2024-06-06T14:35:26.441Z

Ligabericht
Die Dorfmerkinger Sportfreunde, hier Fabian Weiß, gegen den Stammheimer Christian Schwalb, waren immer einen Tick schneller am Ball und schenkten dem abstiegsbedrohten SC Stammheim gehörig ein.  Foto: Günter Bergmann
Die Dorfmerkinger Sportfreunde, hier Fabian Weiß, gegen den Stammheimer Christian Schwalb, waren immer einen Tick schneller am Ball und schenkten dem abstiegsbedrohten SC Stammheim gehörig ein. Foto: Günter Bergmann

SC Stammheim: Der Schock vom Emerholz

Der SC Stammheim wird von den Sportfreunden Dorfmerkingen deklassiert +++ nach guter Anfangsphase fängt der SC sieben Gegentore

Selbst nach einer darüber geschlafenen Nacht ist es für Thomas Oesterwinter schwer zu begreifen. Da spielt sein Team gegen die Sportfreunde Dorfmerkingen die ersten zwanzig, dreißig Minuten so diszipliniert, dass der Stammheimer Trainer diesen Abschnitt mit zu den besten Auftritten seiner Mannschaft in der Landesliga zählt.

Und dennoch kassiert sein Team in der Folge eine Klatsche, die den Trainer an die vergangene Fußball-Weltmeisterschaft erinnert, als Gastgeber Brasilien im Halbfinale in Belo Horizonte mit 1:7 gegen den späteren Weltmeister Deutschland unterging.

„Mineiraço“ nennen die Brasilianer diese Schmach. Sinngemäß in etwa „der Schock von Mineirão“. Am Samstag Nachmittag gab es also in Stammheim den Schock vom Emerholz. „Wir haben gewusst, dass die Dorfmerkinger nach vorne drücken und da auch sehr stark sind“, sagt Oesterwinter. „Wir dagegen wollten unsere Außen einsetzen und schnell Konter laufen. Das hat funktioniert und wir hatten da auch ein paar gute Chancen“. Damit beschreibt der Trainer allerdings eben genau die gute Anfangsphase seines Teams. Doch im Grunde stand die Partie unter dem Einfluss eines schlechten Sterns, oder wie eine hinlänglich bekannte Floskel heißt: Erst hatte der Landesliga-Aufsteiger kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu.

Stammheim mit Torwart Nummer 4

Denn im Stammheimer Kader musste wieder einmal improvisiert werden, vor allem zwischen den Pfosten. Torwart-Routinier Milan Jurkovic war zwar beim Fußball, aber eben nicht im Emerholz. Der Polizist ist mit seinem Einsatzteam beim Bundesliga-Abstiegskampf des VfB Stuttgart gegen Borussia Dortmund in und um die Mercedes-Benz-Arena herum eingeteilt gewesen. Ersatzmann Thomas Walther hat für die Sommersaison eine Animateur-Stelle im sonnigen Süden angenommen und fehlt ab sofort und Torwart Nummer drei, Lawrence Croft, ist bekanntlich auch Trainer des TSV Heimerdingen, der zeitgleich aktiv war. Damit blieben nicht mehr viele Kandidaten übrig. Besser gesagt, nur noch einer, und zwar Bartyomiej Röder, der sonst bei der Club-eigenen zweiten Mannschaft den Kasten hütet. „Ich musste ja froh sein, dass ich überhaupt einen Torwart habe“, findet Oesterwinter, der die Kröte schlucken muss, dass Topmann Milan Jurkovic nun schon insgesamt elfmal ein Landesliga-Pflichtspiel verpasste.

Dabei war anfangs selbst der Ersatzmann auf der Höhe. Und auch die Moral der Gastgeber stimmte, obwohl es in Strömen goss. Zwar gingen die Gäste, mit einem Angriff aus der Kategorie „aus heiterem Himmel“, nach einem Pass von Florian Wille auf Felix Gruber in der 17. Minute in Führung, doch ließen die Emerholz-Kicker keinesfalls im Kollektiv die Köpfe hängen. Schon im nächsten Angriff war Ugur Yilmaz zwar überrascht, mit dem Rücken zum gegnerischen Tor, doch komplett allein gelassen, als er den Ball vor die Füße bekam. Einen Angriff später war es Yilmaz, der in einer ähnlichen Situation sofort aus der Drehung Flügelflitzer Andreas Herzog bediente, der von links den Ausgleich besorgen konnte.

„Wir geben jedenfalls nicht auf!“

Doch dann kam die 29. Minute. Freistoß Dorfmerkingen. Fabian Weiß zirkelte den Ball an der Mauer vorbei in die einzige Ecke, die eigentlich dann der Torwart im Griff hätte haben können. Hatte Bartyomiej Röder aber nicht. Nasser Boden, nasser Ball – und dann war auch der Aushilfskeeper nass gemacht. Die 2:1-Führung für die Gäste. „Unser junger Torwart, das war der ärmste Junge der Welt“, sagt Oesterwinter. „Dabei waren wir doch froh, dass er da war.“

Und nun nahm das Schicksal seinen Lauf. Ein mitgereister Dorfmerkinger Fan geriet dabei wahrlich in Stress. „Alle drei Minuten muss ich jetzt meiner Frau den neuen Spielstand durchgeben“, schimpfte er augenzwinkernd. Simon Vesel erhöhte in der 33. Minute auf 3:1, in der 36. Minute war Jeffrey Janik schneller beim abgetropften Ball und erhöhte auf 4:1. Kurz vor dem Halbzeitpfiff, in der 44. Minute, markierte Florian Wille das 5:1. Die Messe war gelesen. In der zweiten Halbzeit bauten Daniel Nietzer (53.) und Tim Brenner (74.) den Vorsprung noch weiter aus.

„Wir vergessen dieses Spiel jetzt ganz schnell. Noch ist immer noch nichts entschieden“, sagt SC-Trainer Oesterwinter. „Wir brauchen jetzt eine Trotzreaktion.“ Sechs Spiele stehen noch aus, um das rettende Ufer zu erreichen. „Wir geben jedenfalls nicht auf!“

SC Stammheim: Röder – Bardaro, Kromm (59. Peringer), Schunger, Christian Schwalb – Hartmann, Griebel (71. Onur-Mert Yilmaz) – Yildizeli (71. Maier), Herzog (76. Mavinga) – Tobias Oesterwinter – Ugur Yilmaz.

Sportfreunde Dorfmerkingen: Zech – Mack (79. Kurz), Hasenmaier, Fabian Janik, Gruber, Niederer, Weiß, Jeffrey Janik, Vesel (57. Scherer), Nietzer, Wille (46. Brenner).

Fieberkurve beider Teams

Aufrufe: 025.4.2016, 17:30 Uhr
Nord-Rundschau/ Tom BlochAutor