2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
In seinem sechsten Jahr steht Andreas Schäffer mittlerweile als Trainer beim TV Riedenburg in der Verantwortung.
In seinem sechsten Jahr steht Andreas Schäffer mittlerweile als Trainer beim TV Riedenburg in der Verantwortung. – Foto: Markus Schmautz

Schäffers Weg in Riedenburg ist noch nicht zu Ende

Für den ehemaligen Jahn-Profi ist die sportliche Entwicklung der Truppe wichtiger als die Punkteausbeute.

2015 konnte der TV Riedenburg seinen ehemaligen Jugendspieler und Profi des SSV Jahn, Andreas Schäffer (36), als neuen Trainer für sich gewinnen. Prompt gelang die Rückkehr in die Bezirksliga, worauf jedoch der sofortige Wiederabstieg folgte. Gegenwärtig stecken die Altmühltäler in einem kleinen Umbruch, und so kommt die Mannschaft mit einem jüngeren Gesicht daher als noch vor zwei, drei Jahren. Wir haben die Gelegenheit genutzt und uns mit Andreas Schäffer sowie TV-Abteilungsleiter Bastian Bögeholz über die aktuelle Situation im Verein unterhalten.

Hallo Ihr beiden, wie blickt Ihr ganz persönlich auf dieses alles andere als normale Fußballjahr zurück?

Andreas Schäffer: Für uns alle war es ein verrücktes Fußballjahr, weil niemand die Situation richtig einzuschätzen wusste. Gefühlt hatten wir das ganze Jahr über Vorbereitung. Anfangs haben wir versucht die Spieler durch Einzeltraining und später in Kleingruppentraining bei Laune zu halten. An einen geregelten Trainingsablauf war aufgrund der Einschränkungen nicht zu denken. Wir konnten die Zeit jedoch auch nutzen, um einen Umbruch einzuleiten und somit unseren jungen Spielern Zeit zu geben, sich an den Herrenbereich langsam zu gewöhnen.

Sebastian Bögeholz: Sportlich gesehen war es für mich persönlich anfangs natürlich enttäuschend, die Saison nicht wie gewohnt zu Ende zu spielen. Jedoch habe ich schnell gemerkt, dass es wichtigere Dinge als Fußball gibt und dass somit persönliche Interessen erstmal hintenangestellt werden mussten. Ich bin froh, dass wir in diesem speziellen Fußballjahr zumindest ein wenig unseren Hobby nachgehen konnten. Andere Sportarten hat die Corona-Pandemie wesentlich härter getroffen als uns Fußballer und darüber sollte ein Jeder sehr dankbar sein.


Auch wenn Ihr nur vier Ligaspiele absolvieren konntet, ist Eure sportliche Ausbeute heuer zufriedenstellend?

Schäffer: Natürlich geht es in erster Linie immer um Punkte. Jedoch liegt mir die Entwicklung unserer Spieler mehr am Herzen als ein Dreier am Wochenende. Ich bin kein Ergebnistrainer sondern möchte meinen Spieler Wissen vermitteln, um uns stets individuell wie auch als Gruppe zu verbessern. Dass dies manchmal auch auf Kosten der Punkteausbeute geht, ist mir bewusst und nehme ich in Kauf. Schlussendlich verbessern sich die Spieler und das bedeutet mir mehr als Siege.

Bögeholz: Mit der Punkteausbeute hätte noch der ein oder andere Punkt mehr rausspringen können. Aber die gezeigten Leistungen, vor allem gegen Oberndorf und Ramspau, stimmen mich für die Zukunft sehr positiv.


Bei Euch ist ein gewisser Umbruch – nicht zuletzt wegen der Abgänge von Sebastian Schmid und Alex Maier – innerhalb der Mannschaft in vollem Gange. Wie klappt dieser „Wandel von Alt zu Jung“ bisher?

Schäffer: Wir wussten, dass dieser Umbruch früher oder später kommen wird. Wir versuchen dies als Gemeinschaft aufzufangen und jeder bekommt ein kleines Stück mehr Verantwortung auf und neben dem Platz zugewiesen. Natürlich benötigt alles seine Zeit, aber unsere jungen Spieler werden an ihren Aufgaben wachsen, davon bin ich fest überzeugt.

Bögeholz: Für einen Verein wie dem TVR waren diese Abgänge natürlich schwer zu verkraften. Beide hatten wesentlichen Anteil an den Erfolgen der letzten Jahre. Es war uns auch klar, dass wir unsere sportlichen Ziele in der nächsten Zeit erstmal zurückschrauben müssen, ich bin aber auch davon überzeugt, dass wir auch in Zukunft eine vernünftige Rolle in der Kreisliga spielen werden. In den absolvierten Spielen hat jeder von uns gesehen, dass wir trotz der Abgänge immer noch wettkampffähig sind. Wir sind jetzt in der Liga in einer komfortablen Situation, wo wir viel ausprobieren können und wo unsere jungen Spieler in den verbleibenden Partien befreit aufspielen und wertvolle Erfahrungen sammeln können. Gleichzeitig ist es uns auch wichtig, dass jeder auch Verantwortung neben dem Platz übernimmt. Viele unserer Spieler sind als Trainer auch im Jugendbereich tätig und unterstützen bei sämtlichen Aktivitäten was dem Verein betrifft. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ohne dieses ehrenamtliche Engagement würde es für den TVR sehr schwer werden. Was in Zukunft dann dabei herausspringt werden wir sehen.

Der Wegfall von Toptorjäger Alex Meier (in Blau), der kürzer treten will, ist für die Riedenburger nur schwer zu kompensieren.
Der Wegfall von Toptorjäger Alex Meier (in Blau), der kürzer treten will, ist für die Riedenburger nur schwer zu kompensieren. – Foto: Florian Würthele


Andi Schäffer steht bereits seit 2015 an der Riedenburger Seitenlinie und bleibt Euch bis mindestens 2022 erhalten...

Bögeholz: Wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit von Andi bei uns. Für uns war es damals ein echter Glücksgriff, einen Mann seines Kalibers für den TV zu gewinnen. Er hat meiner Meinung nach den Fußball in Riedenburg ein Stück weit verändert und modernisiert. Früher haben wir gekämpft, die Bälle nach vorne geschlagen und darauf gehofft, dass der Maier die Bälle reinhaut (schmunzelt). Jetzt sind wir weitaus flexibler, können verschieden Systeme spielen und man sieht auch hin und wieder tolle Kombinationen. Eine Entwicklung, die ich sehr begrüße. Er bekommt von der Abteilungsleitung dafür das vollste Vertrauen.


Eure Spieler hätten vor der erneuten Zwangspause sicher gern noch ein paar Wochen weitergespielt. Wie halten die Jungs sich in den nächsten Wochen und Monaten fit?

Schäffer: Gerne hätten wir noch die verbleibenden Wochen genutzt, um uns besser einzuspielen und Abläufe zu optimieren. Leider wurde nichts daraus und aktuell fehlt ein wenig das Ziel vor Augen, da ein Ende der Pandemie weiterhin nicht in Sicht ist und somit auch die Wiederaufnahme der Restsaison offenbleibt. Sobald es die Situation aber wieder zulässt, werden wir wieder eine Laufchallenge durchführen, um uns für die Restrückrunde eine vernünftige Basis zu erarbeiten.


Wie haltet Ihr überhaupt Kontakt in Zeiten von Corona?

Schäffer: Wir haben natürlich unsere Plattformen, über die wir kommunizieren. Zusätzlich schalten wir uns über Videokonferenzen zusammen, um uns über aktuelle Themen und Entwicklungen im und außerhalb des Vereins auszutauschen.

Basti, wie bewertest Du die Entscheidung des BFV, als einziger Landesverband in Deutschland die Saison nicht abzubrechen?

Bögeholz: Die Saison im Herrenbereich nicht abzubrechen war im Nachhinein die richtige Entscheidung. Ich verstehe es aber nicht, warum wir die Einzigen waren. Ein wenig Einigkeit würde ich mir da schon wünschen. Die Aufsplittung der restlichen Ligaspiele in Verbindung mit dem Ligapokal waren für uns dann allerdings nicht nachvollziehbar. Aber wir akzeptieren die Entscheidung und versuchen das Bester aus der Situation zu machen.


Habt Ihr Sorgen, dass einige Spieler im neuen Jahr überhaupt keine Lust mehr auf Fußball haben? Oder haben sich gar schon welche verabschiedet?

Schäffer: Komplett ausschließen lässt sich dies natürlich nicht, jedoch können diese Einschränkungen auch positive Nebeneffekte mit sich bringen. Die Spieler können verstärkt an ihrer Eigenmotivation arbeiten, die Pause nutzen um Kraft für neue Aufgaben zu tanken oder um hartnäckige Verletzungen auszukurieren.


Hat Corona negative Auswirkungen im finanziellen Bereich beim TV Riedenburg erzeugt? Wenn ja, könnt Ihr die Ausfälle überhaupt kompensieren?

Bögeholz: Uns brechen natürlich Einnahmen aus den Heimspielen oder aus unseren internen Veranstaltungen, wie z.B. Watt- oder Kickerturnier, weg, aber zum Glück spielt das bei uns nicht so ins Gewicht, so dass wir trotz der Pandemie gut um die Runden kommen.

Aufrufe: 014.12.2020, 14:00 Uhr
Florian WürtheleAutor