positiven Entscheid kann ich keine machen", hatte Aufsichtsratschef Jürgen Marbach direkt im Anschluss zurückhaltend erklärt.

Bis zur Verkündung herrscht also banges Warten. Das negative Szenario, das dem MSV im Fall einer Absage bevorsteht, wäre verheerend. Es droht der Sturz ins Bodenlose. Wird auch die Drittliga-Lizenz verweigert, ist die Insolvenz unausweichlich. Es bestünde zwar die Möglichkeit, die Lizenz für die Regionalliga West zu bekommen, doch auch den Gang in die fünftklassige Oberliga Niederrhein will niemand ausschließen. Für die Regionalliga benötigt der Klub "nur" eine Bürgschaft über 35 000 Euro und für Risikospiele ein Ausweichstadion, das den Sicherheitsbestimmungen entspricht. Im Spielplan der Weststaffel mit 19 Teams ist sogar noch ein Platz frei: Auftaktgegner der Duisburger wäre am 27. Juli Velbert. So weit will derzeit aber niemand denken.

Aufrufe: 08.7.2013, 09:00 Uhr
Rheinische Post / Stefanie SandmeierAutor